Ich esse viel Obst und Gemüse, gerne Butter, Quark und Joghurt, paar Eier, wenig Käse - Getreide & Co gibt es in verschiedenen Formen 1x am Tag (manchmal auch nur alle zwei Tage).
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Es geht also nicht darum, dass ich "dank" meines Verzichts auf Tiere ein ethisch besserer Mensch bin, sondern lediglich darum, dass ich mir in DIESEM BEREICH unserer Welt Gedanken gemacht und eine Entscheidung getroffen habe.
Hallo Michel, gut geschrieben - aber eine ehrlich gemeinte Frage: was ist aus ethischer Sicht daran besser, Eier und Milchprodukte zu essen, statt Fleisch? (Sofern man keine Hauskuh / Haushuhn hat.)
Ich bin da kein Experte, aber die Story kommt mir nicht ganz plausibel vor.
I.d.R. dürften nicht Medikamente im Fleisch das Problem sein, sondern dass sich in der Massentierhaltung durch den massenhaften Anitbiotikaeinsatz resistente Keime verbreiten, die dann auch den Menschen infizieren können und auch dort schwer zu bekämpfen sind. Etwas ausführlicher beschrieben z.B. hier: Bundesamt für Risikobewertung: Fragen und Antworten zu den Auswirkungen des Antibiotika-Einsatzes in der Tierproduktion
Ich bin auch kein Arzt und kann dir die Geschichte nur so wieder geben wie sie mir der Nachbar erzählt hat.
Besser wäre es wo anders zu kaufen. Besser wäre es nicht zu fliegen.
In letzter Konsequenz wäre es dann besser gewesen nicht geboren worden zu sein...
Wenn jeder in einem Bereich, wo es einem leicht fällt, auf etwas verzichtet bzw. weniger davon konsumiert/nutzt, ist niemand der Übermensch, aber in der Summe, im Schwarm geht es in die richtige Richtung.
Mir fällt es z.B. leicht, auf Fleisch zu verzichten oder Öko-Klamotten zu kaufen, dafür brauche ich tagtäglich mein Auto und auf meine Flugreisen zu verzichten wäre auch schwierig.
Jemand anderes denkt vielleicht genau umgekehrt...
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[leaving] extending the comfort zone
In diese Diskussion hat sich ein Argument eingeschlichen, das allgemeine Zustimmung zu finden scheint. Ich bin jedoch noch nicht sicher, ob ich diesem Argument ebenfalls zustimmen kann. Kann mich bitte jemand überzeugen?
Gesagt wird, dass folgende Dinge moralisch gleichwertig seien:
a) Jemand macht eine Flugreise und schadet damit der Umwelt. In der Folge stirbt in Tier, oder ein Tier wird nicht geboren. Oder: Jemand benutzt ein Auto und überfährt einen Igel.
b) Ich will Gänseleber herstellen, so billig wie möglich. Als halte ich tausende Gänse in engen Käfigen und sorge für eine Zwangsernährung über eine Magenröhre, sodass die Leber auf die zehnfache Größe eines normalen Tieres anwächst. Dann sorge ich für die maschinelle Tötung des Tieres und verkaufe seine Leber.
Für mich sind beide Fälle moralisch nicht gleich, obwohl in beiden ein Tier zu Tode kommt. Wir würden doch auch einen Unterschied in in diesem Fällen sehen:
c) Ich nehme an Straßenverkehr teil. Dadurch trifft mich eine Mitschuld an jährlich 3000 überfahrenen Menschen.
d) Ich töte eine Menschen um seine Nieren zu verkaufen, die ein Dialysepatient dringend braucht.
In den Fällen b und d benutze ich konkret ein Lebewesen für meine Zwecke oder die Zwecke eines Dritten. Das Lebewesen wird instrumentalisiert. In den andern Fällen nicht. Das ist für mich der entscheidende moralische Unterschied. Offenbar seht Ihr das mehrheitlich anders. Wo ist mein Denkfehler? Warum ist eine Flugreise moralisch vergleichbar mit dem Verzehr von Stopfleber?
eine ehrlich gemeinte Frage: was ist aus ethischer Sicht daran besser, Eier und Milchprodukte zu essen, statt Fleisch? (Sofern man keine Hauskuh / Haushuhn hat.)
Jetzt verwirrst Du mich ....
Ich hatte doch explizit geschrieben, dass ich eben KEIN ethisch besserer Mensch bin bzw. korrekt ausgedrückt: kein ethisch besseres Verhalten an den Tag lege, nur weil ich mich vegetarisch ernähre.
