Also, Lehrer hätte ja jeder werden können, der heute meckert und Lehrer sind entgegen anderslautenden Gerüchten keine Sklaven, können kündigen und sich den "tollen Verdienst" etc. in der freien Wirtschaft mal "gönnen". Ansonsten gibt's doch zur ganzen Neid/Vorurteilssituation nicht viel mehr dazu zu sagen.
Ich hab nur mal 2 AGs "Recht" an ner Hauptschule gehalten. Die waren freiwillig, d.h. ich hab wohl die interessierteren besseren Schüler gehabt, es war in ner Kleinstadt und nicht im sozialen Brennpunkt und ich fand's schwer. Hab verdammt schnell gemerkt, wo meine Grenzen sind. Nicht fachlich, aber um die Klasse im Griff zu behalten.
Ich glaube aber auch, dass Lehrer ungemein davon profitieren würden, wenn sie auch mal ne Zeit außerhalb der Schule tätig wären, statt irgendwann nach Schule und Uni über's Pult zu jumpen und sich denselben Laden von ner anderen Perspektive ansehen. Das würde eben doch manche Vorstellung relativieren. Hab z.B. 2 Tanten, die ne Lehre gemacht haben, Abi nachgemacht etc. Denen kann man eben nix erzählen über die "freie Wirtschaft" und im Zweifel können sie den Schülern genau darüber und den Einstieg in den Beruf besser und aus eigener Anschauung was beibringen. Das hat aber was mit Perspektive und nix mit den Vorurteilen gegen Lehrer zu tun.
Ich geb hier auch mal meinen Senf dazu, als aktiver Schüler ist das vielleicht noch mal eine neue Perspektive. Ich kann natürlich nur von den Erfahrungen aus meiner Schule sprechen, aber ich denke, dass das an den anderen Gymnasien und auch anderen Schulformen in Deutschland nicht groß abweichen dürfte.
Zuerst mal will ich aber Ben (ein bisschen) in Schutz nehmen, da meiner Wahrnehmung nach in seinem Eingangsposting viel mehr Kritik an Staat, Schulsystem und Schulen geäußert wurde, als an den Lehrern selbst.
Schulsystem würde jetzt zu weit führen, daher erst mal meine Erfahrungen mit den Schulen an sich.
Meine Schule ist das beste Beispiel dafür, dass der Schulleitung das Wohl der Schüler und die Qualität des Unterrichts komplett egal ist. Da geht es nur um gute PR der Schule, den PR sorgt am Ende für Geld. Wir haben alte vergammelte Bücher, und davon zu wenig, aber dafür haben wir im Foyer drei sündhaft teure HD-Beamer hängen, von denen ich zwei bisher noch nie in Verwendung gesehen habe! Wenn Schüler aus Eigeninitiative ein Projekt starten wollen, z.B. ein Theaterstück, und dafür die Aula zum Proben verwenden möchten, ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit, aber am Tag der Aufführung, wo die Presse da ist, spricht der Schulleiter davon, wie sehr die Schule so was doch fördern würde, bla bla!
Ich könnte noch weitere Beispiel bringen, aber zurück zu den Lehrern!
Die 10% schlechte Lehrer kann ich leider nicht bestätigen. Eher sind es 10% gute Lehrer, wenn überhaupt, dann ein breites Mittelfeld (nur ist Mittelfeld in der Bildung zu wenig, Bildung ist unser höchstes Gut in Deutschland), aber die Quote der schlechten Lehrer liegt bestimmt bei 20-25%.
Da gibt es Lehrer, die sind einfach nur total verkehrt in der Schule, die haben ihre Aufgabe nicht verstanden.
Geben im Nebenfach einen Fehlerindex von >7, davon 27 Fehler für Ausdruck - dann behaupten sie, dass wäre ihre Aufgabe, dass ich nicht lache! Mit solchen Aktionen verspielt man seine Autorität und verbannt die fachlichen Belange ins Nirwana... Andere sitzen über 50% der Unterrichtszeit nur da und reißen Witze. Ein anderer braucht von seiner Doppelstunde die komplette erste Stunde, um die Anwesenheit festzustellen. Manche kommen in den Unterricht und haben Null vorbereitet. Und weil sie was "unterrichten" müssen, schreiben sie die Lösung einer Aufgabe vom Lösungsbuch an die Tafel, enthält das Lösungsbuch allerdings einen Fehler, sind sie nur noch am Verzweifeln.
