Eine weitere „dramatische“ Veränderung in 2005 muss ich noch nachreichen:
Der so nebenbei in Hawaii erwähnte „Nike Free“ hat all meine Laufprobleme, an denen ich zwischen 2002 und Mitte 2005 litt, komplett gelöst.
Begonnen hatte es mit einem Platten 2004/2005, den ich mir ca. 3-4km vor zuhause zuzog.
Anstatt mein Rad einfach zu schieben und nebenher zu trotten, joggte ich barfuß auf dem Grünstreifen nach Hause und wunderte mich, warum sich das so super anfühlte.
Meine Suche nach einem Schuh „ohne alles“ fiel glücklicherweise genau in die Zeit der Free-Premiere.
Da jeder (inkl. Nike) darauf hinwies, bei diesem Schuh handele es sich lediglich um ein Trainingsgerät und keinen Laufschuh, hatte ich zu Beginn Riesenrespekt.
Ich zog den Schuh also morgens an, brachte meinen kleinen Sohn zur Schule und joggte die 2km vorsichtig zurück.
Stück für Stück verlängerte ich die Strecke, fühlte mich immer wohler, während meine alten Schuhe sich zu klobigen Moonboots entwickelten, die ich irgendwann nicht mehr tragen konnte, weil mir danach alles weh tat.
Seitdem trage ich in allen Trainingssessions und WKs Frees, überwiegend den 3er, ab und zu auch den 5er mit 4.5-Einlage.
2013 habe ich mir zur Abwechslung einen Brooks Pure Connect und dieses Jahr einen Saucony Kinvara zugelegt, wobei der Brooks gut läuft, der Kinvara sich nach wie vor "klobig" anfühlt.
Zurück nach Gran Canaria und meinem Leben in Freiheit.
Auf einmal hatte ich Zeit, es war für mich daher völlig klar, dass ich nicht mehr als Agegrouper starten durfte, denn Agegrouper hatten genau das nicht:
Zeit.
Also meldete ich mich als Profi an, ohne auch nur annähernd ein Profi zu sein, doch in solchen Dingen bin ich ziemlich kategorisch (Gruß an Herrn Kant!).
Wir hatten das große Glück, ein nettes Häuschen in einer netten Anlage im Süden von GC als Übergangslösung gefunden zu haben, für relativ wenig Geld und einen Pool mit unorthodoxen Ausmaßen, doch für ein Schwimmtraining absolut ausreichend.
Hatte ich einen Plan für die Zukunft?
Selbstverständlich.
Ich wollte einmal als Pro auf Hawaii starten, mich nicht mit knapp 2.000 überehrgeizigen Agegroupern im Pazifik prügeln, sondern ganz gemütlich zum Radstart treiben …;-)
Ich weiß heute leider nicht mehr, wie die damalige Regelung lautete, hatte aber anscheinend die klare Vorstellung, dass ein Start in Südafrika und danach auf Lanzarote dafür die richtigen Voraussetzungen schaffen würde.
Was das Training betraf, hatte ich natürlich auch einen Plan - und der hieß „Blöcke“.
Im November sollte es einen Schwimm-, im Dezember einen Lauf-, im Januar einen Radblock geben und von Februar bis zum WK Mitte März würde ich alle drei Sportarten in einen Topf werfen und heftig verrühren.
Ich startete grandios, denn mein Schwimmblock stellte für mich tatsächlich alles in den Schatten, was ich bis dahin im Wasser trainiert hatte und ich wurde erstaunlich schnell richtig schnell.
Z. T. trainierte ich zweimal pro Tag, in Summe kamen so in den vier Novemberwochen: 14,5km, 24,5km, 22km und 16,4 (Schwimmkilometer!) zusammen - DAS funktionierte also tatsächlich mal nach Plan.
Der Laufblock im Dezember liest sich mit 74km, 86km, 103km ebenfalls recht chic, doch wie nicht anders zu erwarten, fand mein Körper, speziell die Achillessehne sooo viel Laufen nicht sexy und ich musste bis Weihnachten pausieren, was nicht dramatisch war, da wir dieses soundso in Deutschland feierten, was ich aus heimat-sentimentalen Gründen gleich dazu nutze, mich zu erkälten, so dass ich in der ersten Januarwoche verschnupft nach GC zurückkehrte.
