[...] In unserer Gesellschaft ist Kinderarbeit verboten. Niemand käme bei uns auf die Idee, das Verbot oder Nichtverbot von Kinderarbeit einfach den Markt und damit den Konsumenten regeln zu lassen. Den Konsum solcher Produkte würden wir nicht als Privatangelegenheit durchgehen lassen. Sondern wir sehen hier eine ethische Dimension, die über den Einzelnen hinausreicht. Sie ist überall da gegeben, wo Menschen oder Tiere leiden, die sich nicht wehren können.
[...]
Du ziehst auf einer ethischen Ebene einen interessanten Vergleich.
Der Konsum der durch Kinderarbeit erzeugten Produkte wird bei uns durch den Markt geregelt. Kinderarbeit ist zwar in Deutschland verboten, aber weiß schon, ob die Kleidung aus Fernost etc. nicht durch Kinderarbeit hergestellt wurde. Diese Wahrscheinlichkeit wird geflissentlich ignoriert und das Produkt gekauft. Sind die Kinder aus diesen Ländern weniger wert, weniger schützenswert? Und jetzt bitte keine Argumente in Richtung *da habe ich keinen Einfluss drauf*.
Das ist so ähnlich wie die Tatsache, dass viele Vegetarier angeben, dass sie Fisch und Meeresgetier essen. Das ist halt nicht "süss" und hat kein Fell. Das diese genauso schützenswerten Tiere ein grauenhaftes Dasein fristen, wird dann genauso geflissentlich beiseite geschoben.
Mich stören ganz allgemein bei dieser Diskussion zwei Dinge, der Dogmatismus in den die Argumente gepackt werden und der Glaube, durch ein anderes Verhalten sich selbst über andere erheben zu können.
PS: Den beklopptesten Kommentar einer Veganerin den ich bislang gelesen habe, bezeichnete die künstliche Befruchtung einer Kuh als "Vergewaltigung" und die Trennung von Kalb und Muttertier als "Kindesentführung". Sorry, ich kann die nicht ernst nehmen.
Ich hatte früher über viele Jahre eine Hasenzucht, immer so zwischen 10 - 20. Einziges Ziel: Sonntagsbraten. Ab und zu brachten wir zum Decken mal eine neue "Häsin", die schwachen starben nach der Geburt, manchmal biß die Alte welche tot. Getrennt wurden sie, sobald sie aus dem Nest waren. Von Geburt bis zum Verspeisen war ich dabei, ich wurde in jeder Hinsicht Expterte. Ein schlechtes Gewissen hatte ich nie, denn die Tiere waren ja zum Essen da. Ich glaube, dass viele, die aus Tierschutzgründen kein Tier essen, Tiere nur als Haustiere oder aus dem Zoo kennen. Dass man Tiere hält, ohne sie mal zu essen, fand ich lange Zeit ungewöhnlich.
PS: Den beklopptesten Kommentar einer Veganerin den ich bislang gelesen habe, bezeichnete die künstliche Befruchtung einer Kuh als "Vergewaltigung" und die Trennung von Kalb und Muttertier als "Kindesentführung". Sorry, ich kann die nicht ernst nehmen.
Ich sehe das nicht so bekloppt. Bei solch einem Umgang mit Menschen würde man genau so darüber berichten. Jaja....Mensch und Tier, ich weiß. Und die Arroganz gepaart mit dem Egoismus der Menschen nervt mich.
Ich sehe das nicht so bekloppt. Bei solch einem Umgang mit Menschen würde man genau so darüber berichten. Jaja....Mensch und Tier, ich weiß. Und die Arroganz gepaart mit dem Egoismus der Menschen nervt mich.
Willst du ernsthaft Tiere auf die Stufe eines Menschen stellen oder Menschen auf die Stufe der Tiere? Ersteres machen zu meinem Entsetzen viele Haustierhalter.
Ich wundere mich über das teilweise schlechte Image der Veganer. Soweit ich das beurteilen kann, ist eine Mehrheit gegen die Missstände in der Massentierhaltung. Auch von der Pelztierzucht, dem Keulen von Robbenbabys oder dem Lebendrupfen von Gänsen zeigen sich viele schockiert. Die Veganer setzen sich für diese Lebewesen ein, mit einer aus meiner Sicht bewundernswerten Konsequenz und Opferbereitschaft. Mir ist das sehr sympathisch.
Warum sind sie bei manchen dennoch so unbeliebt? Weil sie Sand in das Getriebe unserer Verdrängungsmechanismen streuen? Weil sie uns indirekt einen Spiegel vorhalten, in dem wir schlecht aussehen?
Die Veganer tun uns Nichtveganern de facto nichts.
