Gute Besserung!
Meine Achillesehnen haben mir ja zwei Jahre das Lauftraining verleidet und sogar konkrete Gedanken über ein Ende des ambitionierteren Wettkampfsports hervorgebracht. Du hast das ja relativ nah aktiv begleitet.
Also zusammengefasst: Die Achillessehnen sind Arschlöcher.
Natürlich tragen Sie an der Tatsache, dass sie einfach aufgrund der schlechten Durchblutung, extrem langsam regenerieren (je nach Quelle finden sich Werte für 3-14 Monate (!) für eine kompletten Gewebeerneuerung aufgrund der nur sehr langsamen und seltenen Zellteilung), keine Schuld. Und die Funktion ist halt auch nicht beim Laufen irgendwie zu umgehen.
Bedeutet aber aus meiner Sicht (und ich hab sehr viel zu dem Thema recherchiert):
Alles wie Kieselsäure-Supplement, Chillipulver und anderer Zauberkram ist ziemlicher Quark und in Prophylaxe und Behandlung nahezu bedeutungslos, weil die langsame Regenerationszeit über allem steht. Das gilt auch für die Entstehung.
Natürlich spielen hohe Spannungen für die Wadenmuskulatur eine Rolle, wie auch Beinachsenfehlstellungen, ungeeignete Schuhe ect. Aber letztlich ist es halt das ungünstige Verhältnis aus Be- und Entlastung.
Das führt dann oft zu chronischen Problemen und es muss leider gar nicht sein, dass das mit soviel Schmerzen verbunden ist. Die Struktur wird eher schlechter und irgendwann gibt es dann Mikro- oder Teilrisse, die mal mehr oder weniger wehtun. Dann gibts Gefäßeinsprossung und das macht ziemlich sicher die Schmerzen. Wenn das erstmal da ist, braucht es oft viele viele Monate, um das wieder wegzubekommen. Oft hat sich dann auch ein knöcherner Umbau gebildet ("Hagelundferse"), das geht anfangs nahezu beschwerdefrei und irgendwann ist dann Schicht im Schacht.
Diesen Prozess umzukehren, braucht ein Jahr oder länger. War bei mir so, ist einfach der langen Umbaudauer geschuldet.
Ziemlich gut belegt ist den Prozess mit exzentrischen Wadenheben ("Treppenübung") zu unterstützen, das führt neben der Wadendehnung durch die Zugbelastung zur Anregung höherwertigen Kollergeneinbaus und verbessert die Sehnenstruktur.
Akut ist auch Geduld nötig, aber da kann man auch Glück mit "nur" 6-8 Wochen haben.
Ibu gibts zwei Seiten, mögliche UAW mal ausgeklammert, die aber meist kein Hinderungsgrund für eine Therapie sind. Es ist sehr entzündungshemmend und gut schmerzstillend.
Die Gegenseite sagt: Im Tierversuch ist gezeigt, dass die Zellteilung dadurch noch schlechter wird. Gibt aber keine Studien. Die chronischen Schmerzen sind wie gesagt keine klassichen Entzündungsprozesse, die akuten wird auch diskutiert, ob da Ibu überhaupt hilft.
Wichtig ist der
sehr langsam Wiedereinstieg:
Ich hab hier mit gute Erfahrungen gemacht
https://www.sportklinik.de/patienten...-achillessehne
Mein Einstiegslauftraining danach kennst Du ja:
Nach 5-10 Minuten "Warmgehen"
1 Minute traben, 4 Minuten gehen, 1 Minute traben, 4 Minuten gehen ect...
Dann 3-4 Einheiten später 2 Minuten traben 3 Minuten gehen ect...
Nur jeden zweiten Tag laufen, maximal 30 Minuten Training, bis man 30 Minuten durchlaufen kann.
Bei mir war es aber auch so schlimm, dass ich mich anfangs nicht mal richtig einbeinig in den Zehenstand hochdrücken konnte, weil die Schmerzen das verhindert haben.
Hilfreich waren auch Friktionsmassagen der Sehne, nach Vereisung/Kühlung. Die Achillessehne hat keine Sehnenscheide, sondern 5-8 Lamellen. Die verkleben bei akuten oder chronischen Prozessen. Das tut dann schon beim Anfassen sehr weh, wird aber komischerweise besser, wenn man das massiert,. weil sich wahrscheinlich die Verklebungen lösen.
Man kann auch die Sehne zwischen zwei gebeugten Fingern greifen und durch Drehbewegungen der Hand "auslenken", das tut auch anfangs sehr weh, hilft aber, Auch da kann man sich ja vorstellen, dass sich die Lamellen da gegeneinander verschieben und wieder gängig werden.
Die wichtigste Zutat ist leider viel Geduld.
Was
nicht hilfreich ist, ist aus meiner Sicht eine zu lange Laufpause. Die Sehne braucht Belastung, um sich umzubilden. Natürlich nicht unter starken Schmerzen und nur reduziert, aber es gibt viele Fälle von Läufern, die 3 oder auch 6 Monate Laufpause gemacht haben und nach einem Lauf hatten Sie wieder die gleichen Beschwerden.