Szenekenner
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Minimalziel erreicht
Wie der Titel besagt habe ich beim gestrigen Tristar111 in Worms das Minimalziel erreicht. Aber ich habe ein ambivalentes Verhältnis zur Leistung…über die ich jetzt en Detail berichten möchte.
Es wird lang...
Die Anreise erfolgte am Samstag, nachdem eine letzte kurze Rad-Ausfahrt mit anschließendem Koppellauf getätigt wurde. Ich habe mich dabei darauf beschränkt relaxed zu sein und nicht noch mal an die Limits zu gehen einfach weil ich meinen Muskeln im Hintern Erholung gönnen wollte. Danach wurden die letzten Kleinigkeiten soweit vorbereit (Geltuben von den spitzen Ecken befreit, Schwimmbrille mit Anti-Fog behandelt, etc.) und der Wagen gepackt.
Dieser war schön voll mit 3 TT-Rädern, denn wir hatten ja noch das P3 eines Teamkollegen, welcher Größe XL fährt, dabei. Ihn haben wir vor Ort getroffen. Er bekam nach unserem Eintreffen sein Rad ausgehändigt, damit er noch eine kl. Runde drehen konnte. Wir haben in der Zeit die Startunterlagen abgeholt und das Hotel aufgesucht um die Abgabe der Wechsel-Beutel vorzubereiten. Kaum waren wir damit fertig, rief der Mattes schon wieder an: So richtig ins Fahren ist er nicht gekommen und bevor er sich über den herrschenden Verkehr um Worms herum weiter aufregt, hat er es gelassen.
Gemeinsam präparieren wir also die Räder und schlendern „as lässig as possible“ zum CheckIn, wie man das so als Triathlet halt macht. Man muss dazu sagen, dass Mattes CX-, Rennrad- und MTB Fahrer ist und meint das Format seines ersten und letzten Trias kommt ihm entgegen. Das Dumme: Er wird schneller sein als ich und werde mich dabei glücklich schätzen, wenn er mich nicht vor KM 20 überholt…
Und dann sehe ich das Wunder: Ich habe zum ersten mal einen Radparkplatz am Ende der Wechselzone und muss nicht so wie sonst mit dem Rad durch die ganze Wechselzone laufen. 10 Meter bis zur Zeitnahme, quasi wie die Profis.
Dann sind wir noch mal die Laufwege abgegangen und haben dabei das vorhandene Material angeschaut. Kurz: es war nahezu alles dabei, was man so kennt. Man konnte die Details der einzelnen Rahmen in Bezug auf Aerodynamik genau betrachten (wenn man FuXX aufmerksam zugehört hat)...
Der Nachmittag wurde beim Italiener um die Ecke verbracht und ein frühes Abendessen in Ruhe eingenommen. Erste Hektik kam auf als nicht ganz deutlich war, wo die Rennbesprechung stattfand. Da diese anstatt auf dem riesigen Festgelände in einer Halle in der Innenstadt abgehalten wurde, sind wir mit dem Auto hingefahren, auch weil unser Hotel ganz in der Nähe war.
Die Besprechung selbst war naja, überfüllt und bis auf zwei Infos bezüglich Streckenführung nicht das was es sein sollte.
Das Essen nach der Wettkampfbesprechung haben wir ersatzlos gestrichen. Wir/Ich hassen Massenverpflegung bei Großveranstaltungen und sind dann auf das Fest gegangen welches auf dem Platz genau hinter unserem Hotel abgehalten wurde. Leider begann eine Band Stimmungsmucke aus den 70/80er Jahren zu trällern, so dass wir mit zwei Gläsern Rose aufs Zimmer gegangen sind, dort den Krimi gesehen haben und schnell die Augen zu gemacht haben.
Aufstehen am Renntag ging gut, die Nervosität setzte langsam ein als wir zum Frühstück gingen, welches auf vielfache Anfrage bei der Rezeption durch die vielen Trias vorverlegt wurde. Selbiges war reichlich und gut.
Die Radflaschen wurden befüllt und dann ging es los in die Wechselzone. Das Rad wurde fertig gemacht, aber nicht die Beutel noch mal kontrolliert, warum auch?