Grüße,
Arne
Edit: Mich erinnert das ein wenig an die Art, wie während meiner Kindheit von den Erwachsenen naserümpfend über die "antiautoritäre Erziehung" gesprochen wurde. In Deutschland wurde das Züchtigungsrecht der Eltern gegenüber den Kindern erst im Jahr 2000 abgeschafft (das Züchtigungsrecht der Ehemänner gegenüber den Ehefrauen im Jahr 1928). Prügelnde Eltern verbaten sich auch damals jede Mitsprache von außen. Die fortschrittlicheren, liberal eingestellten Menschen, die in einem Kind bereits einen Mitbürger mit vollen Menschenrechten sahen, wurden belächelt, beschimpft und diffamiert. Obwohl sie niemandem etwas getan hatten. Heute ist es für niemanden mehr erträglich, wenn in seiner Gegenwart ein Kind zur Bestrafung geohrfeigt wird.
Disclaimer: Die Unterschiede zwischen Tieren und Kindern sind mir bekannt. Ebenso wie die Gemeinsamkeiten.
@Keko: Du sprichst hier noch eine andere Perspektive an, die ich als wichtig einschätze: die zunehmende Entkoppelung der Menschen von der Natur.
Viele Sportler bewegen sich zwar "draußen" aber um zu trainieren etc. Die wenigsten können Pflanzen und/oder Tiere bestimmen, sofern sie sie überhaupt wahrnehmen.
Das kann man auch immer wieder an den gezeigten Fotos aus Sporturlauben/Trainingslagern ablesen. Die wenigsten zeigen etwas von der Landschaft o.ä. man zeigt sich und die Kumpels. Auch wenn man an weggeworfenen Mülltüten oder an Hühner-KZs vorbeifährt.
Ob vegan oder nicht, Natur wird letzten Endes nur zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse benutzt.
Willst du ernsthaft Tiere auf die Stufe eines Menschen stellen oder Menschen auf die Stufe der Tiere? Ersteres machen zu meinem Entsetzen viele Haustierhalter.
Warum genau wiegt das Leid eines Menschen mehr als das Leid eines Tieres, wie bestimmt man den Wert einer Spezies? Etwa daran ob man ihr selbst angehört?
Nehmen wir an, Außerirdische, die uns Menschen weit überlegen sind, kommen auf die Erde und finden Menschenbabies schmecken derbst lecker. Was würdest Du denen entgegnen, doch nicht etwa "aber wir können leiden, und lieben unsere Kinder, so wie ihr!". Dann würde der Herr E.T. diesen Thread rausholen, lachen, eine fiese Analogie ziehen, und Dein Kind verspeisen.
Whatever quantitative measure of success you set out to achieve becomes either unattainable or meaningless. The reward of running—of anything—lies within us.
... und der Glaube, durch ein anderes Verhalten sich selbst über andere erheben zu können.
Mir geht es definitiv nicht darum, sich über andere zu erheben. Mir ist auch kein Vegetarier oder Veganer persönlich bekannt, bei dem das der Fall wäre. Es geht darum sich über sich selbst zu erheben, nicht jedoch über andere. Warum wird das immer so negativ gesehen? Man will doch nicht nur satt sein. Sondern ein Stück weit auch ein guter Mensch.
Zitat:
Zitat von DasOe
Das ist so ähnlich wie die Tatsache, dass viele Vegetarier angeben, dass sie Fisch und Meeresgetier essen. Das ist halt nicht "süss" und hat kein Fell. Das diese genauso schützenswerten Tiere ein grauenhaftes Dasein fristen, wird dann genauso geflissentlich beiseite geschoben.
Es gibt 1000 Dinge, die ich aus moralischer Sicht besser machen könnte. Ich bin aber erst bei Punkt 89 angekommen. Die restlichen 911 Punkte lasse ich mir gerne vorhalten, das sage ich ohne jeden Sarkasmus.
Zitat:
Zitat von DasOe
Du ziehst auf einer ethischen Ebene einen interessanten Vergleich.
Der Konsum der durch Kinderarbeit erzeugten Produkte wird bei uns durch den Markt geregelt. Kinderarbeit ist zwar in Deutschland verboten, aber weiß schon, ob die Kleidung aus Fernost etc. nicht durch Kinderarbeit hergestellt wurde. Diese Wahrscheinlichkeit wird geflissentlich ignoriert und das Produkt gekauft. Sind die Kinder aus diesen Ländern weniger wert, weniger schützenswert? Und jetzt bitte keine Argumente in Richtung *da habe ich keinen Einfluss drauf*.
Sie sind gleich viel wert und gleich schützenswert. Das ist aber nicht so einfach, wie es sich liest. Wenn wir die Schneiderei boykottieren, in der Kinder arbeiten, rackern diese im nächsten Monat auf der anderen Seite des Zauns in der Ziegelei. Was geschieht mit ihnen, wenn sie auch dort rausfliegen? Das ist ein komplexeres Räderwerk als die Schweinezucht, wie Du selbst natürlich weißt.