Nein. Die unteren Einkommen zahlen nur eine geringe Einkommenssteuer aufgrund der Freibeträge. Sie zahlen aber Steuern beim Konsum: Umsatzsteuer, Tabaksteuer, Energiesteuer, CO2-Abgabe, Schaumweinsteuer und so weiter. Alles zusammen ergibt eine erhebliche Steuerbelastung. Deshalb bezahlen die Armen bezogen auf ihr Einkommen einen ähnlichen Steuersatz wie die Reichen.
Bei den Armen überwiegen die Konsumsteuern und Sozialbeiträge, bei den Reichen die Steuern auf das Einkommen bzw. Kapitalerträge.
Senkt man die Einkommenssteuer, profitieren davon vor allem die Wohlhabenden, während die ärmere Hälfte davon kaum profitiert.
Die Grafik unten zeigt, wie stark die verschiedenen Einkommensgruppen durch Steuern und Abgaben belastet sind. Die X-Achse zeigt das Einkommen, die Y-Achse die relative Steuerbelastung, aufgeschlüsselt nach Steuer- und Abgabenarten.
Das soziale Auffangnetz orientiert sich am Existenzminimum.
Danke für deine Ausführungen.
Reiche profitieren in der Tat mehr von den Steuersenkungen als Arme, das stimmt.
Scheinbar bist du bzgl. deinem Heimatland nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Hier ein Update für dich:
Der Stuttgarter Automobilhersteller Mercedes verlagert in großen Umfang nach Ungarn. Der Stuttgarter Zulieferer Bosch schließt hier ganze Werke, um nach Ungarn zu verlagern. Der chinesische Elektrofahrzeugbauer BYD will in Ungarn ein riesiges Werk bauen.
Orbán sagt, man plant mit der Produktion von 1 Mio. Automobilen pro Jahr und läßt sich dafür feiern. Ungarn ist auf einem guten Weg, das europäische Drehkreuz für Elektroautomobile zu werden.
Diese Vorhaben (an deren Erfolg viele in Ungarn auch sehr zweifeln) haben wenig damit zu tun, wie Ämter und Steuerbehörden mit kleinen Unternehmen in Ungarn umgehen, und wie der Umgang mit Absprachen, Zusagen u.ä. in alltäglichen Geschäftsbeziehungen abläuft. Da kannst Du Dich auf viel weniger verlassen, als woran wir uns hierzulande gewöhnt haben. Das hat mit einem grundsätzlich fehlenden Vertrauen (leider oft begründet) untereinander und mit oft zweifelhaften Qualitätsansprüchen zu tun, das im Ungarn den Alltag beherrscht, und sehr gewöhnungsbedürftig ist.
Bei Genussläufers Gedanken ging ich nicht davon aus, daß er die Leitung einer Autobau-Niederlassung von Mercedes im Blick hatte.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Reiche profitieren in der Tat mehr von den Steuersenkungen als Arme, das stimmt.
Das ist doch logisch: wer mehr Steuern zahlt, hat auch mehr als Absolutbetrag von Steuersenkungen wie auch von Abschreibungen. Darum hielte ich ein Steuersystem ohne Abschreibungsmöglichkeiten, und Festbeträge für (möglichst wenige) staatliche Leistungen (wie z.B. das Kindergeld) für viel gerechter. Nur werden Steuergesetze von Leuten gemacht, die auch viel Steuern zahlen.
Die Abgaben von Unternehmen zu senken hingegen gibt mehr Spielraum für Tariferhöhungen, und kann damit sehr wohl den Armen auch zu Gute kommen.
Zitat:
Zitat von keko#
Nicht Reiche sind also das Problem, sondern Arme.
Ich würde eher sagen Arme haben ein Problem, sie sind es nicht.
Zitat:
Zitat von keko#
Problematisch wird es, wenn der Yachtbesitzer seinen Wohlstand auf dem Rücken von Billiglöhner aufbaut oder ich nur karge Brötchen verdiene, weil man Chef so viel verdient.
Wenn dieser unterstellte ursächliche Zusammenhang gilt, dann stimme ich zu. Nur fürchte ich, daß dieser Zusammenhang häufig nur eine Korrelation ist, bzw. schwer konkret nachzuweisen. Es kommt auf das Rechenbeispiel an, wofür mir die Zahlen fehlen: wieviel könnten die "Billiglöhner" oder Du mehr verdienen, wenn der Chef sein Einkommen halbiert, und die Differenz auf alle untergebenen verteilt - wäre das wesentlich? Noch schwieriger wird es, ein Gremium zu finden, das objektiv feststellt, wie viel mehr Einkommen für einen Chef angemessen ist, und wie viel unanständig.
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Das Problem ist doch, wem bei dem Spiel mehr zugutekommt und wem weniger.
