Mädels, hier der Rennbericht von Frankfurt, damit ihr was zu lesen habt:
Tage, an denen Rennen stattfinden, ähneln sich immer irgendwie. Je nach Distanz und Anreise muss früh aufgestanden werden. Am Sonntag klingelte der Wecker um 3 Uhr. Alex und ich sind mittlerweile sehr routiniert, wie der Morgen abläuft: Kaffee trinken, Brötchen essen und schmieren, Sachen packen und dann aufbrechen. Es war schon ein bisschen komisch, ohne Räder die Wohnung zu verlassen. Wir wandern zwischen den ganzen Partygängern Richtung Paulskirche, steigen in den Bus und lassen uns zum Langener Waldsee fahren. Zum Glück ist es (noch) trocken! Ich bereite das Rad vor, geh zum Dixie, ruhe mich noch ein bisschen aus und dann ist es auch schon Zeit, den Neo anzuziehen. Alex startet schon um 6:45 und wir verabschieden uns.
Der Start um 7 ist wie immer anstrengend. Alle wollen vorne schwimmen und es dauerte einen Moment, bis ich dann auch wirklich schwimmen konnte. Ich hatte gesagt, dass ich nicht bummeln wollte und das tat ich gefühlt auch nicht. Meine Schwimmzeit sagt allerdings anderes J Egal, raus aus dem Wasser, den sandigen Hügel rauf, durch die Wechselzone. Während des Schwimmens hatte es leicht zu regnen angefangen, was mich nur für einen Moment störte. Raus aufs Rad (dieses Mal hatte ich nicht vergessen den Neo auszuziehen!) und ab Richtung Frankfurt. Es rollte super mit dem Rückenwind! An der Flößerbrücke standen schon Michelle und Jo, die mir beide zuriefen, dass ich das Essen nicht vergessen sollte. Es ging die Hanauer Landstraße runter und an jeder Kurve bremste ich ab, trug mein Rad um die Kurve (so wie alle anderen auch) und beschleunigte dann wieder. Es fühlte sich einfach richtig gut auf dem Rad an. Deswegen verging die erste Radrunde auch wie im Fluge. Auf der Friedberger Landstraße checkte ich mal, wie es mir so ginge und fand, dass ich gut am Essen war und mich auch sonst gut fühlte. OK, nächste Runde. Am Holbeinsteg stehen meine Eltern, an der Flößerbrücke immer noch/schon wieder Michelle und Jo mit dem Hinweis, dass ich erstens vorne sei und zweitens was essen solle. Mit Rückenwind ging es dann wieder nach Bad Nauheim. Es windete von hinten, mal schien die Sonne, mal tröpfelte es, aber die niedrigen Temperaturen störten mich überhaupt nicht. Ab Bad Nauheim fing dann der Kampf mit dem Wind an. Auf den ungeschützten Streckenabschnitten blies der Wind mir so heftig um die Ohren, dass ich verkrampft mein Vorderrad festhalten musste. Dank der Zipps 808 bot das Vorderrad auch genug Windwiderstand. Und die abschließende Abfahrt von Bad Vilbel nach Frankfurt war auch mehr der Kampf, nicht den Berg wieder hochzurollen. Auch wenn die Radzeit nicht ganz so war, wie ich sie gerne gehabt hätte, dachte ich nicht wirklich darüber nach, als ich dann endlich in die Wechselzone am Mainkai rollte. Auch da immer wieder die Routine: Wechselbeutel geschnappt, Radschuhe aus, Laufschuhe an, Gels geschnappt und schon gings los. Der Plan war ganz einfach. Wie mir der Alex versicherte, ist es ganz einfach, einen 3:30 Marathon im Ironman zu laufen. Du schlappst im 5er Schnitt los, gehst nicht, stehst nicht und hältst das Tempo bis zum Ende. Aber erst einmal wurde die Füße von unten nass! Der Teppich am Eisernen Steg war durch den Regen komplett nass und da meine Schuhe in der Sohle Löcher hatten (um Wasser abfließen zu lassen), kam das Wasser von unten rein. Na super! Egal, weiter. Dann das erste Dixi. Rein, raus und losgeschlappt. Der Garmin an meinem Handgelenk zeigte mir meine Pace an und ich fand mich sehr entspannt im Gegenwind mainabwärts laufend. So könnte es weitergehen…anfangs kommen mir diese 4 Runden immer endlos vor, aber irgendwann lief ich nur noch. Die Laufstrecke war noch relativ leer und ich konnte mich auf dem Weg Richtung Gerbermühle gut vom Wind schieben lassen. Jede 2. Verpflegung trank ich Wasser, nahm ein Gel und schlappte mein Tempo. Im Wäldchen an der Gerbermühle standen dann die Foris und feuerten an. GRANDIOS! Aber auch alle anderen Zuschauer hatten sich trotz des schlechten Wetters nicht abhalten lassen, an den Main zu kommen und für Stimmung zu sorgen. Es war mal wieder ein echtes Erlebnis, auch wenn ich das alles nur bedingt wahrnahm und mich darauf konzentrierte, das Tempo zu halten. 