Notizen aus Indien - Teil 6: Reise auf eine Zwergeninsel
Leider gibt es aktuell nicht die im Reiseführer erwähnte Fährt mit dem öffentlichen Boot von Alleppey nach Kollam. Es sind um diese Zeit wohl noch zu wenig Touristen da, die diese Fahrt überwiegend machen. Also fahren wir mit dem Bus.
Eine gute Entscheidung, denn es eine super Fahrt! Als unser Bus kommt, ist er schon rappelvoll und jetzt wollen noch all diese wartenden Inder hinein und wir mit unseren monströsen Rucksäcken! Auf die Drängelei bin ich Dank der Beschreibungen im Reiseführer bestens vorbereitet und gebe keinen Millimeter nach. Mit vollem Körpereinsatz quetsche ich mich vor dem drängelnden und fluchenden Indern hinein, der mich wegschubsen wollte. Ha! Nicht mit mir! Björn kommt auch noch rein, aber unglücklich mitten im Eingang zum Stehen. Manche Inder murren. Er wird angesprochen und sagt, dass er nach hinten durch geht, sobald da Platz ist. Ein paar Inder machen ein bisschen Platz und Björn macht einen mutigen Vorstoß ins Heck des Buses, ich hinterher. Es ist so eng und die Situation so absurd, dass ich erst mal einen kleinen Lachanfall bekomme, zur allgemeinen Erheiterung der umstehenden Inder. Björn kriegt seinen Rucksack vom Rücken, ich irgendwie unter Gelächter von mir und den Indern auch und dann bietet mir ein junger Typ doch tatsächlich seinen kostbaren Sitzplatz an! Wie unglaublich freundlich von ihm, zumal er noch eine ganze Weile fährt, bevor er aussteigt. Irgendwann steigt sogar noch der Typ neben mir aus, so dass auch Björn sitzen kann und wir so ganz bequem, mit meinem Rucksack auf dem Schoß, sitzen und zum offenen Fenster hinaus staunen können.
Der Fahrer macht dem Namen des Buses "super fast" alle Ehre und fährt wie ein Henker. Wild hupend überholt er beinahe alles und jeden und für mich ist es wieder ein Riesenspaß! Mir, der sonst in Bussen fast grundsätzlich kotzübel wird, wird nicht mal schlecht, weil die indischen Busse herrlich ungepolstert und ruppig sind und ihnen alles Sanfte, Schaulende abgeht, was bei mir sonst immer Übelkeit auslöst.
Die Fahrt macht viel Spaß, weil's draußen fast immer was zu sehen gibt, drinnen Leute zu begucken sind und ich mit einem bildhübschen, etwa siebenjährigen Mädchen flirte, die einen Keks von mir annimmt und mir immer wieder mit einem strahlenden Lächeln zuwinkt, als sie auf der Hälfte der Strecke mit ihrer ebenso hübschen Mutter aussteigt.
Dann bleibt der Bus auch viel leerer und nach ca. zwei Stunden erreichen wir Kollam, eine Stadt mit etwa 400 000 Einwohnern, die bisher größte Stadt unserer Reise.
Hier ist es extrem heiß, laut und voll und vermüllt natürlich sowieso. Wir sind kaum aus dem Bus ausgestiegen, als Vimal anruft, ein Freund von Soji, bei dem wir heute übernachten werden. Er kommt, um uns abzuholen und als wir mit ihm mit einem Taxi fahren, denke ich, dass wir ihn mal aus dem Bus hätten anrufen sollen, denn wir fahren das ganze Stück bis zum Hafen und noch ein bisschen weiter zurück, also denselben Weg, den wir gekommen sind. Dann biegt das Taxi von der Hauptstraße ab, kutschiert uns eine Weile durch immer kleinere Straßen, bis wir in einer Sackgasse am Wasser halten, an einem gelben Fischerhaus, wo der Hausherr auf uns wartet, um uns in seinem Einbaum artigen Boot die paar Hundert Meter rüber zu der Mini-Insel zu rudern, wo "The Island Retreat" liegt, das Vimal vor ca. drei Monaten aufgebaut hat. Ich glaube, dass wir neben einem Engländer, der wohl Anfang der Woche hier war, die ersten Gäste sind.
Die Insel hat eine Umfang von vielleicht 400 oder 500 Metern und auf ihr stehen drei Gebäude. Das Haus, in dem Vimal und sein Angestellter wohnen, solange keine Gäste in diesen Zimmern sind (wenn welche da wären, würden sie drüben bei dem Fischer unterkommen), eine Art offene "Halle", die laut Vimal für "conferences" der Gäste ist, wenn ich ihn richtig verstanden habe, wobei mir nicht klar ist, welche Gäste hier was für eine Art Konferenzen machen sollten. Das dritte Gebäude bewohnen wir, das "Heritage House", ein kleines Häuschen ganz aus dunklem Holz mit einem Schlafzimmer und einem kleinen Vorraum und einer überdachten Terrasse. Angebaut ist noch ein Badezimmer ohne Dach. Es ist sehr einfach, aber sauber. Ameisenbesuch darf den Gast hier allerdings nicht stören.
