Welchen Gefahr fürchtest Du, wenn ein Sportler für sich entscheidet, bei Durchfall im Rennen ein Immodium akut o.ä. zu nehmen und das Rennen zu finishen?
Ich bin kein Arzt und kann die Nebenwirkungsrisiken in einem Wettkampf, wo jemand wegen Durchfall und Flüssigkeitsverlust auch dehydriert sein kann, nicht beurteilen.
Aber auf den 1. Blick erscheint mir Dein Vergleich wie 2 Gläser Wein beim Essen gegen 1-2 Flaschen Wein (Ibuprofen des Falles hier).
Ich bin kein Arzt und kann die Nebenwirkungsrisiken in einem Wettkampf, wo jemand wegen Durchfall und Flüssigkeitsverlust auch dehydriert sein kann, nicht beurteilen.
Folglich geht es Dir um die gesundheitlichen Risiken für den Sportler?
Gut. Du möchtest also jemanden vor sich selber schützen, obwohl er aus freien Stücken beschlossen hat, im Rahmen der sportlichen Regeln ein vollkommen legales Risiko einzugehen.
Was ist mit dem Kerl hier unten? Sein freiwillig in Kauf genommenes Risiko ist sicher höher als das eines Läufers, der ein rezeptfreies und erlaubtes Medikament gegen Durchfall oder Schmerzen eingenommen hat:
Fühlst Du das Recht oder die Pflicht, ihn durch öffentliches Mobbing dafür zu bestrafen, dass er freiwillig seine Gesundheit gefährdet?
Was wäre, wenn ein Sportler keine Schmerzen, sondern wegen der vielen Gels etwas Durchfall hätte? Dürfte er gemäß Deiner ethischen Standards ein rezeptfrei erhältliches Medikament einnehmen, oder würdest Du es besser finden, wenn er das Rennen beendet?
Ohne den Wettkampf hätte er oder sie den Durchfall gar nicht. Also?
Der Unterschied besteht darin, dass bei einem Langstrecken-Ausdauerwettkampf Schmerzen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind. Bei einem IM leiden vermutlich 95% + unter Schmerzen, beim Last Soul Ultra 99%. Sie sind Teil der Herausforderung und auch des Reizes solcher Prüfungen. Viele hier kennen das von der LD. Ab Laufkilometer 20 wird es schlimm. Jeder Schritt ist ein Einschlag und eine kleine Explosion im Oberschenkel. Jetzt geht der Wettkampf los und man kann zeigen, was wirklich in einem steckt.
Wäre Durchfall generell mit einer gleichen Wahrscheinlichkeit zu erwarten und Teil einer Ausdauerprüfung wie Schmerzen, würde ich Durchfallmittel ablehnen. Alle wüssten: "Oh Scheiße, Laufkilometer 20, jetzt geht gleich der Dünnpfiff los". Man müsste mit dem Problem einfach klarkommen. Vermutlich ständen in einer solchen Ausdauerwelt überall Toitois rum oder man würde mit Windeln laufen. Als nicht wirklich erwartbares Szenerio, habe ich aber nichts gegen eine Einnahme im Akutfall. Aber mal nebenbei: Wir alle kennen das aus vielen Jahren Training. Irgendwann ist mal so ein Tag, da muss man halt in die Hecke hüpfen und dann ist ja auch wieder gut. Eine Aufgabe dürfte in den seltensten Fällen notwendig sein.
Mir geht es weniger um den gesundheitlichen Aspekt. Ich mache selbst auch ungesunden Sport. In den letzten Jahren auf der Matte habe ich mir eine Rippe gebrochen, meine Finger und Zehen verbogen, meinen Meniskus zerrissen und mein Ohr malträtiert. Das gehört dazu und lässt sich schwerlich vermeiden. Mir ist es auch egal, was sich ein Kim Irgendwie so alles reinpfeift. Für mich gehört aber Schmerzresistenz genauso zu einer Langstrecke wie Energiebereitstellung. Wer das nicht aushält und als Teil der Challenge sieht, sollte was anderes machen.
Der Unterschied besteht darin, dass bei einem Langstrecken-Ausdauerwettkampf Schmerzen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind. Bei einem IM leiden vermutlich 95% + unter Schmerzen, beim Last Soul Ultra 99%. Sie sind Teil der Herausforderung und auch des Reizes solcher Prüfungen.
Dein Argument zielt auf eine mögliche Leistungssteigerung im Ausdauersport durch Schmerzmittel.
Allerdings lässt sich eine Leistungssteigerung durch Schmerzmittel nicht klar nachweisen – Schmerzmittel werden überschätzt. Deshalb stuft die WADA solche rezeptfrei erhältlichen Schmerzmittel nicht als Doping ein. Das ist der entscheidende Punkt.
Wir sollten nicht eine zweite, gefühlte Dopingliste gelten lassen, die wir durch soziale Ächtung und öffentliches Mobbing durchsetzen. Wenn wir für faire Regeln streiten, dann gelten diese auch für uns: Wir haben zu akzeptieren, was erlaubt ist.
Wir können gerne darüber diskutieren, die Regeln zu ändern. Wer rezeptfreie Schmerzmittel (je nach Dosierung) für Doping hält, kann sich dafür einsetzen, dass Grenzwerte und Verbote eingeführt werden. Andere werden argumentieren, dass Schmerzmittel sinnvoll sein können und manche Menschen auf sie angewiesen sind.
Aber so lange die Regeln so sind wie sie sind, müssen wir das Recht der Sportler respektieren, innerhalb dieser Regeln freie Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Auch wenn uns das nicht gefällt.
Welchen Gefahr fürchtest Du, wenn ein Sportler für sich entscheidet, bei Durchfall im Rennen ein Immodium akut o.ä. zu nehmen und das Rennen zu finishen?
Ich hab mich lange zurückgehalten, weil die ganze Diskussion irgendwie an sich schon absurd ist.
Das ein Unterschied zwischen einer (1) Immodium und dem zehnfachen (10) der empfohlenen Dosierung besteht ist glaube ich jetzt keine Raketenwissenschaft.
Ein wirkliches Problem sehe ich persönlich (!) in der heroischen Manier wie die Einnahme der Schmerzmittel anfangs kommuniziert wurde. Da kommt dann irgendwann die Vorbildfunktion dazu, die er gegenüber seiner Zielgruppe hat, die doch eher in diesem Jahrtausend geboren wurde.
Ein Kim Gottwald haut sich 8000 mg Ibus für mehr als 400 km rein, ein anderer sieht’s und denkt sich 1000 mg sind schon gut für die Runde um den Block, weil es beim LSU ja auch so gemacht wurde.
Wenn man an den Juli 2024 und die eine (1) Tablette, die sich Patrick Lange in FFM eingeworfen und den Aufschrei den es gegeben hat.
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Wir können gerne darüber diskutieren, die Regeln zu ändern. Wer rezeptfreie Schmerzmittel (je nach Dosierung) für Doping hält, kann sich dafür einsetzen, dass Grenzwerte und Verbote eingeführt werden. Andere werden argumentieren, dass Schmerzmittel sinnvoll sein können und manche Menschen auf sie angewiesen sind.
Also dann: Ich plädiere dafür, die Regeln zu ändern. Schmerzmittel sollten ab einer gewissen Dosierung im Ausdauersport nur nach ärztlicher Freigabe, ähnlich wie Asthmaspray, verwendet werden dürfen.