Schwimmeinstieg: Alles sah routiniert aus, ein paar haben sich eingeschwommen. Ich auch, aber wirklich nur bis knapp vor die erste Boje und wieder raus. Dabei habe ich meine Süße aus den Augen verloren, denn ich musste in meinen Block weiter hinten und sie ist recht weit vorne gestartet. Neben mir stand ausser meinem Teamkollegen Mattes noch Udo Bölts und Carsten Bresser, mit denen man ein paar lockere Worte gewechselt hat. Carsten ist das Format Triathlon noch nicht so geläufig wie Udo aber er hat bereits bei einem XTerra mitgemacht. Marcel Wüst war auch da und wenn man sehen will, wie fit die Jungs sind, der möge in die Ergebnislisten schauen.
Der Start war dann endlich erfolgt aber es passierte nix weil ja das Prozedere der 10er Gruppen alle 2sek das Feld ganz schön in die Länge zieht. Ich bin bspw. etwas über acht Minuten nach dem ersten Athleten über die Startlinie gegangen. Ich kraul also los und runde die erste Boje, die wenn überhaupt 50 m nach dem Einstieg kam, OHNE Berührung (!). Allerdings bekam ich gleich darauf einen Tritt auf die Oberlippe, die dann mit Anschwellen reagierte. War zwar unschön aber reiner Zufall und so bin ich weiter geschwommen.
Dann kam der erste Wendepunkt des „Z“ und auch dort konnte ich ganz innen runden, bin dann aber auf dem Weg zum zweiten Wendepunkt nach links abgetrieben worden (Ja in dem Hafenbecken ist eine hübsche Strömung) und wäre fast mit einem zusammengeknallt, der auf dem Weg zum ersten Z-Punkt war. Wir berührten uns nur leicht am Arm und schon ging es um die letzte Wende Richtung Ausstieg. Straight Forward sollte man meinen aber auch hier spielt die Strömung Streiche und so ist ein Kurs ganz links an der Spundwand ganz schlecht weil da der Strom aus dem Rhein seine größte Wirkung hat. Ich habe mir einen Kurs im leichten Rechtsbogen ausgedacht und gehofft, dass es einigermaßen gut war.
Nach dem Ausstieg fand ich eine 18:08 auf der Uhr. Das erste Ziel war schon mal erreicht. Jetzt hoch auf die Straße und den Neo zum Laufen runterziehen und die etwa 450m in die WZ gerannt. Ich bin wirklich gerannt wie nichts Gutes und habe dabei etliche Leute überholt. Beutel geschnappt, ausgeleert. Helm auf, Neo runter, hingesetzt, Radschuhe an, Startnummernband um, Schwimmsachen in Beutel gesteckt und beim Loslaufen auf den Sammelhaufen geworfen. Vollgas mit MTB-Schuhen zum Rad (So wäre ich gerne den abschließenden 10er gelaufen). Aus der WZ raus war fast Schlange stehen angesagt, weil man noch bis zur Straße schieben musste. Warum dann die Zeitnahme für die WZ nicht da oben ist habe ich mich noch gefragt während ich aufstieg und los trat. Auf dem Rad saß ich nach 23:22min -passt!
OK, jetzt Rhythmus finden, erst mal locker mit Rückenwind 15K den Rhein entlang und langsam die Pace hochschrauben, was mir schwerfällt aber OK denke ich mir, bleib locker und warte auf die ersten Hügel. Eigentlich müsste ich mal pieseln, mal schauen ob das mobil klappt. Phuhhh, gleich der erste richtige Hügel macht meinen Beinen zu schaffen, sie sind hart wie Stein und so schalte ich immerhin zum einzigen mal auf das 25er und rolle dort locker hoch. Irgendwie kommen immer mehr Hügel und ich denke mir, dass ich auf dem falschen Rennen bin weil ich knapp über 450 HM auf 100K erwartet habe. Die sind aber schon nach etwa 45K verbraucht? Hmmm, ab da verabschiedete ich mich von meinem Traumziel Sub 4h und schwenkte weiter auf Sub 4:05.
Der Gegenwind macht mir und einigen anderen zu schaffen aber es wird meist fair gefahren, manchmal lasse ich ein „Drafting sucks“ raus und der Hinweis wird verstanden. Großes Lob an den Kampfrichter, der nicht gleich gepfiffen hat, als sich vor einer Ortsdurchfahrt eine Gruppe gebildet hat, gemeinsam durch den Ort ist (alle im Oberlenker und defensiv) und danach sich automatisch normale Abstände eingestellt haben. Das Lob geht aber auch an die Athleten. Ob hier erfahrenere Athleten an den Start gehen kann ich nicht sagen aber alle die mich überholt haben oder die ich überholte habe, konnten sich ganz gut auf dem Rad bewegen.