Ich will aber auch nicht nur meckern, mein Geschichtslehrer ist zum Beispiel das genaue Gegenteil und meiner Meinung nach ein quasi perfekter Lehrer. Der Unterricht macht Spaß, man lernt viel, jeder wird mit einbezogen, jeder darf etwas beitragen, wenn man was falsches sagt, versucht er, den Gedankengang nachzuvollziehen, um einem dann zu erklären, wo der Haken ist, ohne das man das Gefühl bekommt, "dumm" zu sein (dieser letzte Punkt ist z.B. eine wirkliche pädagogische Meisterleistung, solche Fähigkeiten müssten mehr geschult werden). Das ist leider einer der wenigen Unterrichte, wo ich wirklich gerne hingehe.
Sicherlich tragen bei vielen Lehrern auch die schlechten Möglichkeiten seitens der Schule zu schlechtem Unterricht bei, aber wenn ich dann wiederum meine guten Lehrer sehe, denke ich mir, kann das kein hinreichendes Argument sein, denn die guten Lehrer müssen ja auch mit den selben Möglichkeiten auskommen.
Ich will hier auch wirklich keinem auf den Schlips treten, so wie die vertretenen Lehrer hier reden, habe ich wirklich das Gefühl, dass ihr zu der guten Seite der Macht gehört aber bei viel zu vielen Lehrern kann ich einfach nur den Kopf schütteln und denen würde ich auch nicht glauben, dass sie für ihre Leistung im Unterricht auch nur eine Minute am Nachmittag verschwendet haben!
Dann noch ein letzter Punkt zum Thema Lehrerausbildung. Diese ist m.E. nach total falsch konzipiert. Über den Umfang kann ich nichts sagen, aber wenn bei mir mal ein Referendariat/In den Unterricht leitet, ist das meistens einfach nur ätzend! Man merkt richtig, dass sie einfach nur versuchen, so viele Methoden wie möglich einzubauen und es wirkt einfach nur gekünstelt und resultiert dann im Gegenteil von dem gewünschten Effekt. Da denke ich mir nur: Wie lange wird der wohl brauchen, bis er den selben Einheitsbrei kocht, wie es hier >65% tut... Die Lehrerausbildung müsste sich an dem orientieren, was auch im späteren Unterricht wirklich praktikabel und leistbar ist!
Wie gesagt, ich honoriere die Leistung von jedem guten Lehrer, aber in der Praxis habe ich davon leider noch nicht all zu viele angetroffen
Wenn das eure Probleme sind, weiss ich auf welcher Grundlage das Klischee fußt.
Ich weiß ja nicht wie es bei anderen Arbeitgebern üblich ist. Die schwerwiegenden Probleme die hier und dort auftreten, sollten jedoch nicht Einzug in eine Forendiskussion finden.
Was soll Dein Posting eigentlich? Klar haben andere Leute andere Probleme, jeder wertet anders. Irgendjemandem geht es immer schlechter als mir. Das sagt aber garnichts über eine dahinter möglich liegende Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit aus.
In dem Bereich in dem ich tätig bin, arbeiten vorwiegend Ingenieurs- und Naturwissenschaftler. Es gibt wie überall ein paar Schwachmaten, die meisten jedoch haben sich trotz ausgezeichneter Leistungen, bewusst gegen Wissenschaft oder Privatwirtschaft entschieden. Die Gründe dafür sind heterogen.
Der Einstieg in das Berufsbeamtentum erfolgt in der Regel durch ein Referendariat. In dessen Rahmen ist man in meinem Bereich 2 Jahre lang auf Achse und nirgends Zuhause. Die vermittelte Stoffmenge ist gewaltig und aus unterschiedlichsten Bereichen. Ehemalige Kommilitonen, die einen kurzen Einblick erlangen konnten, was ich alles zusätzlich zu lernen hab,e hatten dafür nur ein Kommentar: "Da hätte ich kein Bock drauf!"
Ich jedoch schon. Jeder muss halt versuchen nach seiner eigenen Façon glücklich werden. Wenn Du es nicht bist, versuch es zu ändern.
