Du meinst wahrscheinlich, dass deine Nachbarin weniger Möglichkeiten hat, ihrer Verantwortung (hinsichtlich ihres CO2-Footprints) gerecht zu werden, oder? Ja, das meine ich schon auch. Verantwortlich für ihr tun ist sie ja dennoch.
Wobei man an der Stelle m.E. auch fragen sollte, wem gegenüber ist sie denn eigentlich in der Verantwortung und wie stark bzw. in welcher Form ist sie eigentlich durch wen verpflichtet ihre Möglichkeiten zu ergreifen?
Hier scheint es mir als Staat schon wichtig einen Unterschied zu machen zwischen deiner Nachbarin und z.B. einer Susanne Klatten o.a.).
Meine Nachbarin (nicht fiktiv, sie gibt es wirklich ;-) isst nicht mal Fleisch. Ihr CO2-Fußabdruck ist wahrscheinlich sensationell. Ich finde es nicht fair, dass bei ihr Preiserhöhung, die mit der Transformation zusammenhängen, direkt durchschlagen. Für mich ist das eine große Schwachstelle der aktuellen Politik. Klimageld wäre eine gute Sache: Sie emittiert wenig und bekommt entsprechend mehr zurück als sie zahlt. Fairer Deal!
Naja, ob Alibiaktionen besser sind?
Und dann nach einem halbherzigen „ist doch besser als nichts!“ Unter Verweis auf ebendieses Feigenblatt weitere Verbesserungen als völlig unbezahlbar und überhaupt ablehnen, man hat doch jetzt wirklich schon so viel getan, jetzt sollen mal die anderen…
Na ja, ich höre ständig, daß wir nicht schnell genug die CO2-emissionen senken können, und die Stahlproduktion macht immerhin ca. 30 % unserer Industrieemissionen aus.
Vor diesem Hintergrund haben wir die Wahl,
1. relativ schnell mit Gas um bis zu 80 % weniger CO2 zu emittieren (zahl aus KI, nicht geprüft), oder
2. 100 % zu einem nicht näher bestimmbaren, völlig unsicheren Zeitpunkt in der Zukunft zu einem deutlich höheren Preis, bis dahin keine Senkung
3. (oder 100 % lokale Reduktion durch Ende der Stahlproduktion in Deutschland aber da dann global anderswo produziert wird, ist das natürlich völlig sinnfrei bzgl. Klima, wenn auch toll für die Deutsche Klimabilianz).
Anscheinend wurde politisch Option 2 gewählt - irgendwie wenig überzeugend bzgl. der Dringlichkeit der Emissionssenkung. Ob hier 1 nur eine Alibiaktion ist, dürfte da sehr unterschiedlich eingeschätzt werden.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Klar, und das Unternehmen kann rechnen: das abgeschriebene Braunkohlenkraftwerk mit Direktanschluss an den Tagebau und billigstem Brennstoff für viel Geld umzurüsten auf einen Energieträger, der teurer ist, wobei nicht klar ist, ob ich in 20 Jahren, also am Ende der Abschreibung der Investitionen, überhaupt noch Gas verwenden kann, ist betriebswirtschaflich kompletter Unfug.
Genauso wie es Unfug ist, auf einen Energieträger umzurüsten, von dem man nicht weiß, ob es in 5 Jahren, in 20 Jahren oder vielleicht nie in ausreichender Menge (und zu welchem Preis) zur Verfügung stehen wird (grünes Wasserstoff).
Zitat:
Zitat von Siebenschwein
Von daher: solange die Politik nicht klare Zeitpläne legislaturübergreifend vorgibt und diese nach jeder Wahl wieder infrage stellt, wird sich an der Kohleverstromung nichts ändern.
Richtig, hier wäre statt den Fokus allein auf Termine für das Erreichen 100 %-Lösungen zu setzen (die meist mit großen Unsicherheiten behaftet sind), auch eine sinnvolle, nicht zu kurze Übergangszeit mit schnell realisierbaren Emissionsreduktionen konkret zu planen (z.B. Gas statt Kohle bei Stahl, möglichst nur noch Brennwertkessel, wo Wärmepumpe zu teuer, u.a.m.). Solche Übergangslösungen müssen nicht heißen, daß nichts mehr getan wird, aber sollte eines der 100%-Ziele scheitern oder in ferne Zukunft rücken, hat man immerhin etwas bewegt. Mit dieser Strategie bin ich in 35 Berufsjahren als Projektleiter immer gut gefahren, aber da mußte ich ja auch für das Ergebnis geradestehen, was ja kaum ein Politiker je muß...
Übrigens ging es hier nicht um Verstromung, sondern im Stahlproduktion...
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Genauso wie es Unfug ist, auf einen Energieträger umzurüsten, von dem man nicht weiß, ob es in 5 Jahren, in 20 Jahren oder vielleicht nie in ausreichender Menge (und zu welchem Preis) zur Verfügung stehen wird (grünes Wasserstoff).