Ein weiters Ziel erreicht: Kollege Mattes taucht erst um KM 30 auf. Sooo schlecht simmer also net.
Doch nun kam das übelste Stück Gegenwind. Leicht ansteigend auf eine Hochebene. Ich hatte das Gefühl meine Bremse am Hinterrad ist zu.
Dann kam irgendwann eine Zeitmessung bei KM 60, laut Schild, an der verabschiedete ich mich sicherheitshalber gleich mal auch von Sub 4:05 und 4:10 wurde als Ersatz eingesetzt, denn wenn das mit dem Gegenwind so weitergeht kann es leicht über 3h für den Bikesplit werden. Aber es wurde auch langsam flacher und irgendwann drehte der Kurs Richtung Worms und der Wind kam von schräg hinten. Meine Muskelschmerzen im Hintern, mit denen ich mich seit Wochen plage wurden nicht schlimmer und so drehte ich in der Ebene verhalten mehr auf und konnte wieder vereinzelt mit Überholen beginnen. Der Dom von Worms kam in den Blick, jetzt ist es nicht mehr weit, dachte ich.
Doch dann die Ernüchterung: ein Schild will mir weismachen, dass es noch 10K zum Ziel sind. Ich schaue auf die Uhr die mir sagt, dass ich schon länger als 3:10 unterwegs bin, genau weiß ich das nicht mehr. Aber das können nie im Leben noch 10K sein also weiter draufdrücken, schließlich soll keine 3 für den Bikesplit vorn stehen. Vollgas! Und Ich bin bis zur Abfahrt auf den Festplatz im Auflieger gelegen. Dann Absteigen und das Rad nach 10Meter abstellen (froi) und ab dafür zum Wechselbeutel.
Ich habe mich auf dem Rad gut verpflegt, eventuell etwas unregelmäßig getrunken aber genug und Gels gab es auch zur rechten Zeit. Trotzdem war das Laufen durch die Wechselzone nicht mehr so locker wie in die andere Richtung…
Den Beutel ausgeleert, die Helferin musste mir nicht helfen, so schnell hatte ich die Radschuhe aus, die Socken und die Schuhe an. Sie hat dann Helm und Radschuhe eingepackt während ich aus der WZ raus bin und auf das erste Dixi, dass ich finden konnte. Ihr erinnert euch? Ich musste seit Anfang des Radsplits, was mobil nicht ging und ich es aber auch nicht zu 100% ausprobieren wollte (Es geht nicht um den Sieg). So hatte ich auch noch einmal Zeit Durchzuschnaufen (Haha, auf einem Dixi, schon klar…).
Los ging die Laufstrecke mit dem Aufstieg zur Rheinbrücke, der Blick auf die Uhr verriet mir, das ich mich verdammt sputen müsste, wenn ich 4:10 noch schaffen will.
Über die Brücke drüber hinweg, auf der anderen Seite runter und gleich wieder hoch und zurück. Dann ging es an der WZ vorbei und in die Stadt. Leider ging der Bevölkerung der Tria am A. vorbei, nur die Streckenposten haben applaudiert, keine Zuschauer weit und breit. OK, es ist schöner aber laufen musst du noch immer selbst.
Die Runde hatte auch ordentlich Höhenmeter und musste zweimal gelaufen werden. Ich ging nach etwa 3,5 am Stock quälte mich weiter, der Zustand blieb bis etwa 4,5K so und ich war froh das eine Verpflegung in der Stadt kurz vor dem Scheitel der Runde eingerichtet war. An der hielt ich kurz an, um meinen Kopf und die Arme zu wässern, hab eine Cola geschnappt und bin weitergelaufen. Zweimal um die Ecke und wieder runter Richtung WZ. Ich hab schon gemerkt, dass ich nicht viel schneller konnte und sah mich schon fast gehen aber das wollte ich nicht, auf keinen Fall gehen! Auch so ist nun auch noch das Minimalziel von Sub 4:15 in Gefahr.
Zweite Runde: Der Teamkollege kommt mir später entgegen (starke Krämpfe) und meine Süße auch, sollte ich mich etwa erholen und beschleunigen können? Ja es geht tatsächlich besser, auch bergauf. Minimal aber besser! Noch einmal in der Verpflegung zum Wässern und für ne Cola gegangen und dann bergab beschleunigt was noch ging. Noch mal durch den Kies des Rondels um die WZ und abbiegen auf die Zielgrade.
