Die Vorgabe für den zweiten Ironman (wieder in Klagenfurt wg. der Vergleichbarkeit) war simpel:
Fünf Minuten schneller beim Schwimmen = 55min.
10 Minuten schneller beim Radeln = 4.36.
35 Minuten schneller beim Laufen = 3.20.
Die Lösung dafür war ebenfalls simpel, denn sie stand in jedem Buch und jeder Trainer bestätigte sie mir:
Mehr trainieren = mehr Umfänge.
Das führte dazu, dass ich im Februar 2003 vier bis fünf Wochen nicht mehr laufen konnte, zu mehreren Orthopäden musste, die mir jedes Mal neue und natürlich bessere Einlagen verschrieben, die es aber de facto nichts besser machten.
Wie auch, mein Problem bestand ja nur zum Teil aus den „falschen“ Schuhen, dafür zum Großteil daraus, dass ich zwar mehr schwimmen und radeln konnte, mein Körper aber Probleme mit dem „Mehr laufen“ hatte. Damals wusste ich ja noch nix von alternativen Trainingsformen und vertraute auf den damaligen (mir zugänglichen) Wissensstand.
Ich musste das Laufen also zwangsläufig vom Umfang her reduzieren, trainierte ansonsten aber weiter auf das Sub9-Ziel hin, machte ein paar Duathlons, zwei ODs und eine MD in Hilpoltstein (wo ich übrigens auf dem Rad nur 3,5min langsamer als der Sieger Lothar Leder war, allerdings radelte unser HaFu zwei Minuten schneller als LL!) und beschäftigte mich erstmals mit der Ernährung während des WKs.
Damals kursierte eine selbstgebraute Malto-Mischung im Netz, die ich mit ein paar nach wie vor ungenießbaren Riegeln im WK einsetzte - immerhin ließ ich Kakao & Käsesemmeln zuhause.
Der WK selbst ging, wie geplant, los:
Ich schwamm 55.52, wechselte eine Minute schneller als im Vorjahr und schoss auf meinem Cube Agree davon.
Ich merkte allerdings schon auf den ersten Kilometern, dass die Beine nicht so gut wie im Training waren. Was rückblickend auch kein Wunder war, denn ich war viel zu wenig erholt von dem Training der Wochen vor dem WK. Doch ich ignorierte das, weil ich mich mit dem späteren besten Agegrouper des Rennens, Martin Leumann, unerbittlich duellierte, was zwar zur 10besten Radzeit mit 4.36.56 führte, blöderweise aber auch dazu, dass ich aus der Wechselzone raustorkelte und meiner Frau auf ihre begeisterten Rufe, ich sei Erster meiner AK, nur zumurmeln konnte, dass ich nicht mehr könne - was natürlich blöd ist, wenn man noch 42km vor sich hat…
So lief ich mit 3.48 zwar sechs Minuten schneller, aber mit 9.28 war ich weit von meinem Sub9-Ziel entfernt.
Wütend darüber, dass ich es vergeigt hatte, meldete ich mich knapp drei Wochen später am Freitag für den IM Zürich an (damals ging das noch), fuhr samstags hin und sprang am Sonntagmorgen in den Züricher See.
War das eine Prügelei!
Nach 1h war es zum Glück vorbei, ab gings aufs Rad, wo ich die erste der drei Runden alles einsammelte, was vor mir lag.
Dann geschah etwas, was kennzeichnend für meine weitere Triathlonkarriere sein sollte:
Ich probiere Dinge im WK aus, die ich vorher nie gemacht habe.
In diesem Fall war dies die unglückliche Kombination Banane + Zitronen-Iso.
Die Folge: Ich spuckte alles aus, was im Bauch war, fühlte mich hundeelend, konnte mein Maltozeug nicht anrühren und stieg ab der zweiten Runde komplett auf Cola um. D. h. bei jeder Verpflegungsstation griff ich mir eine Flasche Cola.
Immerhin reichte die 4.58 für Platz 20 nach dem Rad und auch die ersten 5, 6km gingen noch ganz gut, doch bei Kilometer 8 musste ich an einer Verpflegungsstation stehen bleiben und:
ESSEN.
Ich hatte so dermaßen Kohldampf, das war nicht mehr feierlich, die Helfer starrten mich fassungslos an, denn ich drohte den Tisch leerzuräumen …
Naja, an Laufen war mit dem vollen Bauch nicht mehr zu denken, zudem war es den ganzen Tag sehr heiß gewesen und ein fettes Gewitter zog auf, außerdem hatte ich ja erst vor drei Wochen einen IM gefinisht - so kam es zu meinem ersten DNF.
Doch DAS konnte es nicht gewesen sein für 2003, also beschloss ich im August/September mich über Hannes Hawaii Tours für Florida anzumelden - und stand Anfang November am wunderschönen Strand von Panama City Beach mit dem festen Ziel, jetzt alles richtig zu machen.
Das hieß, auf dem Rad nicht Vollgas fahren, mich richtig = konsequent verpflegen und seriös laufen.
Gesagt getan, nach knapp unter einer Stunde kam ich aus dem Wasser, fuhr mit relativ entspannten 4.43 zwar 15min langsamer als der Sieger Timo Bracht, doch ich konnte immerhin laufen und war mit der 3.29 Marathonzeit sehr zufrieden - mehr noch mit der Endzeit von 9.20, Platz 32 Overall und vor allem mit Platz 2 in der AK = meinem ersten Ticket nach Hawaii!
Das Jahr nahm also doch noch ein gutes Ende, zumal ich nun das Gefühl hatte, Triathlon verstanden zu haben … hahihaho …