Wenn ich "progressiv" in Google eingebe, erscheint zuerst der Begriff "fortschrittlich", nicht "links".
Ich hoffe auf "Fortschritt", ansonsten werden wir einfach abgehängt.
"Fortschritt" ist m.M.n. ein Wieselwort, das schwer objektiv zu definieren ist, bzw. es liegt stark im Auge des Betrachters, ob eine Veränderung als Fort- oder Rückschritt zu bewerten ist. Wenn linke Politiker von "progressiv" sprechen, werden sie wohl kaum an Veränderungen denken, die ein konservativer Politiker sich überlegt. Trotzdem ist Fortschritt nicht ausschließlich für linke Visionen reserviert, finde ich.
Für mich wurde sicher der Begriff progressiv etwas einseitig negativ geprägt, zumal ich in einem System aufwuchs, das sich als höchst progressiv verstanden hat, und dessen Abschaffung ich erst als wirklichen positiven Fortschritt* empfinden konnte.
Übrigens, im Gegensatz zu einem Wettkampf finde ich es nicht entscheidend, ob ein Land "abgehängt" wird, sondern wie gut es schafft, individuelle Freiheit und Rechtstaatlichkeit, stabilen Wohlstand, sozialen Frieden und funktionierende Verwaltung und Infrastruktur zu sichern und zu erhalten. Der Vergleich mit anderen ist im Staatlichen wie Privaten völlig nebensächlich, und hat rein psychologischen Wert - außer man will etwas aus dem Vergleich lernen, wie es andere besser machen.
*Wer mal eine etwas ausgefallene, differenzierte Sicht auf das Thema Fortschritt werfen mag, kann sich Peter Thiels Gedanken dazu durchlesen.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Übrigens, im Gegensatz zu einem Wettkampf finde ich es nicht entscheidend, ob ein Land "abgehängt" wird, sondern wie gut es schafft, individuelle Freiheit und Rechtstaatlichkeit, stabilen Wohlstand, sozialen Frieden und funktionierende Verwaltung und Infrastruktur zu sichern und zu erhalten. Der Vergleich mit anderen ist im Staatlichen wie Privaten völlig nebensächlich, und hat rein psychologischen Wert - außer man will etwas aus dem Vergleich lernen, wie es andere besser machen.
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Auf dem nicht-abgehängt sein fußt halt zum großen Teil unser Wohlstand. In so einer komfortablen Situation kann man dann über das Gendern reden, über das Tierwohl und über die Farbe von Radschuhen. Wenige Jahrzehnte vor uns hätte man von solchen Diskussionen nicht mal geträumt. Auch Dinge wie sozialer Frieden und Rechtsstaatlichkeit hängen da direkt dran.
DE hat Geld wie Sand am Meer. Zur Not kann der Staat einfach neues Geld drucken, im Gegensatz zu dir und mir: Wir können das nicht. Ein viel größeres Problem in DE ist mittlerweile die Ungleichverteilung: Arme werden ärmer, Reiche reicher und die Zahl der Armutsgefährdeten steigt an.
"Fortschritt" ist m.M.n. ein Wieselwort, das schwer objektiv zu definieren ist, bzw. es liegt stark im Auge des Betrachters, ob eine Veränderung als Fort- oder Rückschritt zu bewerten ist. Wenn linke Politiker von "progressiv" sprechen, werden sie wohl kaum an Veränderungen denken, die ein konservativer Politiker sich überlegt. Trotzdem ist Fortschritt nicht ausschließlich für linke Visionen reserviert, finde ich.
Konservativ bedeutet im Wort so etwas wie "erhalten" (konservieren). Das ist das Gegenteil einer Veränderung.
Konservativ zu sein bedeutet nicht einen speziellen politischen Standpunkt, sondern das Ablehnen einer Veränderung. Ein indischer, ein dänischer und ein türkischer Konservativer wollen ganz unterschiedliche Dinge; was ihnen gemeinsam ist, ist der Widerstand gegen gesellschaftliche Veränderungen.