Der Veranstalter hat ja eine tolle Info am Vorabend versendet, wie man sich beim Zieleinlauf zu verhalten habe um zu jubeln wie ein Profi…nun mir war die Zeit wichtiger und sowas wie Trikot zu ist obligatorisch wenn man denn einen Namen auf der Brust trägt der einem was bedeutet. Egal ob beruflich als Profi oder als Teammitglied eines Vereins.
Ich bin jedenfalls fast der Mail folgend ins Ziel gelaufen, nur die Jubelgeste habe ich ausgelassen, weil ich mit allem was noch ging durch den Zielkanal gerannt bin und erst unter dem ZielzeitDonut zu laufen aufgehört habe.
Schön gelöst war der Bereich nach dem Ziel, wo man sich mit allen Leuten treffen konnte. Der Athletsgarden war erst dahinter. Ich also schnell ein Wasser geschnappt und das Trikot wieder geöffnet, danach meiner Süßen in den Arm gefallen. Der Blick erst jetzt auf die Uhr am Handgelenk sah wie grade die Minutenanzeige von 14 auf 15 sprang. Immerhin das Minimalziel geschafft!
Soweit das Rennen, hier die Splits und die Aufklärung warum ich die Leistung ambivalent betrachte:
S = 0:18:08
T1= 0:05:01
B = 2:56:45
T2= 0:02.03
R = 0:51:49
Wie oben beschrieben war ich mit dem Schwimmen zufrieden. Mehr kann man nicht verlangen, wenn man die Sportart arg vernachlässigt um andere Bereiche zu verbessern.
Das Rad ist der erste Knackpunkt. Gehofft habe ich auf eine Zeit, die 10min schneller ist, mit einer 2:50 wäre ich auch zufrieden gewesen. Ich hatte aber noch immer die größten Schwierigkeiten am Berg, was ich komisch finde. Alles vom MTB ist weg. Entweder regelt der Central Governor zu früh runter oder mir fehlt ganz einfach immer noch der Bums am Berg.
Es war ein scharfer Wind auf einem sehr langen Teil der Strecke von schräg vorn. K.A. was das ausgemacht hat, lass es im Bestfall 5min sein aber ich denke eher 3-4min. Weniger als auf die Zeit wird er sich aber vielmehr auf die Energiebereitstellung ausgewirkt haben. Klar, den hatten alle aber mir geht es nur um meine Zeit.
Das positive war, dass ich mich nicht verrückt gemacht habe, konzentriert geblieben bin, auch als sich die Schmerzen im Hintern angekündigt haben, war ich im Kopf klar und entspannt. Sie sind dann auch nicht schlimmer geworden und im Gegenteil nach Worms rein waren sie nicht vorhanden und ich konnte gut drücken.
Laufen: Ganz klar fehlt die Kraft. Ziel war unter 48min. Ziel klar verfehlt. Ja, das Bike war hart aber auf die Distanz gesehen nicht am Limit. Ich wollte schneller Laufen aber die Beine haben nicht gehorcht. Und es war mal wieder das Gefühl da, nicht genügend Energie / Sauerstoff umsetzten zu können. Analog zu meinen Läufen ohne Vorbelastung habe ich geatmet wie bei einem 10er (2 Schritte Ein/2 Schritte Aus) aber habe nicht mal HM Tempo drauf gehabt. Als ich am Schluss wirklich schneller wurde habe ich teilweise 1/1 geatmet, gefühlte Anstrengung: Intervall.
Aber auch hier gibt es wieder viel Positives: Ich bin nicht gegangen außer an den Verpflegungen und habe auch fast nicht daran gedacht. Etwa nach dem Motto lieber im Schweinsgalopp gelaufen als schnell gegangen. Positiv war auch, dass die Hitze mir zugesetzt aber mich nicht fertig gemacht hat. Ich habe mich also am Schluss doch noch mit dem Minimalziel belohnen dürfen und so bin ich mit der Leistung gemessen an der Zeit grade noch zufrieden aber mit der Renneinteilung, sowie der Renneinstellung bin ich sehr zufrieden.
Über meine Beobachtungen zur Veranstaltung schreibe ich dann im entsprechenden Fred.
/S.
Geändert von Skunkworks (31.05.2011 um 10:38 Uhr).
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