Bleibt die Frage, welche Klischees Du meinst. Von den Erzählungen der älteren Kollegen weiß ich, dass es früher Sachen gab, die einfach ungeheuerlich anmuten, muss jedoch feststellen, dass sich der Ämterbereich dahingehend um 180° gedreht hat. Wenn ich jetzt mal 20 Jahre zurückschaue auf die Privatwirtschaft, so bekommen ich von den damals in dem Privatsektor Beschäftigten jedoch auch Dinge erzählt, die dort heutzutage undenkbar sind. Also denk bitte an Äpfel und Birnen.
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Wie ein Quadrat in einem Kreis
Eck' ich immer wieder an
da schreibt ein Schüler aus Bruchköbel von "einer", von "seiner" Schule. Aha. Das ist repräsentativ, wir haben ja auch nur knapp 200 in Deutschland.
Ein anderer zitiert Pispers (übrigens: Lehrer) - der macht Kabarett. Ist eigentlich klar, was das heißt? Ein völlig überzeichnetes Bild, damit man lacht (und einer ordentlichen Portion Wahrheit).
Ein anderer schreibt von seiner Erfahrung als Lehrer an einer Schule, er wurde nicht in den Dienst übernommen.
Aha. Es gibt ja auch nur 200 Schulen in Deutschland.
8 Arbeiten im Jahr bei zwei Korrekturfächern - völliger Unfug, muss man so mal sagen, da merkt man, dass jemand gar nicht weiß, wie Schule funktioniert, denn außer den zwei Leistungskursen hat man ja keine weiteren Klassen mit Klassenarbeiten.
Und Sport/Bio gibt es nur selten als Kombi, das war jahrelang verboten. Klar gibt es Verpieseler unter den Lehrern. Die gibt es überall. Wenn ich schon diese Mähr höre, in der freien Wirtschaft gäbe es das nicht. Und ob. Überall. Selbst in einem kleinen Handswerksunternehmen gibt es Mitarbeiter, die es hervorragend verstehen, anderen die Arbeit aufzudrücken.
Dass es Lehrer gibt, die nicht nur unterrichten, sondern auch pädagogisch wirken (und das genau "das" Zeit und Energie kostet) - schrieb man das schon?
Schüler haben keine Ahnung vom Beruf, sie sitzen auf der anderen Seite.
Nur ein Beispiel: Habe ich 24 Schüler in einem Oberstufenkurs, 23 kommen zur Klausur, einer nicht, muss ich für diesen einen Schüler "eine" neue Klausur konzipieren. Das dauert dann ganz sicher mehr als 30 Minuten (bei einem Oberstufenkurs können das dann mal schnell ein bis zwei Stunden sein).
Ich könnte so weiter machen, es gäbe "viele" weitere Beispiele wie diese "eine" neu konzipierte Klausur.
Es ist aber sinnlos, weil Leute wie Tobi eine feste Meinung über Lehrer haben.
Und weil Leute wie Tobi in der Mehrzahl in Deutschland sind, hat das Ansehen des Lehrers gelitten. Dass das Konsequenzen hat, ist doch klar.
Ich schreibe hier nicht mehr dazu, weil es nichts bringt. Lehrer sollten sich grundsätzlich gar nicht rechtfertigen, das ist Windmühlenreiten. Unbelehrbar. Besserwisser. Sinnlos. Völlig sinnlos.
Lächeln, immer lächeln. Und sagen" Ja, ich bin nachmittags zu Hause, habe viel Geld, viel Ferien, immer Recht - mein Job ist easy."
Was mich befähigt, hier zu schreiben? Fünf Jahre in der freien Wirtschaft, mittlerweile an meiner 5. Schule in verschiedenen Bundesländern.
Genau, Lehrer brauchen sich für Ihre Unterrichtsqualität nicht zu rechtfertigen! Nicht vorm Rektor, und auch nicht vor dem KM und erst recht nicht vor den Eltern oder Schülern!
Die sind ja schließlich Beamte!
Werde jetzt von Maschinenbau auf Berufsschullehramt wechseln, alle meine Schriften mit Word kontrollieren und dann als Lehrer von innern heraus gegen den Beamtenstatus kämpfen!
Wenn ich bis dahin nicht schon längst der Beamtenträgheit gebeugt bin, wovon ich leider ausgehe!
Wenn ein Schüler (sbechtel) von seinen Erfahrungen schreibt, kann man als pädagogisch denkender Lehrer auch mal darauf eingehen, statt sich zu rechtfertigen, indem man sich und allen anderen Lehrer sagt hierauf nicht einzugehen bzw. sich zu rechtfertigen!