4:23h. Ich schlage nach vier Stunden Schlaf die Augen wieder auf und fühle mich prima. Soweit man das für mich mitten in der Nacht sagen kann...
Ich freue mich noch fünf Minuten auf den kommenden Tag und stehe dann auf, bevor meine drei Wecker klingeln (man weiß ja nie..
). Einen Kaffe später sitze ich am Rechner und tippe letzte Zeilen. Zwei Kaffee später bin ich rasiert und geduscht. Ich entscheide mich gegen einen dritten Kaffee, greife meine Beutel und gehe um 20 nach Fünf zur nächsten Ecke, wo mich mein Vereinskollege Torsten um halb sechs abholen wollte. Genügend Zeit, um noch ein paar mal auf und ab zu traben. Die Stimmung und das Wetter sind prima, es verspricht, ein guter Tag zu werden.
Kaum habe ich aber meine Beutel abgestellt, taucht auch schon Torstens kleiner Flitzer auf und ich hüpfe rein. Dem Magerhasen ist kalt am frühen Morgen und so fahren wir in subtropischem Klima Richtung Köln. Um diese Uhrzeit noch kein Problem und so sind wir 20 Minuten später am Regattagelände in Köln. Im Gegensatz zu Torsten bin ich völlig ruhig und freue mich schon auf's Schwimmen.
Ein bisschen mit den Parkplatz-Wächtern gescherzt und dann das Auto abgestellt. Die 300m bis zur Wechselzone mit einem Pärchen aus dem Süden gequatscht, deren mütterliche Begleitung aufgeregter war als sie selber.
Am Check-In dann zielstrebig auf den Menschen mit Zettel in der Hand zugesteuert und tatsächlich, da stand meine Nummer drauf. Er hat dann meinen aktuellen Helm kontrolliert und für gut befunden, bevor er meine Nummer aus der Liste strich. Ich war mir ja nicht sicher, ob die das wirklich machen.
Mein Rad vorgefunden, wie ich es am Nachmittag vorher verlassen hatte, die Nachbarn begrüßt und dann eben meinen Platz eingerichtet. In die Schlange für die Nummer gestellt (leider schon wieder ab J) und mit meinem bekannten Jörg aus Hattingen gequatscht, der sich gleich hinter uns einreihte.
Ich bin dann noch mal für kleine Jungs, bevor ich runter zum See gegangen bin, um schon mal einen Blick auf's Wasser zu werfen. Wunderschöne ruhige Morgenstimmung, erste Kanuten, die sich warm paddelten, und das alles bei absoluter Windstille und klarem Himmel. Phantastisch. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für einen gute und positive Stimmung ich hatte. Ich hätte heulen können vor Freude über den Moment.
Einen Runde über's Gelände gelaufen, um zu gucken, ob ich unsere Kollegin Alex finde, die sich für den Start angesagt hatte. Ihr wollte ich mein Laufkäppi und Telefon in die Hand drücken. Aber noch keine Alex in Sicht, aber Zeit, sich langsam in den Neo zu quetschen. Mein Kollege Torsten drückte da schon ein bisschen auf die Tube, aber wir waren noch genau im Plan. Brille in die Radschuhe, Gel geschluckt, Schwimmbrille auf und los ging's nach der Abgabe unserer Wechselbeutel Richtung Start.
Am Schwimmeinstieg stand dann doch die Alex. Also noch kurz ein Foto gemacht und dann über den rutschigen Slip ins Wasser geglitten. Den Torsten hab ich dabei irgendwie aus den Augen verloren, hatte ihm aber schon vorher alles Gute gewünscht.
Die Wendeboje lag am Ende der Leine zwischen Bahn Zehn und Bahn Neun. Nach der Erfahrung des Vortages hab ich mich wieder auf Bahn Acht einsortiert, diesmal aber weiter vorne. Das Timing war perfekt: Noch 90 Sekunden bis zum Start.
...5,4,3,2,1, los ging's mit Musik und Feuerwerk. Ich war ruhigen Zuges sofort in freiem Wasser und hab mich ganz auf den Augenblick konzentriert. Mein Atmen..., den Morgenhimmel..., die Wasserlage..., das Strömen des Wassers an meinem Kopf..., meinen Zug..., die sich entfernenden Geräusche..., meinen Beinschlag, einfach alles, um diesen sinnlichen Moment so schön wie möglich zu machen.
Und dann kam langsam die Sonne hinter den Bäumen hoch. Wären meine Augen nicht schon feucht gewesen, in diesem Moment wären sie es bestimmt geworden. Wie spektakulär war das denn? Unglaublich, sich völlig eins mit der Umgebung zu fühlen. Lang und ruhig der Zug, ruhig der Atem und der Puls. Irgendwo an den Leinen einige wenige andere Schwimmer, ich bin über einen Großteil der Bahn völlig frei und alleine. Nach zwei Dritteln der Strecke ziehe ich langsam Richtung Boje, dann ist sie auch schon da. Vier, fünf Leute um mich rum, alles ganz easy, einen Rückenwendezug und schon geht es Richtung Ziel. Immer noch ist alles perfekt, der Puls ist soweit unten, dass mir fast kalt wird im Neo, weder Schulter noch Ellenbogen mucken in irgendeinster Weise. Das ist einer von so vielen Momenten in meinem Leben, in denen ich dem lieben Gott dankbar bin, so etwas erleben zu können.
So schwimmen wir dem Ziel entgegen. Die Musik wird langsam lauter, dann ist der Ausstieg in Sicht und schon stehe ich an der Treppe auf und ergreife die Hand, die mir gereicht wird. Nach einer Stunde und zehn Minuten gehe ich über die Matte in den Laufkanal, voller Vorfreude auf mein Frühstück auf dem Rad.
