Wir sind nun aus Kalmar wieder zurück und hier noch mein Bericht:
Nach mittlerweile 17 Jahren Langdistanz-Rennen sollte der Ironman in Kalmar die 13. Auflage über diese Streckelänge werden.
Kurz zur Einordnung - dieses Jahr bin ich in die M55 gekommen, trainiere seit meiner ersten LD nach Arnes Plänen (erst Excel, dann TP) und habe mich immer an der 10 Stunden Grenze versucht - sie allerdings nie geknackt. Und es wurde ja bereits auch hier in anderen Unter-Foren diskutiert - schneller wird man im steigenden Alter eigentlich nicht....
Trotzdem spukte natürlich weiterhin diese Zeit in meinem Kopf und zudem ist Hawaii schon seit 20 Jahren ein Traum von mir.
Jetzt aber weiter: meine Lebensgefährtin und ich hatten mit einem befreundeten Paar in Lindsdal - ca 7 km von Kalmar entfernt - ein Haus gemietet. Wir kamen in der Rennwoche am Montag vor dem Rennen mit der Nachtfähre in Schweden an und absolvierten die letzten kurzen Trainingseinheiten auf Teilen der Wettkampfstrecke.
Und das machte schon richtig gute Laune - nur Sonnenschein mit angenehmen 23-25 Grad und eine Radstrecke mit prima Asphalt lud bereits beim Training zum Ballern ein. Die Schwimmstrecke testeten wir am Strand in Kalmar und bis auf ein paar Quallen war auch das Wasser mit 20 Grad sehr angenehm.
Mittwoch holten wir dann die Startunterlagen ab, besuchten kurz die Messe - alles sehr entspannt und die Helfer sehr sehr freundlich. Auch die Stimmung in der Stadt war sehr angenehm und man hatte das Gefühl, man ist hier als Athlet wirklich willkommen. Die Wettkampfbesprechung begann mit einem Gitarrensolo des Streckenchefs und auch das Briefing war emotional und kein einfaches runterleiern der Folien - so etwas hatte ich bisher noch nicht erlebt.
Die Berichte hier aus dem Forum sind also wirklich nicht übertrieben!
Freitag ging es dann zum Einchecken des Rades und es fielen die wirklich sehr kurzen Wege innerhalb und in die Wechselzone (aus dem Wasser heraus und nur einmal über eine zweispurige Strasse) auf und ließen auf schnelle Wechselzeiten hoffen. Ansonsten nicht unbedingt meine Stärke...
Das Rennen:
Morgens 3 Uhr aufstehen, frühstücken und die letzten Dinge erledigen - wie das halt vor einer LD so ist. Wir fuhren die paar Kilometer zur Wechselzone (Parkplatz war kein Problem) und machten uns dann um kurz vor 7 Uhr auf zum Schwimmstart. Die Stadt brodelte und die Stimmung war sehr emotional aufgeladen. Ich stellte mich mit meinem Kumpel bei den 1:10 h Schwimmern hin, meine Lebensgefährtin wollte etwas später starten. Dann der Start mit einem lauten Knall und wie die Lemminge ging es innerhalb von 20 min für alle ins Wasser.
Das Schwimmen verlief für mich recht unspektakulär... die Wellen waren etwas höher als die Tage zuvor, aber das hatte ich auch schon schlimmer erlebt. Nach 1:07 h kam ich aus dem Wasser und das war auch meine angepeilte Zeit gewesen.
Nach einem für mich flotten Wechsel ging es auf die Radstrecke und dort wartete nach ein paar Kilometer das erste Highlight mit der Ölandbrücke auf uns. Den starken Seitenwind fand ich doch unangenehmer als erwartet, aber ich konnte trotzdem in der Aeroposition bleiben. Dann auf Öland war Tempo angesagt und mit ordentlichem Rückenwind flogen die ersten Kilometer an einem vorbei. In jedem kleinen Ort wurden die Teilnehmer angefeuert und es machte richtig Spaß. Ich musste dann doch öfters auf den Tacho schauen und die Wattwerte im Auge behalten um nicht zu überpeacen. Auf der Rücktour sorgte dann der Gegenwind automatisch für ein anderes Tempo, aber die Stimmung und das tolle Wetter zauberten weiterhin ein Lächeln ins Gesicht.
Zurück auf dem Festland ging es wieder zum Kreisel nahe der Wechselzone und dort waren so viele Zuschauer und so viel Lärm, dass man Gänsehaut bekam. Dann ging es weiter Richtung Norden (Richtung unserer Unterkunft) und die Strecke wurde etwas welliger. Für mich war das ganz angenehm, da ich die Aero Position mal verlassen und den Rücken entlasten konnte.
Auf den letzten Kilometern wurde es dann etwas zäh, aber nach 5:05 h und 181 km war ich dann wieder in der WZ. Prima Zeit für mich und noch ein kurzer Dixie Stopp, dann ging es weiter auf die Laufstrecke. Diese verlief anfangs kreuz und quer durch die Innenstadt mit viel Kopfsteinpflaster und es war so voller Menschen die einen anfeuerten, dass man kaum sein eigenes Wort verstehen konnte. Einfach geil!
Ich schaute ständig auf meine Uhr um das Tempo zu drosseln, aber nach 3-4 km pendelte es sich dann bei 4:50 min/km ein. Eigentlich ein bißchen zu flott, aber die Rechnerei im Kopf war nun an und mir ging es auch richtig gut.
Also einfach locker weiter, im Stadion dann das erste Rundenbändchen geholt und schon war Runde 1 nach 14 km vorbei. Die zweite Runde verlief auch noch wirklich gut, aber am Ende wurden die Oberschenkel schon steinhart. Egal, die Zeit war super, der Kopf übernahm das Tempo und die Beine mussten mit - ob sie wollten oder nicht.
Auch wenn es am Ende sehr hart wurde, ich konnte das Tempo tatsächlich durchhalten und nach 3:29 h kam ich glücklich im Ziel an. Mit
9:52 h blieb ich das erste Mal unter den 10 Stunden und ich konnte es gar nicht glauben. Ich hatte es tatsächlich geschafft! Unsere Begleitung sagte mir dann auch noch, dass ich auf Platz 2 in der AK 55 lag. Ich war echt baff und musste ein paar Tränen verdrücken.
Einfach ein für mich nahezu perfektes Rennen und damit war es noch nicht zu Ende...
Mein Kumpel kam nach unter 11 Stunden auch glücklich bei seiner LD Premiere ins Ziel und meine Freundin folgte nach 11:11 h wenig später ebenfalls mit persönlicher Bestzeit auf den 226 km.
Und um es kurz zu machen... am nächsten Tag bei der Siegerehrung der AK 55 konnte ich mit Platz 2 und meine Freundin neben mir auf Platz 3 auf das Treppchen steigen (Bild von uns sieht man auf tri-mag.de)!!! Was ein tolles Gefühl!
Und als i-Tüpfelchen bekamen wir beide einen Hawaii Slot, den aber nur ich angenommen habe, da meine Freundin das Hitze Rennen auf Hawaii nicht wollte.
Dafür kommt sie dann nächstes Jahr als Support mit mir nach Hawaii!
Perfekter hätte für uns die Reise nach Schweden nicht laufen können!!!