Neckartalmarathon - 2 Blickwinkel
Da ich merkte, dass mein Formaufbau weiter steigernd langsam in einen gefährlichen Überlastbereich käme, kam mir das Angebot, heute einen Marathon zu laufen, gerade recht.
Da ich den Organisator schon ein Leben lang kenne, bekam ich sogar einen kostenlosen Start ermöglicht. Die Strecke ist sehr flach, mit herrlichen Ausblicken auf Burgen und Fluss.
8 Runden zu je 5,2 km sowie eine kleine extra Schleife sind zu absolvieren.
Start war um 8 Uhr. Natürlich war es noch arg frisch, aber mit Wärmeöl eingeschmiert, wagte ich in kurzen Hosen zu laufen. Ansonsten wie gehabt mit Armlingen, leichter ärmelloser Windjacke, Karwendelstirnband und natürlich meiner grünen Challenge-Roth-Kappe, die ich nahezu immer beim Laufen oder Wandern trage.
Ich laufe sehr ambitioniert los. KM 1 in ca. 5.15 min, dann erinnere ich mich rechtzeitig an den größten Fehler bei den 42,2 km und zügle mich etwas auf Schnitte zwischen 5.30 und 5.40.
Runde 1 ist bald geschafft, Wende beim Startbereich und auf ein Neues.
Um mich herum ist es äußerst einsam, aber das kenne ich ja auch von anderen Wettkämpfen mit meinem Fitnessrad. Berghoch ok, bergab vorsichtig und auf der Ebene im Gegenwind bescheiden. Fast unmöglich so mit jemanden auf Sicht zu fahren. In Karwendel war es ähnlich. Bergauf und auf guten Strecken in der Ebene durchaus ordentlich, bergab oder bei holprigen Abschnitten arg langsam.
Die ersten 10 km in ca. 55.30 min, für mich super, 20 in ca. 1.52 Std. ebenso passend wie auch der Halbmarathon bei rund 1.58 Std.
Gelegentlich überhole ich diverse Walkerinnnen, die natürlich nur kürzere Strecken in Angriff nehmen.
Am Wegesrand schauen manche zu und kauen dabei genüsslich ihr Frühstück.
Es hat fast den Eindruck, dass sie dies mehrmals wiederholen.
Streckenposten gibt es keine, sind aber auch nicht nötig. Nur einmal kreuzt ein Traktor die Strecke und zwingt mich zum Ausweichen ins Gras. Ist aber nicht dramatisch.
KM 30 in rund 2.49 Std. Immer noch genial. Eine Sub 4 wäre schon klasse. Ewig her, dass ich dies einmal packte, genau genommen seit meiner MS-Zeit nur noch ein Mal vor etlichen Jahren.
Langsam wird es zäh,nach zwei Gels steige ich auf Traubenzucker um. Die Anfeuerungen sind dafür durchgängig überragend, dauerhafte Musik, so dass ich mich fast nicht atmen höre.
KM 35 in 3.18 Std. Es wird herb. Eigentlich müsste ich mal zum Pinkeln austreten, aber dann wird es arg knapp. Also gedanklich ablenken. Dass einzig wirklich schlecht Organisierte bei diesem Lauf ist, dass ich, um an die Getränke zu kommen, die Wettkampfstrecke für ca. 10 m verlassen und auch eine gewisse Wartezeit einkalkulieren müsste. Das könnte allerdings knapp werden, zumal dann ein Pinkeln wohl unausweichlich notwendig werden würde

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Zudem kommt jetzt immer mehr starker Wind auf.
Hmmh. Ich will es nicht Glaurung nachmachen (Insider von früher wissen noch die Ü-3 Sekunden), also Risiko und weiter ohne zu trinken. Kreislauf ist bei der Kühle eh kein vorrangiges Problem.
Kurz danach geht mir allerdings doch abrupt die Energie aus. Battery low.
Mist. Ich muss meine Shokz-Knochenschall-Kopfhörer ausschalten. Anfeuerung und Musik ade.
7 km to go. Die Führung will ich nicht mehr hergeben. Beißen. Visualisieren.
Letzte Runde. Nicht überpacen, ein Krampf wäre wohl das Aus der Sub 4, aber auch nicht zu langsam. Eine Minute Puffer ist nicht viel.
Endlich, ich sehe das Ziel, schnaufe kräftig durch, beschleunige nochmal und finishe die 42, 2 km in 3.58.56 Std. Punktlandung und höchst zufrieden
Sieger und Besenwagen zugleich
Ja, letztlich doch gut von mir

organisiert. Ich wollte mal sehen, ob ich auch ambitioniert einen einsamen Marathon auf Bestzeit laufen kann.
Und ja, ich will, ich kann und ich darf auch dies

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