Das schöne ist dass man da wenig umrüsten muss. Die meisten Gasheizungen können heute schon mit ziemlichen H2-Zumischungen umgehen, neue Gaskraftwerke kann man gleich H2-Ready bauen und Erdgas und H2 in beliebigen Mischungen nutzen.
Völlig unsinnig sind dagegen die ganzen "Biokraftstoffe" die man erst unter nicht unerheblichem Energieverlust herstellen muss anstatt das Zeugs einfach in Kraftwerken direkt und vollständig ohne Umwandlung zu nutzen. Aber so kann man sich mit "Bio"-Diesel oder diesem HVO100-Unfung den altertümlichen Verbrenner schönrechnen - man betreibt am Ende aber eine reine Energievernichtung.
Das schöne ist dass man da wenig umrüsten muss. Die meisten Gasheizungen können heute schon mit ziemlichen H2-Zumischungen umgehen, neue Gaskraftwerke kann man gleich H2-Ready bauen und Erdgas und H2 in beliebigen Mischungen nutzen.
Das ist ein gutes Beispiel für zweistufige Umstellung; ich weiß allerdings nicht, ob das bei der Stahlproduktion auch so einfach von Gas auf H2 umstellbar ist, wie bei Heizung, da geht es ja nicht nur um die Wärme, sondern auch um Chemie.
Zitat:
Zitat von Meik
Völlig unsinnig sind dagegen die ganzen "Biokraftstoffe" die man erst unter nicht unerheblichem Energieverlust herstellen muss anstatt das Zeugs einfach in Kraftwerken direkt und vollständig ohne Umwandlung zu nutzen. Aber so kann man sich mit "Bio"-Diesel oder diesem HVO100-Unfung den altertümlichen Verbrenner schönrechnen - man betreibt am Ende aber eine reine Energievernichtung.
Tja, was als nachhaltig gilt und was nicht, scheint dem Zeitgeist zu unterliegen. Noch vor kurzem hieß es "Berichte über CO₂-Steuer auf Holzenergie (von Habecks Ministerium) zurückgewiesen", heuer heißt es "Biogas und Holz sollen nicht mehr als erneuerbar gelten". Grundsätzlich kann ich die aktuelle Position nachvollziehen, aber solche Schwenks fördern ja auch nicht gerade das Vertrauen in Investitionen. Als nächstes kommt z.B. jemand auf die Idee, daß Wärmepumpen nur klimafreundlich sind, wenn man reinen Ökostrom benutzt, und alle, die den normalen Strommix nutzen, gucken in die Röhre?
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Mit dieser Strategie bin ich in 35 Berufsjahren als Projektleiter immer gut gefahren, aber da mußte ich ja auch für das Ergebnis geradestehen, was ja kaum ein Politiker je muß...
Das hat ja auch super geklappt in den vergangenen Jahrzehnten! Seit 1960 hat sich der Ausstoß von Kohlendioxid global verdoppelt. Obwohl wir seit 1960 wissen, welche Folgen das hat.
---
Klimaneutralität ist für das Jahr 2045/50 geltendes Recht in Deutschland und auf Ebene der Europäischen Union.
Jedes Unternehmen muss sich überlegen, wie es dieses Ziel erreichen kann. Es kann durch Reduktion der Emissionen oder durch Kompensationszahlungen geschehen.
Du könntest also in den kommenden 20 Jahren von Kohle auf Gas umstellen. Anschließend bezahlt Dein Unternehmen jährlich die Kompensationsleistungen für den verbleibenden Ausstoß von Treibhausgasen und schlägt diese Kosten auf die Verkaufspreise der eigenen Produkte auf. Am Markt konkurriert es mit Unternehmen, welche die kommenden beiden Jahrzehnte genutzt haben, eine weitgehend klimaneutrale Produktion zu etablieren.
Das hat ja auch super geklappt in den vergangenen Jahrzehnten! Seit 1960 hat sich der Ausstoß von Kohlendioxid global verdoppelt. Obwohl wir seit 1960 wissen, welche Folgen das hat.
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Klimaneutralität ist für das Jahr 2045/50 geltendes Recht in Deutschland und auf Ebene der Europäischen Union.
Jedes Unternehmen muss sich überlegen, wie es dieses Ziel erreichen kann. Es kann durch Reduktion der Emissionen oder durch Kompensationszahlungen geschehen.
Du könntest also in den kommenden 20 Jahren von Kohle auf Gas umstellen. Anschließend bezahlt Dein Unternehmen jährlich die Kompensationsleistungen für den verbleibenden Ausstoß von Treibhausgasen und schlägt diese Kosten auf die Verkaufspreise der eigenen Produkte auf. Am Markt konkurriert es mit Unternehmen, welche die kommenden beiden Jahrzehnte genutzt haben, eine weitgehend klimaneutrale Produktion zu etablieren.
Plus, dass man irgendwann zweimal investiert - erst in den Umstieg von Kohle auf Gas und dann auf CO2-neutrale Lösung. Macht natürlich total Sinn.
Ich glaube, das nennt man dann Selbstmord aus Angst vor dem Tod in Raten.
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