Eifersucht.
Ich muss gestehen, dass ich außer Herzblatt noch eine habe.
Eine, die mich nicht mehr loslassen will.
Die letzten Tage waren nicht leicht. Ein richtig schönes Wochenende mit Herzblatt und die andere zickt .
Ich bin ja selbst schuld. Ich habe ihr nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet. Sie fühlte sich vernachlässigt, ich fühlte mich getrieben, während sie mir nach und nach die Energie entzog.
Wäre es ein Mann, wäre es mitunter leichter. Eine Flasche Bier, eine Tüte Chips, ein Fußballspiel im TV und er gäbe Ruhe . Aber nein, nicht umsonst heißt es die MS und nicht der MS.
Heute lief ich ziemlich genau einen Kilometer, am ersten Ameisenhügel war der Ofen aus. Sie streikte, wollte reden, ungeteilte Aufmerksamkeit .
Wir spazieren, träumen, halten inne, sind einsam im erblühenden Wald. Der Wind frischt auf, verweht die dunklen Gedanken. Tempo spielt wirklich keine Rolle. Zum ersten Mal seit Tagen kann ich wieder klarer denken, genieße die Ruhe, freue mich.
Manche betrachen ihr Anhängsel als totalen Feind, den es bis zum letzten Blutstropfen zu bekämpfen gilt. Ich sehe sie als Schicksalsgemeinschaft. In vertauschten Rollen würde es mir auch nicht gerade gefallen im Körper eines nicht mehr ganz taufrischen Kerls zu stecken, der eine andere anhimmelt und tagein tagaus unablässlich freudvoll bewegend mir selten Ruhe gönnt.
Sie hat es wirklich nicht leicht mir mir. Also machen wir das Beste draus.
Vorab zu meinen folgenden Gedanken nochmals ein alter Beitrag, den überraschend Swimming Anna vor kurzem auf ihrer Facebook Seite aus aktuellem Anlass veröffentlichte. Passt immer noch.
@Judith, ich finde deine Einstellung super . Du hast MS, kannst vor lauter Rücken nicht mehr laufen und sagst trotzdem, dass du gesund bist, stark
Wenn man mich fragt, ob es mir gut geht, sage ich :ja.
Wenn man mich fragt, ob ich gesund bin, sage ich etwas zögerlich meist auch ja.
Ich stehe aber auch ganz offen zur Krankheit der 1000 Gesichter. Wir sind jetzt vermutlich lebenslang ein Team.
Rein äußerlich könnte ich die MS verdrängen. Übelkeit und Schwindel beim etwas flotteren Drehen, Patschen mit dem rechten Fuß beim Laufen oder fehlendes Feintuning beim Muskelanspannen bei ungewohnten Tempo sind im Alltag nicht wirklich hinderlich.
Aber selbst, wenn ich es wollte, kann ich die MS nicht vergessen. Nervlich habe ich im Vergleich zu früher doch erhebliche Einschränkungen(wohl tatsächlich Fatigue). Ich halte mein gewohntes Leistungsniveau nur mit festen Ruhepausen, Feierabend und Wochenende, Sport mit Spaß, lieber Familie und Freunden . Besonders mal an nichts denken zu müssen, geistig abschalten zu können, ist dabei wichtig.
Ich bin seit über drei Jahren nicht mehr im Turnierschach aktiv. Sehr schade, da ich die meisten aus unserem super kameradschaftlichen Team selbst anlernte, aber in Verbindung, mit dem nicht so leicht zu vermeidenden Stress in der Firma, wäre es einfach zuviel.
Ich hatte in den Monaten vor meinen Schub einen vermuteten Dauerburnout, kämpfte mich aber trotzdem(bis zum Zusammenbruch) durch.
Jetzt kenne ich meine Grenzen etwas besser, wenngleich es aktuell und im kommenden Jahr eine richtig heikle Gratwanderung mit vielen kaum beeinflussbaren Veränderungen geben wird.
Und Veränderungen mag ich mittlerweile gar nicht mehr(ist auch ein Zeichen einer gewissen Zufriedenheit )
Nochmal zurück zur Rampe, sie war lange Zeit eine reizvolle sportliche Herausforderung, eigentlich erst beim Schreiben der letzten Zeile fiel mir auf, das sie genausogut ein Symbol für meine MS darstellt(Unvollkommen, aber zufrieden leben, und trotzdem immer wieder neue Ziele anpacken).