Vimal und sein Angestellter (er nennt ihn in kolonialer Manier seinen "Boy") sind überaus freundliche Gastgeber, die sehr um uns bemüht sind. Vimal ist zudem ein hervorragender Koch, der uns vegetarische Köstlichkeiten auftischt.
Bild 1: Viele Leute haben den Plan, heute in Richtung Kollam zu reisen...
Bild 2: Eine Duke.
Bild 3: Ich liebe diese Obst- und Gemüsestände!
Bild 4: Ich habe täglich an Herrn Sybenwurz tollen Vorschlag gedacht, eine Enfield zu kaufen und damit nach Hause zu fahren. Diese hier ist vor einem Royal Enfield Händler in Kollam fotografiert, wo wir auf Vimal warten.
Bild 5: Ankunft auf der Zwergen-Insel von Vimal.
Leider ja nicht. Ich werde weder dich, noch die Spitze einholen, denke ich. Obwohl ich mich vorhin mit dem Gedanken beschäftigte, ob ich so eine Aktion wie Flow letztes Jahr machen soll, 10 km an einem Tag. Aber ich denke, dass ich dazu weder Bock noch Zeit habe, denn ich muss schon um 14 Uhr arbeiten und habe keine Lust, mir den ganzen Vormittag im Schwimmbad um die Ohren zu schlagen....
Wenn ich übrigens alles so gut könnte wie schlafen, dann wäre ich eine höchst erfolgreiche Frau... Dafür muss ich nämlich nicht viel schwimmen.
Wenn ich von Partys von einigen meiner besten Freunde komme, fühle ich mich oft klein, hässlich und talentfrei.
Heute war wieder mal so ein Fest. Bei Gaby. Gaby ist extrem hübsch, sehr fröhlich und lustig, klug, charmant und vor allem kann sie UNGLAUBLICH gut singen. Ich liebe ihre Stimme und ihre ganze Art, Musik zu machen. Und wie immer in diesem Freundeskreis konnten neben ihr noch andere Leute Musik machen und/oder singen. Heute waren es Dieter, Peer, Neeltje, Peer und Annette.
Ich höre immer fasziniert zu und bekomme Gänsehaut, wenn sie dreistimmig "Creep" singen oder so und denke, dass ich echt nix kann. Ich hatte das wirklich schon oft, dass ich mich dann auf einmal so mies fühle und denke, dass meine Hobbys doch echt kacke sind gegenüber so einem wunderbaren Hobby. Manchmal "muss" ich dann gehen, weil mein Selbstbewusstsein so leidet, wenn ich mich mit ihnen vergleiche.
Bescheuert vermutlich, aber vielleicht kennt ihr so was ja auch...
Gleichzeitig ist es ein Geschenk, mit Ihnen befreundet zu sein, weil sie so nett sind und sich kein bisschen auf ihre Talente einbilden.
Wer Gaby singen hören möchte, kann das am 7.12. im Sailor's Pub in Essen tun. Das kostet meistens nix, da treten immer einfach Musiker auf, die Bock haben, auf der Bühne zu stehen und jeder gibt, was er mag.
denke, dass meine Hobbys doch echt kacke sind gegenüber so einem wunderbaren Hobby.
Wenn Ihr in einem sinkenden Schiff sitzt, können die aber nur um Hilfe singen während Du heim schwimmen kannst
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Erfahrung ist fast immer eine Parodie auf die Idee. (J.W.v.Goethe)
Das gilt übrigens auch für Weitsprungversuche (= Idee) und Achillessehnenrisse (= Erfahrung) ...
Wenn Ihr in einem sinkenden Schiff sitzt, können die aber nur um Hilfe singen während Du heim schwimmen kannst
Das finde ich jetzt echt gut!
"Help, I need somebody
Help, not just anybody
Help, you know, I need someone
Help"
Und J. macht den Delfin und schwimmt schon mal nach Hause. Gefällt mir!
Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich das auch kenne, wenn ich unterwegs war. Da sind alle anderen hübscher, schlanker, schlauer, was-auch-immer. Das Ding ist nur: Das stimmt gar nicht. Außerdem wäre die Welt ziemlich langweilig, wenn jeder die gleichen Talente oder Hobbies hätte. Stell dir vor, jeder könnte toll singen oder schnell laufen...