In der Wärme zieht sich mein Schnupfen ja sofort wieder zurück, so dass ich in den folgenden Januarwochen 500km bzw. 700km radeln sowie zwischen 50 und 60km laufen konnte - im Februar kamen noch 2.000km, im März noch 500km Rad dazu, so dass ich mit ca. 4.500km Radkilometern von November bis März nach SA reiste.
Beim Laufen begann übrigens eine Art Training, die in gewisser Weise den Einstieg in die Crossfit/Fasttwitch- = „Kurz & Knackig“-Gefilde ebnen sollte:
Nach langen Radeinheiten lief ich IMMER, dafür aber nicht länger als 4-5km und diese entweder schnell (wenn es die Beine hergaben) oder ganz locker.
Ansonsten gab es 1x pro Woche irgendwelche kurzen Intervalle (meist 200er) und an mehreren Sonntagen (witzig, dass ich diese Abläufe beibehielt, obwohl ich ja jeden Tag Sonntag hatte) die schon hier erwähnte „Docpower-Gedächtnis“-Einheit mit einem ca. 1-1,5stündigen Radeln, gefolgt von zügigem Laufen zwischen 20 und 25km - nur einmal lief ich im Februar 28km und die Woche darauf 32km.
Drei Wochen vor Südafrika dann die Generalprobe mit einer relativ zügigen 184km-Radeinheit und schnellen 14km mit lockeren 5km Auslaufen - ich hatte ein wirklich gutes Gefühl.
Woche 3 und 2 vor dem WK hoffte ich noch mal die Schwimmperformance mit 19km und 10km zu aktivieren und dann ging’s runter nach Port Elizabeth.
Ich also in Südafrika, in einem hübschen kleinen „britischen“ Hotel, ein paar Kilometer weg vom Start, mitten in einem normalen Wohnviertel von Menschen, deren Jahreseinkommen wahrscheinlich gerade mal so hoch war, wie ich für Anmeldung + Reise/Hotel gezahlt hatte - ich fühlte mich noch nie so fehl am Platz, wie in Port Elizabeth.
Mehr will ich in diesem Zusammenhang nicht schreiben, wir wollen ja Sport und Politik immer schön trennen …
Ich kam also dienstags an, machte mittwochs nix und schwamm am Donnerstagmorgen die Schwimmstrecke, lt. Tagebuch „locker und gut“ in 28min für die 1,9km.
Nachmittags fuhr ich die 60km lange Radstrecke ab, die immer wieder durch einen „französischen“ Belag (also beschi**en) glänzte, lief noch eine Viertelstunde drauf und freute mich auf die Pastaparty am Freitag. Diese muss ich aus einem für das spätere Rennen entscheidenden Grund erwähnen:
Das Essen war nicht so der Brüller und es gab keinen richtigen Nachtisch - dachte ich.
Nur jede Menge Trockenfrüchte.
Da Pastaparty ohne Nachtisch gar nicht geht, häufte ich mir halt einen Teller voll Trockenfrüchte und nannte das Nachtisch.
Kurz bevor ich gefühlte drei Kilo Trockenfrüchte verdrückt hatte, kam der richtige Nachtisch …
Nun sind Trockenfrüchte nicht nur lecker und tolle Energie- und Mineralienspender, sondern kurbeln sehr fleissig die Darmtätigkeit an, was meine Oma sehr zu schätzen wusste, wenn sie ihre täglichen zwei Trockenpflaumen einschob, ich aber bei meinem sowieso quasi hyperaktiven Magen-/Darmsystem nicht zwingend benötigte - zumindest nicht 36 Stunden vor einer Langdistanz.
Ich hatte Samstags also einiges an „Big Business“ zu erledigen und hoffte, den Trockenfrucht-Fauxpas hinter mich gebracht zu haben - dazu nur so viel: ich sollte mir mal das Hoffen abgewöhnen …