Das macht mir echt Angst (ich glaube den Inhalt des Artikels einfach mal und unterstelle ihm Richtigkeit, da ich mich nicht in der Lage sehe, umfangreiche Geschichtsstudien dafür zu betreiben).
Auf mich hat die erste Woche Trump eine ähnliche "Faszination des Bösen" wie seinerzeit 9-11.
Und ja, ich weiß, dass man das nicht vergleichen kann.
Trotzdem bin ich fast schon stündlich gespannt, was er als nächstes anstellt.
Und es geht mir ähnlich, dass auch ich Parallelen zu Hitlers Machtergreifung sehe und Angst habe, wo das alles enden soll/wird.
Und genau das hat er als mangelnde Unterordnung aufgefasst und sie gefeuert.
Und genau das ist Trumps Problem: Wer sich ihm nicht bedingungslos unterwirft, wird vernichtet. Trump denkt keine Sekunde darüber nach, ob ein Kritiker nicht vielleicht ein bisschen Recht haben könnte? Er denkt keine Sekunde draüber nach, ob eine sachliche Meinungsverschiedenheit nicht schließlich zu einem Kompromiss und damit sogar zu einem besseren Resultat führen könnte, als seine erste Idee.
Aufmucken? Bluat spucken! So haben wir in Wien als Jugendliche Konflikte auf der "Bluatwiesn" geregelt. Aber so macht man doch nicht Politik - als Präsident einer Demokratie!
Er wurde demokratisch gewählt und macht das, was er gesagt hat. Nur die Amerikaner können ihn stoppen. Solange er seine Wähler hinter sich hat, macht er weiter.
Jetzt will ich auch mal eine leicht verschwörerische These aufstellen:
Seine Wähler sind bezüglich seines Verbleib im Amt nicht das entscheidende Kriterium.
Vielmehr entscheidet wie viel Geld das Gepolter des unerzogenen und talentfreien Präsidentendarsteller auf den Konten seiner republikanischen Parteifreunde vernichtet.
"Beim Geld hört die Freundschaft auf" weiß der Volksmund und das Internet steuert ein "Am Ende geht es immer um Geld oder Weiber" hinzu.
Er denkt keine Sekunde draüber nach, ob eine sachliche Meinungsverschiedenheit nicht schließlich zu einem Kompromiss und damit sogar zu einem besseren Resultat führen könnte, als seine erste Idee.
... Aber so macht man doch nicht Politik - als Präsident einer Demokratie!
Zur Deutschem Konsens-Demokratie paßt dieser Regierungsstil sicher überhaupt nicht, und es würde hier auch nie funktionieren. In den durch reinen Mehrheitswahlrecht geprägten Systemen, in denen meist eine Partei mit absoluter Mehrheit regieren kann (wie z.B. England), ist das Bedürfnis nach Kompromissen viel weniger ausgeprägt. Das öffnet die Möglichkeit von konsequentem durchregieren und tatsächlichem Umsetzen der Wahlversprechen - im Guten wie im Schlechten. Bei uns kann kaum eine Partei ein Wahlversprechen umsetzen, weil alles im Konsens- und Kompromißbrei in der Koalition verwässert wird (außer man heißt CSU, und drückt ein Symbolprojekt auf Nebenschauplätzen durch).
Außerdem ist auch nicht gesagt, daß ein Kompromiß immer oder auch häufiger die sachlich bessere Lösung ist (kann es natürlich sein). Ein "guter Kompromiß" macht nur alle Parteien gleichermaßen unzufrieden, was die Akzeptanz erhöht - in unserer Konsensdemokratie ist die Akzeptanz durch alle Beteiligten leider ein wichtigerer Qualitätsmaßstab als der sachliche Erfolg einer Maßnahme.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Zur Deutschem Konsens-Demokratie paßt dieser Regierungsstil sicher überhaupt nicht, und es würde hier auch nie funktionieren. In den durch reinen Mehrheitswahlrecht geprägten Systemen, in denen meist eine Partei mit absoluter Mehrheit regieren kann (wie z.B. England), ist das Bedürfnis nach Kompromissen viel weniger ausgeprägt. Das öffnet die Möglichkeit von konsequentem durchregieren und tatsächlichem Umsetzen der Wahlversprechen - im Guten wie im Schlechten.