Vielen Dank
vielen Dank für deinen Post. Ich bin froh, dass ich nachgefragt habe, denn jetzt verstehe ich dich viel besser. Vorher hatte ich eben doch mal wieder meine unangenehme Eigenschaft an den Tag gelegt, von mir auf andere, sprich auf dich zu schließen.
Denn nur weil kein wirklicher Symptomschub mehr auftrat, heißt das ja noch lange nicht, dass du keine negativen Auswirkungen der Erkrankung spüren kannst (nur weil es bei mir so ist).
Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich mit meiner Nachfrage genau das unterstellt hatte.
Ich ärgere mich jetzt über mich selbst und bin - wie gesagt - froh über die Klarstellung.
Trotzdem ändert das aber nichts daran, dass ich froh bin, dass die Krankheit bei mir - vermutlich eben wegen der viel geringeren Präsenz - im Alltag weniger Raum einzunehmen scheint.
Dir und deinen Lieben schöne Feiertage, leckeres Essen, stressfreie Stunden und bis hoffentlich ganz bald mal wieder!
Lieber FMMT, jetzt verstehe ich dich besser.
Und echt starke Leistung das alles so zu packen.
Bist echt ein Vorbild.
(Einzig für deinen öfters mal geäußerten Hang zu süßen und wichtigen Leckereien wie (Kuchen und Keksen) muss ich dich rügen )
Aber mit diesem Abstand kannst du uns Nicht-Kranken abholen. Da wir deine Krankheit im Detail so oder so nie ganz verstehen werden.
Also alles richtig gemacht und auf einen neuen "optimalen" Tag, Woche, ...
Ich verstehe mich mit unter auch nicht .
besonders einmal im Jahr, wenn ich mich doch wieder für Roth anmelde.
Aber diesmal kann ich es auf Herzblatt schieben. Sie stand in der Schlange .
Dir auch alles Gute auf deinem gar nicht einfachen Weg
Lieber FMMT, jetzt verstehe ich dich besser.
Und echt starke Leistung das alles so zu packen.
Bist echt ein Vorbild.
(Einzig für deinen öfters mal geäußerten Hang zu süßen und wichtigen Leckereien wie (Kuchen und Keksen) muss ich dich rügen )
Vielen Dank für deine immer aufmunternden Worte
Lediglich bei den Plätzchen und beim Kuchen mahnst du vergebens, so diszipliniert ich sonst auch lebe, diese täglichen Ausrutscher gönne ich mir
vielen Dank für deinen Post. Ich bin froh, dass ich nachgefragt habe, denn jetzt verstehe ich dich viel besser. Vorher hatte ich eben doch mal wieder meine unangenehme Eigenschaft an den Tag gelegt, von mir auf andere, sprich auf dich zu schließen.
Denn nur weil kein wirklicher Symptomschub mehr auftrat, heißt das ja noch lange nicht, dass du keine negativen Auswirkungen der Erkrankung spüren kannst (nur weil es bei mir so ist).
Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich mit meiner Nachfrage genau das unterstellt hatte.
Ich ärgere mich jetzt über mich selbst und bin - wie gesagt - froh über die Klarstellung.
Trotzdem ändert das aber nichts daran, dass ich froh bin, dass die Krankheit bei mir - vermutlich eben wegen der viel geringeren Präsenz - im Alltag weniger Raum einzunehmen scheint.
Dir und deinen Lieben schöne Feiertage, leckeres Essen, stressfreie Stunden und bis hoffentlich ganz bald mal wieder!
Judith
Liebe Judith,
ich finde es toll, dass du gefragt hast, da gibt es gar nichts zu entschuldigen .
Alles vollkommen ok . Schlimm fände ich es nur, wenn irgendetwas ungeklärt im Raume stehen bliebe.
Ich drücke dir und allen von MS oder sonstigen Herausforderungen geplagten weiterhin die Daumen. Es freut mich sehr, dass es bei dir so gut läuft(und natürlich toi, toi, toi, dass du auch tatsächlich noch mal schmerzfrei laufen kannst).
Ich hoffe, dass es wieder mit einem Treffen in Sifi klappt, wäre toll .
Bis dahin wünsche ich Dir, deinem Liebsten und deiner Familie ebenfalls ein frohes Fest .