1. Runde, 2. Runde, 3. Runde…die Zeit verging und ich schlappte immer noch. Tim sagte mir dann auf der Flößerbrücke, ich solle mir einen großen Kerl suchen, hinter dem ich mainabwärts die letzte Runde in Angriff nehmen sollte. Wie praktisch, dass Sascha vor mir herlief. Kurze Rückfrage, ob es ok sei, dass ich hinter ihm herlief (war ok) und dann ging es auf die letzte Runde. Bevor ich allerdings das letzte Mal an dem Tag zur Gerbermühle lief, musste ich nochmal einen Toilettenstopp einlegen. So ließ ich Sascha alleine weiterlaufen. Und dann noch einmal mit Rückenwind den Main rauf. Allmählich fing mein Knie an zu mucken, aber es waren schließlich die letzten Kilometer und damit total egal, dass es sich zu Wort meldete. Noch einmal an den ganzen Zuschauern vorbei und dann stand dort das Schild: km 41,5! WOW! Dachte ich, und jetzt musst du dich echt freuen, die letzten 700m! Endlich einmal die 160m vom Main zum Römer hochlaufen und dabei auf einen guten Wettkampf zurückblicken zu können war grandios!
Im Ziel ging wie immer alles ganz schnell. Helfer stürmen auf einen ein, hängen einem Medaille und Handtuch um, fragen, ob man ok sei (sonst wird man direkt zu den Sanis gebracht), Foto wird gemacht und dann war da auch schon Alex, der als 2. Frau direkt hinter der Siegerin eingelaufen war und damit eine Menge Sendezeit im Fernsehen bekam. Dann duschen, warm anziehen und dann trafen wir unsere Mannschaftskollegen Flo und Jürgen im Essenszelt, wo wir es uns während eines richtig heftigen Regengusses gut gehen ließen.
Dann haben wir unsere Eltern getroffen, Räder ausgecheckt und sind nach Hause gewandert. Die Räder und die Beutel in den 4. Stock zu schleppen, war nicht so richtig lustig. Für die bevorstehende Finishlineparty zogen wir uns wasserdicht an und machten uns wieder auf den Weg zum Römer. Dort bejubelten wir die letzten Athleten, die einen richtig langen Tag hinter sich hatten, und dann marschierten wir erst einmal zu dem Fastfoodanbieter mit den goldenen Bögen, um dort diesen längsten Tag des Jahres ausklingen zu lassen.
Ja, da fragt man sich, warum das nun so was Besonderes sein soll mit dem Eiermann.
Bin ja echt beruhigt, das es euch wenigstens schwer gefallen ist, die Räder in die Wohnung zu schaffen
Herzlichen Glückwunsch noch mal!!
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-Jeder von uns ist ein Engel mit nur einem Flügel. Und wir können nur fliegen, wenn wir uns umarmen.-
Mensch Julia, das liest sich so, dass man auf der Couch denkt: gute Idee, mache ich das doch auch mal, wenn es doch soooo einfach ist. Hahaha.
"5er Schnitt geschlappt" hat mich auch am Meisten fasziniert.
Ihr beide seid wirklich Ausnahmeathleten und euer Trainingsfleiss, die Disziplin und Motivation sind beeindruckend.
Ihr habt Hawaii mehr als verdient und ich freue mich sehr, dass es geklappt hat.
Auch hier noch einmal ganz herzlichen Glückwunsch!!!
Ich werde heute beim Laufen an dich denken und mal sehen, ob ich näher an den 6er pace als an den 7er rankomme
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Jan. 2008 mit Triathlontraining begonnen - auf der Sprintdistanz unterwegs.
2009 die olympische Saison absolviert.
- 2010 ging's auf die Mitteldistanz -
Er hat damals wirklich "schlappen" gesagt!
Und was die Unaufgeregtheit betrifft: es war wirklich so. Ich bin immer noch sehr erschrocken darüber, wie unemotional ich den Wettkampf gemacht bzw erlebt habe. Ich habe an dem Tag einfach gemacht und nicht gedacht. Aber es stimmt: es klingt in meisten Teilen nicht wie ein "Siegeszug", sondern eher wie die Beschreibung einer Waschmaschine. In der Hinsicht war es für mich auch eine völlig neue Art, einen Wettkampf zu machen.
Vielen Dank auch noch mal für die Glückwünsche!
Und nun geht die Vorbereitung für Hawaii los. Flüge und Unterkunft sind gebucht und dann kann ich mich nun wieder aufs Training konzentrieren.