Problematisch wird es, wenn der Yachtbesitzer seinen Wohlstand auf dem Rücken von Billiglöhner aufbaut oder ich nur karge Brötchen verdiene, weil man Chef so viel verdient.
Nicht Reiche sind also das Problem, sondern Arme.
Keko, Hand aufs Herz, dem Yachtbesitzer ist die Einkommenssteuer wumme.
Zitat:
Problematisch wird es, wenn der Yachtbesitzer seinen Wohlstand auf dem Rücken von Billiglöhner aufbaut oder ich nur karge Brötchen verdiene, weil man Chef so viel verdient.
Du meinst den Mythos vom Nullsummenspiel?
@Adept: zu Deinem Satz:
Zitat:
Reiche profitieren in der Tat mehr von den Steuersenkungen als Arme, das stimmt.
Man kann die Steuersenkungen nicht über einen Kamm scheren. Die Graphik von Arne zeigt Einkommen. Ob Du nun aber mit 100 TEUR oder 200 TEUR Jahreseinkommen reich bist, kann durchaus hinterfragt werden. Davon bleiben dann 50k bis 100k übrig. Jetzt leben die Familien davon. Und dann stell Dir einen Rentner vor, der ein Eigenheim hat und 24 TEUR Rente. Der würde in der Statistik als arm durchgehen, auch wenn das Eigenheim einen siebenstelligen Betrag wert wäre.
Man könnte die Formulierung auch umdrehen. Die "Reicheren" werden durch Steuersenkungen weniger geschröpft. Profitieren finde ich hier eigentlich fehl am Platze.
Die Arbeitnehmer und Unternehmer, die man gern im Land sehen würden, gehen eben dahin, wo letztendlich mehr rausspringt
Das entspricht nicht den Tatsachen.
Wenn Du recht hättest, würde man beispielsweise in den USA viele deutsche, schwedische oder spanische Manager sehen, die dorthin ausgewandert wären. Das ist aber nicht der Fall. In US-Unternehmen sind fast ausschließlich Amerikaner in den Spitzenpositionen. Dasselbe gilt umgekehrt für Deutschland. Der ach-so-mobile Manager ist ein Mythos. Das gilt auch für Milliardäre, die fast immer dort bleiben, wo sie herkommen.
International ist zum Beispiel der Profisport. Entsprechend sieht man in den Top-Ligen des Fußballs jede Menge Ausländer. In der Wirtschaft ist das aber nicht der Fall und ist dort bestenfalls ein Randphänomen. Es entspricht einfach nicht den Tatsachen, dass Spitzenverdiener hierzulande auf gepackten Koffern säßen.
Es gibt einfach verschiedene Prioritäten bei den politischen Grundwerten wie "soziale Gerechtigkeit" und "Freiheit" z.B. Wer ersteres OnTop ansiedelt, wird mit der wachsenden Schere bei der Verteilung von Vermögen in Deutschland nicht zufrieden sein und die politischen Vorschläge unterstützenswert finden, die auf Ende des Auseinanderdriftens bzw. eine Verringerung hinwirken. Dabei stellt das Steuersystem eine Möglichkeit neben anderen dar. Es ist nachweislich zum Ende der Kohl Aera mit Schröder (Rot-Grün), Merkel so verändert worden, dass die Schere sich weiter vergrösserte. Das lässt sich nicht widerlegen! Egal ob man Freiheit oder soziale Gerechtigkeit auf 1 setzt. Ich könnte gerne aus dem Kopf alle Massnahmen aufzählen aus diesen 30 Jahren.
Genauso klar ist auch, dass die unteren Einkommensklassen prozentual mehr von ihrem Einkommen für Steuern bezahlen als die oberen / obersten Einkommensklassen. Man kann wie das hier gemacht worden ist, noch die Transferleistungen gegenrechnen, was aber nichts daran ändert, dass Deutschland ein Steuersystem hat (wenn man alle Arten berücksichtigt), das nur sehr mässig progressiv ist.
Stimmt es mit der sozialen Gerechtigkeit nicht, ergeben sich entsprechende gesellschaftliche Konflikte, schlägt das Pendel eher für Gerechtigkeit aus, steigt die Zufriedenheit und Integration der verschiedenen Klassen in die Gesellschaft.
Vielleicht sollte unsere zukünftige Regierung doch mal über den großen Teich schauen auf der Suche nach guten Ideen. Während hier anscheinend keine Probleme unter dreistelligen Milliardensummen zu lösen sind, hat Argentinien mit bisher deutlich geringerem Budget bei deutlich größeren Problemen erreicht, daß der IWF "in Anerkennung des beeindruckenden Fortschritts in der Stabilisierung der Wirtschaft des Landes" durch die argentinische Regierung weitere Kredite in mittleren zweistelligen Milliardenbeträgen zubilligt. Ob jemand in ein-zwei Jahren auch ähnlich lobend über unsere Marienkäfer-Koalition urteilen wird?
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