Ich frage Dich das, weil Du die Abscheidung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre als Option für die Zukunft ins Spiel gebracht hast.
Ich frage Dich, wer das bezahlen soll, Deiner Meinung nach? Du sprichst viel von den Kosten der Energiegewinnung, da liegt diese Frage doch auf der Hand. Also?
Bitte diesen Punkt den Fossil-Fans und EE-kritikern dick unterstreichen.
Das kannst gern so sehen. Ich bin überzeugt, dass der Fokus ausschließlich auf Sonne und Wind kurz- und mittelfristig gar nicht funktionieren wird und langfristig mit einem hohen Risiko einhergeht. Diese Einschätzung bezieht sich nicht auf bestimmte Eigenschaften von Sonnen- und Windenergie, sondern auf die eindimensionale Abhängigkeit. Ein guter Mix ist deutlich weniger anfällig. Das betrifft einzelne Ereignisse, aber auch Rohstoffabhängigkeiten. Ich bin z.B. positiv gegenüber Atomenergie, halte aber die Eindimensionalität in Frankreich aus dieser Perspektive ebenfalls für falsch. Das sollte den Atomkritikern genauso wenig in die Hände spielen wie den Fossil-Fans und EE-Kritikern.
Ich frage Dich das, weil Du die Abscheidung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre als Option für die Zukunft ins Spiel gebracht hast.
Wenn Du nochmal im Faden zurückblätterst, wirst Du folgenden Kontext erkennen. Ich sprach von den heute bei weitem nicht ausreichenden Speichern. Dann kam der korrekte Hinweis, dass sich das alles weiterentwickelt. Daraufhin habe ich aufgezeigt, dass dies auch für CCS gilt. Oder entwickeln sich ausschließlich die Technologien weiter, die Du heute favorisierst? Und warum fragst Du nur bei den Technologien, die Du nicht favorisierst nach dem Preis?
Alle haben es kapiert, vor allem die nicht so genau nachrechnen.
Der Tag in Abu Dhabi hat also 19 Stunden. Seis drum. Bei einem Verbrauch von ca. 170 GWh täglich in Abu Dhabi brauchen sie also ca. 9 solcher Anlagen, um einen Tag "rund um die Uhr" zu versorgen
Du hast da etwas einfach gerechnet, vermutlich 19GWh Speicher / 1GW Dauerleistung=19h==1Tag; da würde ich vielleicht nochmal etwas drüber nachdenken..
Die Anlage hat laut Artikel 5,xGWp, der Speicher 19GWh. Laut Google hat ein Wintertag in Abu Dhabi rund 8 Sonnenstunden, ein Sommertag rund 10h.
Die Anlage wirft also pro Tag geschätzt 30-50GWh an Strom ab, davon können rund 19GWh für die Nacht zwischengelagert werden.
Davon abgesehen: Wie bei allen "kritischen" Diskussionen über Erneuerbare gilt: Keiner will alle anderen Stromquellen sofort abschalten und durch PV ersetzen. War früher beim Bau von nem Gaskraftwerk nicht so, ist heute bei PV immer noch nicht so. Wir haben einen Strommix und ändern den aktuell hin zu mehr EE. Und das Beispiel aus Abu Dhabi ist ein großer Schritt, löst das Problem der fossilen aber nicht auf einen Schlag.
Ich bin überzeugt, dass der Fokus ausschließlich auf Sonne und Wind kurz- und mittelfristig gar nicht funktionieren wird und langfristig mit einem hohen Risiko einhergeht.
Es ist genau umgekehrt:
Fossile Brennstoffe stehen uns nur für begrenzte Zeit zur Verfügung. Langfristig brauchen wir also eine Alternative zu diesen Brennstoffen.
Die Uranvorkommen sind ebenfalls stark begrenzt. Aktuell stammt nur ein winziger Prozentsatz der erzeugten Energie aus der Kernenergie – es ist kaum der Rede wert. Wenn das global auf ein relevantes Maß hochskaliert wird, dann sind die Uranvorkommen innerhalb weniger Jahrzehnte erschöpft. Heißt: Langfristig ist auch die Kernkraft keine Option. Sie ist nur für Länder interessant, die Atombomben haben oder haben wollen.
Langfristig wären dann noch die Folgen für das Klima relevant. Da Du oben von langfristigen Risiken sprichst, gehört das natürlich mit auf die Rechnung. Viele Experten sind sich einig: Das größte Risiko für die Wirtschaft sind nicht die emissionsfreien Energien, sondern der Klimawandel.
Fossile Brennstoffe stehen uns nur für begrenzte Zeit zur Verfügung. Langfristig brauchen wir also eine Alternative zu diesen Brennstoffen.
Das ist geologisch begrenzt, aber wirtschaftlich noch lange nicht am Ende. Entscheidend ist der Preis: Wenn Öl teuer wird, wird weniger verbraucht oder Alternativen werden attraktiv. Also ja, „endlich“ stimmt, aber es ist kurz- und mittelfristig kein Limit-, sondern ein Klimaproblem.
