Du baust einen Strohmann auf, den Du anschließend bekämpfst. Hat jemand gesagt, alle seien dumm, die eine andere Partei als die Grünen wählen? So etwas lese ich nur von Dir und von Adept.
Na, den Eindruck vermitteln schon hier viele Grünenvertreter. Dass die anderen Parteien es nicht blicken, was wichtig und dringend ist.
Wenn ich mir aber die Grünenpolitiker und hier die Protagonisten anhöre, bekomme ich ein anderes Bild.
Hier prallen wohl unsere Weltsichten und Menschenbilder zusammen: auf der einen Seite kollektivistische Sicht auf Menschen, die als Gesellschaft einer starken staatlichen Führung bedürfen, auf der andere die individuelle Sicht auf den eigenverantwortlichen Menschen, für den der Staat nur eine minimal-Dienstleistung bieten soll (Sicherheit, Infrastruktur, Rechtssicherheit), und einen Rahmen für freie Entfaltung und Lebensentscheidungen, um die Gesellschaft frei zu gestalten. Letzteres hat in Deutschland leider keine Mehrheit, auch wenn sich seit dem "Untertan" glücklicherweise einiges gebessert hat.
Ich denke nicht, dass da ein wesentlicher Dissens zwischen Euch besteht. Manche Aufgaben sind Sache des einzelnen Bürgers, andere die der Gesellschaft als Ganzes. Die Differenzierung zwischen einem "individualistischen Menschenbild" und einem "kollektivistischen" halte ich für weitgehend substanzlos.
Regeln sind Dir doch sehr willkommen, wenn sie die Migration einschränken, und unangenehm, wenn sie den Umweltschutz betreffen. Es geht also nach meiner Wahrnehmung nicht um das Vorhandensein von Regeln, sondern ganz einfach um die Themen, auf welche sich die Regeln beziehen. Wozu dann das ganze Latein vom Menschenbild?
Du baust einen Strohmann auf, den Du anschließend bekämpfst. Hat jemand gesagt, alle seien dumm, die eine andere Partei als die Grünen wählen? So etwas lese ich nur von Dir und von Adept.
Wenn Habeck nach der Wahl und Nepomuk hier sagt, die Grünen hätten "die beste Politik in der Ampel" und alles richtig gemacht, wenn gleichzeitig ca. 25 % ihrer 2021-er Wähler davongelaufen sind, dann ist das Arroganz, weil es implizit unterstellt, daß alle, die nicht die Grünen wählen, es einfach nicht begreifen, wie gut sie sind. Die Einsicht, daß man wohl Fehler gemacht hat, bzw. eine Politik betreibt, die der Mehrheit nicht gefällt und nicht die Interessen der Mehrheit bedient, daß man ggf. die eigene Politik ändern sollte, wenn man die Wähler erreichen will, gehört offenbar nicht zum Repertoire der Grünen. (was nicht heißt, daß andere da eher bereit sind, Fehler einzugestehen, aber ganz so selbstbewusst treten andere Verlierer dann doch nicht auf.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ich denke nicht, dass da ein wesentlicher Dissens zwischen Euch besteht. Manche Aufgaben sind Sache des einzelnen Bürgers, andere die der Gesellschaft als Ganzes. Die Differenzierung zwischen einem "individualistischen Menschenbild" und einem "kollektivistischen" halte ich für weitgehend substanzlos.
Ich empfinde es essenziell, nicht substanzlos, weil darin für mich der wesentliche Unterschied zwischen Grüner/Linker (aber auch teilweise rechter) und Liberaler Politik besteht: wie weit darf der Staat (oder auch die Gesellschaft) in die persönliche Lebensführung und Lebensentscheidungen eingreifen? ich sage, so gut wie gar nicht. Ebenso bin ich für eine minimale Staatsquote, auf ein Kern begrenzt, während Grüne/Linke und oft rechte Politik auch (einschließlich der CDU seit Merkel und dem EU-Apparat) den Staat, ihre Funktionen und Befugnisse stetig ausweitet, so daß die "Gesellschaft" es immer normaler findet, für alles nach dem Staat zu rufen. Kohl sagte mal angeblich, "Bei einer Staatsquote von 50% beginnt der Sozialismus". Ob das die wahre Grenze ist, weiß ich nicht, aber ich will eine Politik, dessen Ziel es ist, diese Quote wesentlich zu senken.
Auch sehe ich bei vielen die kollektivistische Tendenz in den Klagen wegen der "Spaltung der Gesellschaft". Eine wirklich offene, liberale Gesellschaft ist in viele Individuen gespalten, denen allen ihr eigener Weg zugestanden wird, und das ist gut so - das ist wahre Vielfalt, nicht nur die Vielfalt von Hautfarbe und Geschlecht. Der Ruf nach der "Mitte", die "geschlossen" auftritt suggeriert ein Kollektiv, der nicht mit meinem Bild vom aufgeklärten Individuum zusammenpasst.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Regeln sind Dir doch sehr willkommen, wenn sie die Migration einschränken, und unangenehm, wenn sie den Umweltschutz betreffen. Es geht also nach meiner Wahrnehmung nicht um das Vorhandensein von Regeln, sondern ganz einfach um die Themen, auf welche sich die Regeln beziehen. Wozu dann das ganze Latein vom Menschenbild?
Weil es genau vom Menschenbild abhängt, welche Regeln man aufstellt. Wenn der Staat den Menschen keine rationalen Entscheidungen zutraut, reguliert er zu viel und bekommt Untertanen, wenn er den Menschen mehr Freiheit zugesteht, bekommt er auch mündige, verantwortungsbewußte und demokratisch aktivere Menschen (die auch mal widersprechen, wie unangenehm).
Der Staat soll aber nicht alles regeln, nur das, was für innere und äußere Sicherheit und für Rechtssicherheit untereinander nötig ist. Zuwanderung kontrollieren hat mit Sicherheit zu tun (Kriminalität, aber auch Sozialsysteme), Umweltschutz ist sinnvoll, darf aber nicht zu tief ins individuelle Leben eingreifen (z.B. Mülltrennung, Abgasreinigung, u.ä. sind o.k., da sie die Menschen weder viel kosten, noch ihre Wahlfreiheit einschränken, Strohhalme verbieten oder Menschen zu extremen Ausgaben zu zwingen durch Einschränkung von Antrieb oder Heizungtechnologie halte ich für übergriffig und ungeeignet).
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Also lieber dem Volk (der Mehrheit) nach dem Mund reden, seine Überzeugung von Umfrage zu Umfrage anpassen?
Oder vielleicht doch lieber dem Volk ein Angebot anhand der eigenen Überzeugungen und Überlegungen machen?
Wendehaelse und populisten haben wir für meinen Geschmack mehr als genug, nämlich zuviel.
Wenn Habeck nach der Wahl und Nepomuk hier sagt, die Grünen hätten "die beste Politik in der Ampel" und alles richtig gemacht, wenn gleichzeitig ca. 25 % ihrer 2021-er Wähler davongelaufen sind, dann ist das Arroganz, weil es implizit unterstellt, daß alle, die nicht die Grünen wählen, es einfach nicht begreifen, wie gut sie sind.
Ja, mein Gott, wir wissen doch, dass Du Herrn Habeck nicht magst. Von mir aus kannst Du herbei konstruieren, er sei arrogant. Was soll man groß dazu sagen? Es läuft im Gleichschritt mit dem rechten Narrativ, die Grünen seien arrogant.