Vorsicht vor falscher Dichotomie: Wenn der Sozialismus und der Kommunismus gescheitert sind, heißt das nicht, dass der Kapitalismus nicht ebenfalls scheitern wird.
Den Sozialismus betrachten wir als insofern gescheitert, als dass er dem Kapitalismus in der Anhäufung materiellen Wohlstands unterlegen war. Wenn wir vom Scheitern des Sozialismus sprechen, meinen wir in erster Linie diesen monetären Aspekt und seine Folgen im Vergleich mit dem Kapitalismus. Kapitalistische Länder wurden schneller reich.
Reiner Kapitalismus ist ebenfalls gescheitert, durchgesetzt haben sich die gemäßigten Formen. Auch sie können noch scheitern.
Denn Kapitalismus funktioniert nur solange es ein fortwährendes Wirtschaftswachstum gibt. Hier steckt bereits der Keim des Scheiterns.
Ein globales Wirtschaftswachstum von 3% bedeutet, dass sich die Weltwirtschaft alle 24 Jahre verdoppelt. Wenn wir nicht die nächsten 20, sondern die nächsten 200 Jahre betrachten, sehen wir ein, dass die Zukunft nicht kapitalistisch sein kann:
Bei gleich bleibendem Wachstum würde dann das 370-fache erwirtschaftet, was wir heute dem Planeten abverlangen. Was unsere Generation in einem Jahr erwirtschaftet, läuft dann an einem einzigen Tag. "Erwirtschaften" ist dabei nur ein anderes Wort für "verbrauchen".
Wenn man das angenommene 3%-Wachstum modifiziert und die kommenden 200 Jahre aufteilt: In 100 Jahre mit 2% Wachstum gefolgt von 100 Jahren mit 1% Wachstum, dann wäre die globale Wirtschaftsleistung nach 200 Jahren immer noch das Zwanzigfache der heutigen. Was wir heute in einem Jahr verbrauchen, wäre dann bereits in zwei Wochen verbraucht.
Mir scheint das sehr weit weg zu sein von dem, was die Erde realistischerweise langfristig verkraften kann. Und die oben genannten Rechenbeispiele enthalten nur den lächerlich kurzen Zeitraum von 200 Jahren. Was dann?
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