Zu den Feinheiten: In Europa und den USA ist die konservative Haltung stark überprägt von den Interessen der fossilen Lobby, und, je nach Land, von religiösen Lobbys. Bei letzterem denke man an die USA und die dortige enge Verbindung zwischen den politisch Konservativen und den Christlich-Evangelikalen.
Beide, die fossile und die religiöse Lobby, benutzen das konservative Lager, um politische Macht zu entfalten. Dabei wird bewusst ein Kulturkampf angezettelt: Windräder und elektrisch betriebene Autos werden beispielsweise als "links" dargestellt, und daraufhin von konservativen Lager pauschal abgelehnt. Zweites Beispiel: Die Leugnung des menschengemachten Klimawandels findet man fast ausschließlich im konservativen Lager, weil sie durch die fossile Lobby in diesem Milieu massiv verbreitet wird.
In diesem Sinne umfasst der Begriff des Konservativen heute nicht nur den Unwilllen gegenüber Veränderungen, sondern außerdem ganz konkret die Interessen der fossilen Lobby, sowie je nach Land religiöse Überzeugungen, etwa die Stellung der Frau in der Gesellschaft oder die Intoleranz gegenüber sexuellen Minderheiten.
Auf dem nicht-abgehängt sein fußt halt zum großen Teil unser Wohlstand.
Nein, der Wohlstand fußt auf jahrelanger Arbeit unserer Vorgängergeneration. Die davor wollten nicht nur nicht abgehängt sein, sondern ganz vorne in der Welt da stehen - das hat zu nichts Gutem geführt.
Zitat:
Zitat von keko#
In so einer komfortablen Situation kann man dann über das Gendern reden, über das Tierwohl und über die Farbe von Radschuhen. Wenige Jahrzehnte vor uns hätte man von solchen Diskussionen nicht mal geträumt.
Ja, das sind natürlich Wohlstands-Luxus-Probleme, die z.T. in das Thema Wohlstandsverwahrlosung hinübergleiten.
Zitat:
Zitat von keko#
Auch Dinge wie sozialer Frieden und Rechtsstaatlichkeit hängen da direkt dran.
Diese letzteren werden allerdings von so manchen "progressiven" Identitätspolitischen Akteuren m.M.n. hochgradig gefährdet. Man kann sicher trefflich diskutieren, ob diese beiden Dinge Bedingung für Wohlstand oder ein Ergebnis desselben sind.
Zitat:
Zitat von keko#
DE hat Geld wie Sand am Meer. Zur Not kann der Staat einfach neues Geld drucken, im Gegensatz zu dir und mir: Wir können das nicht.
Wir können das nicht, der Staat sollte es nicht tun. Es bringt viel mehr, wenn der Staat Ausgaben spart und dafür Bedingungen sichert, unter denen Du und ich (und vor allem Unternehmer) Werte erschaffen können, ohne auf den Staat angewiesen zu sein, und ohne, daß der Staat sich einmischt.
Zitat:
Zitat von keko#
Ein viel größeres Problem in DE ist mittlerweile die Ungleichverteilung: Arme werden ärmer, Reiche reicher und die Zahl der Armutsgefährdeten steigt an.
Die Ungleichheit ist m.M.n. kein echtes Problem, außer in einer Neiddebatte. (abgesehen davon, daß Armut hierzulande in den allermeisten Fällen immer noch keine echte Entbehrung bedeutet, sondern als relativer Begriff in Bezug auf den Durchschnitt definiert ist). Ungleichheit ist normal, nicht vermeidbar, und ein Ansporn für Leistung und Entwicklung. Wenn der Staat für ein Sozialsystem sorgt, bei dem keiner, der sich selbst nicht helfen kann, zurückgelassen wird, reicht es m.M.n. vollkommen. Ziel sollte sein, daß die Anzahl derer, die vom Staat abhängen, auf ein Minimum gesenkt wird.
