Und dann war es soweit. Startschuß! Die Altersklassenathleten der M25 stürzten sich in die Waschmaschine in der Bucht von Alcudia. Am Anfang war es recht wild im Wasser. Aber schon bald fand ich innen eine Linie die ich schwimmen konnte. Langsam lichteten sich die Luftblasen im Wasser. Und gerade als ich meine vollen Züge ausnutzen konnte schimmerte zwischen den Luftblasen was schwarzes aus Richtung Boden durch. Ich hatte eine böse Vorahnung. Wenige Sekunden später entzerrte sich das Feld, die Luftblasen wichen und mir wurde das ganze Ausmaß des Schreckens unter mir eröffnet. Der komplette Meeresboden war bedeckt von einer geschlossenen Decke von moosartigen Algenmist. "Ach du Scheiße! Fuck! Fuck! Fuck!", waren die ersten Gedanken die mir durch den Kopf schoßen. Im wasser hatte ich zudem noch das Gefühl, dass das Zeug direkt unter mir war. "Konzentrier dich verdammt nochmal! Die Dinger wachsen nicht nach oben sondern bedecken nur den Boden! Also reiß dich zusammen!" Ich tat das was ich in so einer Situation immer tue, ich konzentrier mich für einen kurzen Moment auf das Gewächs und schau es mir so genau wie möglich an um zu erkennen, dass das Kindergarten ist was ich da mach. Und da war sie, die erste Badekappe am Grund die auf dem Ekelteppich lag. Und da wurde mir klar wie tief das Wasser eigentlich schon war. Und das reichte bereits um meine Angst auszublenden und mich vollends aufs Schwimmen zu konzentrieren. Und das lief gut, sehr gut sogar! Ich schwamm deutlich bewusster als sonst, achtete während dem Schwimmen auf technische Details. Der äußerste 100m Streifen der Schwimmstrecke wurde dann etwas ruppig, der Wellengang machte sich bemerkbar. Ehe ich mich versah war ich bereits wieder auf dem Rückweg. Es lief reibungslos. Am Ende erhöhte ich dann sogar das Tempo.
Plötzlich tauchte der Sandboden unter mir auf. Ich war da. Noch ein paar Züge und ich richtete mich auf, meine Füße traten in den Sand. Flott, aber nicht zu hektisch, sprang ich über die Wellen richtung Strand. Dabei sah ich auf die Uhr. Eine unglaubliche 29 sah ich da stehen. Ich rannte auf den Strand zu durchquerte die Zeitnahmematte und beendete somit nach überweltigenden 30:19 Minuten das Schwimmen.
Nun ging es über den Strand auf die Promenade richtung Wechselzone. Dieses Jahr durfte das nicht so ein Fiasko werden wie in Zell am See. 300m mussten zurückgelegt werden ehe man die Wechselzone erreichte. Und diesmal lief es fast wie am Schnürrchen. Ich wechselte endlich wieder in gewohnt routinierter Form, klatschte mir noch einen Klecks Sonnencreme auf die Schulterbläter (auf dem Rad würde ich dann Zeit haben die zu verreiben) und lief zu meinem Rad. Meine Schuhe hatte ich bereits an. Ich mag das eigentlich gar nicht, hab meine Schuhe lieber bereits an den Pedalen, aber da ich mit Rennradschuhen fahre geht das nicht anders. Nach 5:29 Minuten war ich raus aus T1.
Auf dem Rad ordnete ich erstmal meine Gedanken und richtete meinen Kopf und meinen Gleichgewichtssinn auf das Radfahren aus. Zuerst ging es am Meer entlang nach Port de Pollenca. Dort wurde dann in das Landesinnere nach Pollenca abgebogen. Gut 20 km dauerte das "Einrollen" ehe der Anstieg zum Kloster Lluc begann. So jetzt nur nicht wieder überziehen. Aber das war für mich kein Problem. Ich fuhr konstant gut 8 Pulsschläge unter dem wie ich normalerweise Berge fahre und fühlte mich sehr gut dabei. Trotz der Bewölkung wurde es unter dem Aerohelm sehr warm. Nach gut 15km war der höchste Punkt erreicht und es ging auf die Abfahrt. Dort lies ich es wieder mal richtig schön laufen ohne jedoch zu riskant zu fahren.
Nach gesamt 45km wurde es dann flacher. Ich fand einen wunderbaren Rythmus und fühlte mich jederzeit in der Lage noch einen Gang hoch zuschalten....tat ich aber nicht. Dafür war mir Zell am See ncoh zu sehr in Erinnerung.
Ab Inca wurde es dann etwas ungemütlich, starker Gegenwind. Ich lies mich davon jedoch nicht beeinflussen und konnte meinen Rythmus weiter folgen.
Nach einer wahnsinnig kurzweiligen Strecke erreichte ich laut Garmin nach 89,9km den Kreisverkehr in Alcudia und betrat nach 2:44:42 Std wieder die Wechselzone.
Der zweite Wechsel lief noch reibungsloser ab, wurde lediglich kurz unterbrochen um meine Blase zu entleeren. Nach 4:44 Minuten ging ich auf die Laufstrecke.
Und hier wartete regelrecht ein Triumphlauf auf mich. Alles das was ich mir ersehnt habe und geplant hatte, ging in Erfüllung. Ich fand wahnsinnig schnell meine Pace und lief mit einem Schnitt von gut 4:18 min/km los. Das Tempo fühlte sich angenehm hart an. Soviel grinsen konnte ich noch nie bei einem Wettkampf. Es lief einfach blendend.
Ziemlich früh bereits gesellte sich ein anderer Athlet an meine Seite, der dort bis ins Ziel bleiben sollte. Wir trieben uns gegenseitig an und liefen bis kurz vor dem Ziel Seite an Seite.
Die ersten zwei Runden vergingen wie im Flug. Wieder an der Strandpromenade angekommen lief ich zum letzten mal durch das Wohngebiet und raus auf die Hauptstraße zum Wendepunkt. Hier wurde dann für die letzten 3 km das Rennen hart. Das Tempo musste ich etwas drosseln, aber ich kämpfte munter weiter. Zwei Salztabletten nahm ich während des Laufens zu mir.
Ein letztes mal nass machen am Ausgang der Wechselzone und das Trikot schließen, frisch machen für die Ziellinie, und da sah ich dann zum ersten mal auf die Gesamtuhrzeit meiner Garmin. Verdammt, ich werd das Ding in unter 5 Stunden heimlaufen! Euphorie machte sich breit. Nur noch wenige Meter bis zur Abbiegung, und dann war es auch schon geschehen. Ich hörte meinen Namen nahm noch einmal einen leichten Linksknick und da stand er der Zielbogen. Mein name auf der Anzeigetafel, meine Zeit, die Platzierung. In überschwänglicher Freude beendete ich den Halbmarathon nach 1:32:13 Stunden und kam somit in 4:57:27 Stunden ins Ziel.
Eine wahnsinns Leistung fand ich und taumelte kochend zu den Duschen. Ein Unglaubliches Rennen! Immer wieder musste ich lachen und Grinsen, ich war im siebten himmel.
Bei der Massage lies ich meine Gedanken nach Klagenfurt schweifen. Ich bin bereit, ohja, ich bin bereit. Der große Tag kann kommen!
Und so wurde nach über einem Jahr der Münchner Halbmarathon als mein bisher bester Wettkampf abgelöst vom Ironman 70.3 Mallorca.
