Vorbereitung
Um die Weihnachtszeit überlegte ich, welche sportliche Herausforderung für mich gut ins Jahr '13 passen könnte. Triathlon konnte ich wegen chronischen Wehwehchen beim Laufen schonmal abhaken. Das kam mir entgegen, denn auf Triathlon hatte ich eh keinen Bock. So wollte ich mich mal ausschließlich am Radfahren erfreuen und bis Mai schauen, was an Training möglich ist. Mögliche Wettkämpfe: 1. Ötztaler oder falls es nicht klappt: 2. Highlander RM in Vorarlberg.
Im Endeffekt hätte ich sogar noch nen Startplatz fürn Ötzi gekricht, mich aber doch für den Weichspüler entschieden. Super Entscheidung im Nachhinein ;-).
Durch den Winter bin ich immer mal auf dem Rad gewesen, das tat gut, ohne dass ich mich mit irgendwelchen Ambitionen selbst stresste. Job bzw. erfolgreicher Abschluss hatten bis dahin absolute Priorität.
Ab Mai hieß es dann vor allem: Kilometer fressen. Die 104km beim Radrennen „Rund um den Finanzplatz“ am 01.05., praktisch aus der Kalten, taten dann auch richtig schön weh und brachten reichlich Trainingsmotivation. Ab da versuchte ich größtenteils nach Friels Radbibel zu trainieren. Grob nach Plan macht mir einfach mehr Spaß als nur so ins Blaue. Zeit war dann auch nur für 3 Grundlagenblöcke. Das heißt 80% GA und langsames Steigern der Umfänge, weil ich offenbar leicht entzündlich bin. Ankerpunkt jeder Woche: Mindestens eine lange und flache Ausfahrt, die regelmäßig etwas länger wurde. Dazu ne flache KA-Session, also dicken Gang rein und jede Woche etwas länger drücken. Dritter Schwerpunkt: Eine hügelige Kraftrunde um die 3h, am Berg schön mit Kraft im Sitzen hochdrücken. Das lief generell recht planmäßig, die Fitness wurde besser.
Im Nachhinein betrachtet hätte ich aufgrund der kurzen Trainingszeit von 3 Monaten direkt spezifischer, ergo bergiger trainieren können. Vielleicht hätte es mir dabei aber auch die Gräten zermatscht. In meinen besten Wochen kam ich dann auf gute 300km, längste Ausfahrt am Stück waren dennoch nur gute 130km mit Pausen, und das im Flachen.
Die letzten 2 Wochen vorm Wettkampf hatten mit Tapering wenig zu tun, Familienfeste und Umzug standen an. Im Nachhinein Gold wert war ein kleiner Test im Urlaub, beim den ich 2 Schlüsselstellen des Highlanders abgefahren bin. Gerade das Faschinajoch hätte mich ohne Vorerfahrungen wahrscheinlich mental gekillt. So lang so steil zu fahren war für mich eindrückliches Neuland...
Spannung erhöhte dann noch meine letzte lange Runde, bei der es mir auf ner Abfahrt tierisch in den Rücken stach. Weniger witzig, wenns einen bei >60 km/h spontan lähmt...nach diesem Erlebnis entschied ich mich, einen gemäßigteren Vorbau zu nehmen. Fühlte sich erstmal doof an, dafür hatte ich auch während des Wettkampfs keinerlei Probleme. Den lass ich wohl auch erstmal drauf.
Tag X: le marathon
Am Tag vorher von der „Neue Wohnung“ nach Ö runtergeballert, Startunterlagen geschnappt, was gegessen, kurz nach Mitternacht im Bett. Aufstehen um Fünf, was zu Essen suchen. Mist, die Ösitankstellen öffnen erst um7. Kurz vorm Start im Zelt noch ein Brötchen ergattert, ein halbes Leben gerettet. Am Start von nem Mitstreiter nen Riegel bekommen, nochmal gerettet, nu konnte es losgehen.
Punkt7 rollten wir los. Mein Ziel von Anfang an: Ankommen, also bin ich jeden Berg so locker wie möglich angefahren. Nach 10km kam gleich der erste Test in Form des „Bödele“: Klingt niedlich, wärmt aber gleich gut auf. 8km mit einem Mittel von 8%. Den kannte ich schon und fuhr schön geschmeidig hoch. Keine Probleme, tolle Sicht auf den Bodensee, Sonnenschein. Die Abfahrt klappte ähnlich angenehm. Überhaupt hatte ich nicht eine brenzlige Situation, alles total easy. Im Tal angekommen entwickelte sich allmählich der längste Anstieg rauf zum Hochtannbergpass. Über 20km bergauf. Da tat es zum ersten Mal weh. Nach ner viel zu kurzen Abfahrt gings direkt in den eigentlich ebenfalls eher kurzen Flexenpass, der gefühlt aber viel länger war. Dort hatte ich mein größtes Tief, fühlte mich schlapp und kraftlos. Endlich am höchsten Punkt des Marathons angekommen fragte ich einen Mitstreiter, wie viele km wir schon hinter uns hatten. Ich rechnete mit wenigstens 100, dann die ernüchternde Antwort: 70km. Aua. Na gut, erstmal was essen und trinken, ne Runde Dixi und weiter gehts.
Ab da wurde es großartig, zig km bergab, die ich in einer netten Gruppe absolvieren konnte. Rund 40km konstant über 30km/h, bei denen ich die Beine richtig ausruhen konnte. Es folgte die Abzweigung, an der man auch auf die kürzere Strecke direkt Richtung Ziel fahren konnte. Da ging es mir jedoch so gut, dass sich die Frage nicht stellte. Ab dem Raggal-Climb fuhr ich dann in einer Gruppe größtenteils älterer Herren auf schönen Rädern. Wir sprachen uns Mut zu und jaulten gemeinsam. Das war schön.
Nun war es nur noch ein schwerer Anstieg, das Faschinajoch. In Länge und Steigung ähnlich dem Bödele, nach 140km jedoch ne ganz andere Hausnummer. Hier sah ich zum ersten Mal schiebende Fahrer, auch ein Mitstreiter fuhr irgendwann rechts raus. Auch ich war kurz davor und hoffte bald den Tunnel zu sehen, nachdem es fast geschafft war. Der kam deutlich später als gewünscht, aber er kam. Puh, endlich wieder unter 10%, was tat das gut! Kurze Abfahrt, noch ca. 400 angenehm arrangierte Höhenmeter aufs Furkajoch, Red Bull made me do it. ;-)
Grandiose, lange Abfahrt Richtung Ziel, noch ein kurzes Flachstück, auf dem ich erstaunlicherweise wieder etwas Druck hatte.
Nach 9h15min war ich dann wieder wieder am Startpunkt mit nem satten 20er Schnitt, reine Fahrzeit von 8h22min laut STRAVA.
http://www.strava.com/activities/74049077
Also chillte ich letztlich ne gute Stunde an Verpflegungsstationen. Ohne die hätte ich es nicht gepackt.
Ich werde gleich noch ein paar Bildchen hochladen, die meine Freundin während des Tests am Faschinajoch und am Bödele gemacht hat. Vom Wettkampf selbst hab ich nur ein Bild hoch oben am Flexen-Dixi, das ist noch aufm Handy.
ciao