Zitat:
Die Uranvorkommen sind ebenfalls stark begrenzt. Aktuell stammt nur ein winziger Prozentsatz der erzeugten Energie aus der Kernenergie – es ist kaum der Rede wert. Wenn das global auf ein relevantes Maß hochskaliert wird, dann sind die Uranvorkommen innerhalb weniger Jahrzehnte erschöpft. Heißt: Langfristig ist auch die Kernkraft keine Option.
Das Argument stammt aus den 1970ern und ignoriert neue Technologien und geologische Erkenntnisse.
Bei heutigen Reaktortypen reichen die heute bekannten und wirtschaftlichen Uranreserven für etwa 100–150 Jahre (bei massivem Ausbau ca. die die Hälfte).
Wenn man Brutreaktoren (Fast Breeder) oder Thorium-Reaktoren einsetzt, verlängert sich das auf mehrere Jahrtausende. Hinzu kommt: Meerwasser enthält rund 4 Milliarden Tonnen Uran, genug für zehntausende Jahre. Das ist heute wirtschaftlich uninteressant, aber technisch machbar.
Uran ist entsprechend nicht der begrenzende Faktor. Das Problem der Kernkraft liegt eher bei Baukosten in Verbindung mit politischer Unsicherheit, Bauzeiten und Akzeptanz. Böse Zungen sagen, dass man in China wohl ein wenig zügiger beim Bau wäre als in der EU. Das soll sich aber nicht nur auf Atomkraftwerke beschränken.
Bzgl. des kleinen Anteils: Kernkraft liefert etwa 10 % der weltweiten Stromerzeugung
und 4 % der gesamten Primärenergie. Das ist kein „winziger Prozentsatz“ – immerhin so viel wie alle Wasserkraftwerke zusammen.
Zitat:
Sie ist nur für Länder interessant, die Atombomben haben oder haben wollen.
Wo sind denn die Raketen in Finnland, Schweiz, Schweden, Tschechien, Kanada und Südkorea stationiert?
Zitat:
Langfristig wären dann noch die Folgen für das Klima relevant. Da Du oben von Risiken sprichst, gehört das natürlich mit auf die Rechnung. Viele Experten sind sich einig: Das größte Risiko für die Wirtschaft sind nicht die emissionsfreien Energien, sondern der Klimawandel.
Hier würde ich größtenteils mitgehen. Klimarisiken sind sicher für viele Regionen langfristig das wichtigste ökonomische Risiko.
Eine ineffiziente Dekarbonisierung ist aber auch riskant (z. B. Deindustrialisierung, Energiearmut, neue geopolitische Abhängigkeiten).
Das größte Risiko ist nicht der Klimaschutz, sondern schlecht gemachter Klimaschutz. Oder noch blöder. Schlecht gemachter Klimaschutz mit Nachteilen und ohne Wirkung, weil man vergessen hat, die anderen ins Boot zu holen.
Aha.
Auf keinen Fall das als nur einen Baustein (von vielen) betrachten, wo kämen wir denn da hin?!
Der Artikel jubelt schon sehr und erweckt den Eindruck, daß dies der Weg der Zukunft ist, nicht nur ein Baustein. Sie wirft auch mit großen Zahlen um sich, ohne sie in Relation zum Bedarf eines hoch industrialisierten Landes zu setzen, und erweckt damit einen m.M.n. übertriebenen Eindruck von Großartigkeit.
Ich höre auch von führenden Protagonisten des Klimaschutzes, daß wir uns von Kohle, Erdgas, Kernkraft verabschieden müssen. Dann bleibt in Deutschland eben nur Wind und Sonne (neben einem kleinen, kaum steigerbaren Anteil Wasser und Biogas). Um deren Volatilität auszugleichen, sind nach vielen Stimmen sogar die geplanten Gaskraftwerke des Teufels. Also bleiben nur Batterien, die wir laut Frau Kemfert "noch und nöcher haben". Welches sind die verschiedenen zulässigen, technisch verfügbaren und wirtschaftlich realisierbaren Bausteine zum Ausgleich der Volatilität von Sonne und Wind auf lange Sicht und in bundesweitem Maßstab Deiner Meinung nach?
Ich bin halt da eher bei Genussläufer: ein gesunder Mix aus möglichst vielen Quellen ist anzustreben, um eine gesunde Balance aus Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Emissionsminimierung hinzubekommen. Jede Lösung sollte auf das Verhältnis Kosten und Wirkung abgewogen werden (s. auch mein Bill Gates Link von gestern). Messbare Emissionsminderung (auch auf einen Wert ungleich 0) jetzt und u.U. auf Dauer ist mehr Wert, als theoretische Nullemission in der Zukunft und auch als teure, aber kaum meßbar wirksame Lösungen heute.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)