Auch wenn es Laufkanal heißt, der Tag ist noch lang und so halte ich mich rechts und gehe ganz entspannt zur Wechselzone. Kurz vorher steht die Alex. Den Daumen hoch, "Alles locker, alles easy." und weiter zum Rad.
Am Zaun steht Elke und spricht mir zu. Das hat mich sehr gefreut. Brille auf, Neo aus, Trikot an, Radhose an, meine Mettwurstbrote in die Trikottaschen, Radschuhe an, Startnummer um, Neo und Schwimmbrille in den dafür vorgesehenen Beutel packen und los ging's. Nach knapp sechs Minuten bin ich wieder raus aus der Wechselzone, nehme ein paar Schritte Anlauf und schwinge mich auf's Rad.
Hach, endlich Frühstück. Ich liege auf dem Auflieger und fange an, die ersten Brote zu esse. Hmm, lecker. Jetzt noch einen Kaffee und es wäre perfekt. Nach gut zwei Kilometern steht die Alex am Rand und klatscht: Daumen hoch, "Alles easy, alles gut." Und weiter geht's über menschenleere Straßen Richtung City. Nach und nach überholen mich andere Radler, dann schließt Keith aus Florida auf und fragt, ob ich einen Kaffee wolle. Würde doch gut zu meinem Brot passen. Ich sehe, wir verstehen uns. Er hat aber leider auch nur Iso dabei, also wird das nichts mit gemeinsamen Frühstückskaffee.
Mir ist fast ein bisschen kalt auf dem Rad, da ich in Anbetracht des anschließenden Laufes ja sehr konservativ unterwegs bin. Ich vertraue aber darauf, das es sich mit höher steigender Sonne irgendwann geben wird. Die Strecke ist klar gekennzeichnet und ich kann auf dem liegend die ganzen Helfer grüßen. Ehe ich es mich versehe, bin ich schon in der Stadt, fahre den Rhein entlang und bin kurz drauf auf der Abfahrt in den langen Tunnel am Dom. Ein spannender Wechsel vom strahlenden Sonneschein in das fahle, fleckige Kunstlicht des Tunnels. Da passiert es auf der Gegenspur: Kurz vor mir kommt ein Kollege zu Fall, schliddert an mir vorbei und bleibt liegen. Ein folgender Teilnehmer kommt gerade noch vorbei. Sekunden später gebe ich dem THW am Tunnelausgang Bescheid und hoffe, das Hilfe schnell genug vor Ort ist.
An der Auffahrt zur Deutzer Brücke sind erste Zuschauer und feuern mich an. Dann das erstemal die Abfahrt zum südlichen Wendepunkt. Ich laufe auf den Radfahrer vor mir auf, der da etwas zögerlicher ist. Auf dem Rückweg zur Brücke zieht er wieder davon. Da hüpfen bei der Kante am Brückenanfang seine beiden Trinkflaschen aus dem Trinkflaschenhalter hinter dem Sattel und kullern mir vor's Rad. Ich entscheide mich, nichts zu tun und das ist genau richtig: ich verfehle die linke Flasche nur knapp. Sein 'Tschuldigung' hilft mir auch nicht wirklich weiter, soll er doch lieber einen vernünftigen Flaschenhalter benutzen. Die Hinter-dem-Sattel-Halter sind echt die Pest und mir ist in der Vorbereitung schon eine der Flaschen eines Vereinskollegen vor's Rad gefallen. Insgesamt liegen im Laufe des Tages mehr als eine Handvoll dieser Halter abgebrochen am Straßenrand.
Bei der Wiedereinfahrt in den Tunnel sehe ich, das der gestürzte Kollege bereits von einem Sanitäter versorgt wird. Er hält sich das rechte Bein. Ist also offensichtlich noch einmal halbwegs glimpflich abgegangen. Ein Sturz bzw Defekt ist meine einzige Sorge an diesem Tag. Aber der ist viel zu schön, um länger einen Gedanken an diese Dinge zu verschwenden. Wenig später bin ich zurück am Fühli und passiere das erstemal in meinem Leben eine Verpflegungsstelle auf dem Rad. Das ist lustig und macht Spaß: Ansagen, abgreifen, einstecken, mehr ansagen und versuchen das auch noch zu erwischen. Die Freiwilligen an der Verpflegung machen einen Riesenjob, denn ich komme ja mit gut 30km/h an ihnen vorbeigeflogen. Ganz großes Kino. Danke.
So liege ich dann wieder auf meinem Auflieger und fahre an einem Riegel knabbernd raus auf's platte Land. Da, wo vorgestern noch Sturm blies und es gestern noch ein bisschen windig war, war nun absolute Stille. Schönes radeln in der Morgensonne. Allerdings macht sich meine Blase bemerkbar. Also kurz angehalten und erleichtert. Insgesamt hätte ich ein paar Dixies an der Radstrecke prima gefunden. Die Vorstellung, mich bei auftretenden Verdauungsproblemen in einen Vorgarten hocken zu müssen, spricht mich nicht wirklich an.
An einem Kreisel läuft Musik. Eine nette Abwechslung im eintönigen Treten. Andere Athleten überholen mich, ich überhole eher selten. Das Windschattenverbot ist überhaupt kein Problem, es ist mehr genügend Platz da, um fair zu fahren.
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So, liebe Mitleser, nun geht's erstmal zur vorsorglich gebuchten Physio, dann zum Kaffee trinken, gefolgt von einer Runde Laufen und einer Vorstandssitzung vom Verein...