Ich habe mir lediglich zu diesem Bereich Gedanken gemacht, bin zu bestimmten Schlüssen gekommen, die für mich akzeptabel sind - aber weil ich nicht der König der Welt bin, eben nur für mich (auch wenn ich - wiederum nur für mich - glaube bzw. davon überzeugt bin, dass jegliche Massentierhaltung gegen zahlreiche Normen, Vorstellungen, Ideale eines aufgeklärten Menschen verstößt, ich also auch meine Eier und meinen Quark aus mir bekannten und für mich akzeptablen Quellen besorgen muss, will ich meinem FÜR MICH geltenden Anspruch erfüllen).
Natürlich wünschte ich mir, dass jeder Mensch ein bisschen mehr reflektiert, was sein Verhalten bewirkt - das wäre schon mal der wichtigste Fortschritt - und dann unter Umständen schaut, ob es Alternativen gibt, die weniger problematisch sind.
ABER, und da kommt eins meiner Lieblingsbeispiele:
Ich glaube, das Fraunhofer Institut hat mal vor Jahren Tetrapak und Glasflasche für Milch verglichen und kam zu dem klaren Entschluss, dass es keine klare Aussage gibt bzw. dass es eben davon abhängt:
Z. B. von der Distanz des Milchproduzenten vom Handel (wg. Transport), ob und wie die Milchflaschen vom privaten Haushalt sauber gemacht werden etc., von der Entsorgung der Tetrapaks in den Haushalten etc.
Kurz: Unsere Welt ist heute so komplex geworden, alles hängt so verzwickt miteinander zusammen, dass selbst das T-Shirt für 3,99 € bei KIK noch etwas Gutes haben KÖNNTE, weil es mittel- und langfristig helfen KÖNNTE, eine Infrastruktur aufzubauen (dann müssen allerdings noch ein paar Dinge geschehen).
Noch ein kleiner augenzwinkender Hinweis, wenn's hier wieder moralisch werden sollte:
Luhmann hat geschrieben, dass es "die dringlichste Aufgabe der Ethik" sei, "vor der Moral zu warnen".
Ich finde, das passt ganz gut zu "beiden" Seiten der Diskussion, denn jeder meint, die richtige Moral auf seiner Seite zu habe - aber genau genommen geht es nicht darum, moralisch recht zu haben oder nicht, sondern was für uns als Gesellschaft, die über sich hinausdenkt (= in die nächsten Generationen), richtig erscheint und entsprechend zu handeln.
........Gesagt wird, dass folgende Dinge moralisch gleichwertig seien:
a) ...........
b) ...........
Warum ist eine Flugreise moralisch vergleichbar mit dem Verzehr von Stopfleber?
Ich sehe nicht, dass geschrieben wird, dass die beiden Dinge moralisch vergleichbar sind.
Ich sehe nur, dass der vegane Vielflieger und der Fleischesser beide keine weisse ökologische Weste haben und das es dem veganen Ironman deswegen nicht zusteht, den fleischliebenden Dorftriathleten abzuurteilen.
Grüsse
Stefan
Zitat:
Zitat von dickermichel
Jetzt verwirrst Du mich ....
Ich hatte doch explizit geschrieben, dass ich eben KEIN ethisch besserer Mensch bin bzw. korrekt ausgedrückt: kein ethisch besseres Verhalten an den Tag lege, nur weil ich mich vegetarisch ernähre.
Was ich furchtbar finde und was mir häufig begegnet:
Wenn Leute rausbekommen, dass ich mich vegetarisch ernähre, dann meinen sie, sie müssen sich mir gegenüber rechtfertigen, dass sie Fleisch essen. Ich entgegne dann, dass ich kein Apostel der vegetarischen Religion bin und die fleischlose Ernährung für mich beschlossen habe, sie aber nicht in Diskussionen verteidige.
Was ich auch nicht sehe (was Arne irgendwo schrieb): Fleischlose Ernährung ist für mich kein Opfer/Verzicht.
Fleischesser sollten sich über jeden Vegetarier freuen. Vegetarier kaufen Ihnen kein Fleisch weg und da sie kein Fleisch nachfragen, treiben sie den Preis auch nicht hoch.
Jetzt verwirrst Du mich ....
Ich hatte doch explizit geschrieben, dass ich eben KEIN ethisch besserer Mensch bin bzw. korrekt ausgedrückt: kein ethisch besseres Verhalten an den Tag lege, nur weil ich mich vegetarisch ernähre.
Ah, ich dachte, du meintest, du wärest zwar insgesamt kein ethisch besserer Mensch, aber würdest eben in einem Bereich versuchen, ethisch zu handeln (Tierprodukte). Wenn die ganze Ethik wurscht ist und Fleischverzicht nichts diesbezüglich bringt, worum ging's dann hier nochmal?