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Die Ungleichheit ist m.M.n. kein echtes Problem, außer in einer Neiddebatte. (abgesehen davon, daß Armut hierzulande in den allermeisten Fällen immer noch keine echte Entbehrung bedeutet, sondern als relativer Begriff in Bezug auf den Durchschnitt definiert ist). Ungleichheit ist normal, nicht vermeidbar, und ein Ansporn für Leistung und Entwicklung. Wenn der Staat für ein Sozialsystem sorgt, bei dem keiner, der sich selbst nicht helfen kann, zurückgelassen wird, reicht es m.M.n. vollkommen. Ziel sollte sein, daß die Anzahl derer, die vom Staat abhängen, auf ein Minimum gesenkt wird.
Ungleichheit wird dann zum Problem, wenn sich Leistung aus Sicht der weniger Privilegierten nicht mehr lohnt. Wenn du also "nichts falsch gemacht hast" und trotzdem zu nichts kommst. Oder wenn Ungleichheiten einzementiert werden. Oder wenn einfach die einen immer reicher werden und andere immer ärmer.
Ich bin z.B. sozialisiert worden mit dem Versprechen, dass man mit Leistung auch aus einfachen Startbedingungen heraus seinen Lebensstandard verbessern kann. Rückblickend war das auch richtig, weil das System sehr durchlässig war. Der Staat muss für Durchlässigkeit und möglichst gute Startbedingungen sorgen. Leistung muss dann der Einzelne selbst erbringen.
Konservativ bedeutet im Wort so etwas wie "erhalten" (konservieren). Das ist das Gegenteil einer Veränderung.
Konservativ zu sein bedeutet nicht einen speziellen politischen Standpunkt, sondern das Ablehnen einer Veränderung. Ein indischer, ein dänischer und ein türkischer Konservativer wollen ganz unterschiedliche Dinge; was ihnen gemeinsam ist, ist der Widerstand gegen gesellschaftliche Veränderungen.
Diese Sicht halte ich für extrem vereinfacht, und auf Semantik verkürzt. Konservative Politik (kann man googlen, wenn man will) heißt nicht einfach "keine Veränderung" (dann wären jetzt die Linken konservativ, da doch Merz vorhat, einiges zu ändern...), sondern die hohe Achtung vor und Bewahrung von gesellschaftlichen Wertvorstellungen. Das schließt Änderungen und Entwicklung nicht aus, aber diese Änderungen zielen möglichst auf den Erhalt dieser WErte auch bei geänderten Bedingungen. Dazu wollen Konservative Änderungen mit Maß und Bedacht einführen, um die Gesellschaft nicht zu überfordern. Genau das menschliche Bedürfnis nach Letzterem ist, was den aktuellen "Rechtsruck" mit erklärt.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Beide, die fossile und die religiöse Lobby, benutzen das konservative Lager, um politische Macht zu entfalten. Dabei wird bewusst ein Kulturkampf angezettelt: Windräder und elektrisch betriebene Autos werden beispielsweise als "links" dargestellt, und daraufhin von konservativen Lager pauschal abgelehnt. Zweites Beispiel: Die Leugnung des menschengemachten Klimawandels findet man fast ausschließlich im konservativen Lager, weil sie durch die fossile Lobby in diesem Milieu massiv verbreitet wird.
Das sind wieder vereinfachende Kampfbegriffe, um ein Feindbild zu definieren, statt andere Positionen verstehen zu wollen. Windräder und BEV werden als Links gesehen, weil eher Linke deren Verbreitung beschleunigt umsetzen wollen, während Konservative den Erhalt von Werten wie sicherer Energieversorgung und individueller Mobilität höher Gewichten, bzw. mindestens auch berücksichtigen wollen. Ebenso beim Thema Klimawandel sehen Linke eher eine große gesellschaftliche Transformation als unvermeidbar, während Konservative die Änderungen kleinschrittiger und somit verträglicher für die Menschen gestalten wollen. Für beides gibt es Bedürfnis in gewissen Teilen der Gesellschaft, beides ist gleich legitim, und in der Demokratie setzt sich eben mal das eine, mal das andere durch. Die jeweilige Minderheit wird sich damit abfinden müssen, bzw. darf auf die nächsten Wahlen hoffen, ohne die andere Seite zu verteufeln.
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