So seh ich das auch. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Regierung sich nicht hinter koalitionsbedingten Zwangskompromissen verstecken kann, sondern aufgrund ihrer Macht zum Handeln auch zu eben diesem gezwungen ist und folgerichtig auch die Konsequenzen ihres Handelns zu verantworten hat.
Zu dem ermöglicht es ohne große Kompromissfinderei zeitnah auf politische Situationen zu reagieren. Gutes Beispiel ist da Merkels Aufruf zur unkontrollierten Zuwanderung letzten Sommer. Da hat sie etwas augenscheinlich allein entschieden und ihr wird auch allein die Verantwortung dazu angelastet, mit den guten wie auch schlechten Folgen für alle Beteiligten.
Ebenfalls ist solch eine Regierung was Investitionen angeht besser als die Kompromissfinderei. Denn wenn man eine zur Verfügung stehende Summe X an alle Resorts, die natürlich berechtigterweise was haben wollen, entsprechend ihrer Priorität gleichermaßen aufteilt, bekommt bei uns zumeist jedes Resort so wenig, dass man nur Flickschusterei betrieben kann, was zB bei unserer Infrastruktur zu einem unglaublichen Wartungsstau (zB Brücken) geführt hat. Ohne Kompromiss könnte man jetzt klare Prioritäten setzen und das Geld entsprechend zielführend einsetzen ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten des Steigbügelhalters nehmen zu müssen.
Interessant finde ich die tatsächliche Berichterstattung über die Politik Trumps. Da wird ein riesen Bohei darum gemacht, dass er Menschen aus bestimmten Ländern (die ja nun nicht ausgewürfelt wurden) die Einreise verbietet, obwohl es schon unter Obama ähnliche Gesetze gab. Und wer schon einmal versucht hat nach Israel einzureisen, findet diese Regelung vielleicht sogar gut, als wenn am Terminal der Grenzbeamte nach Tageslaune entscheidet, ob man einreisen darf.
Ich finde das Projekt Trump nach wie vor interessant und glaube, dass es für uns als Europa gar nicht so schlecht ist einen US Präsidenten zu haben, des es einen Scheiß interessiert den Status Quo in Europa bestmöglich zu erhalten, sondern Europa ein wenig mehr seiner Eigenständigkeit überlässt. Interessant wird die Politik der europäischen Staaten in der Zukunft. Wird man der USA hinterherlaufen oder wird man sich emanzipieren und die Innenbindung stärken. Oder wird Europa unter dem neuen starken rechten Einfluss wieder stärker in Nationalstaaten zerfallen?
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Zur Deutschem Konsens-Demokratie paßt dieser Regierungsstil sicher überhaupt nicht.
Zitat:
Zitat von noam
So seh ich das auch. ...
Zu dem ermöglicht es ohne große Kompromissfinderei zeitnah auf politische Situationen zu reagieren.
Euren Argumenten kann ich durchaus was abgewinnen, allerdings finde ich, dass ihr einen wesentlichen Unterschied zwischen einem Firmenboss und einem Regierungschef dabei außer Acht lasst.
Als Firmenboss feuere ich missliebige, nicht leistungsfähige oder nicht loyale Mitarbeiter einfach mal so - wie Trump das halt gewohnt ist.
Als US-Präsident? Mitarbeiter kann ich natürlich feuern, aber Staatsbürger? Will Trump missliebige Staatsbürger auch feuern (=ausweisen oder verhaften), damit er in Ruhe regieren und Amerika wieder groß machen kann?
So kann demokratische Politik nicht funktionieren. Jeder Staat muss in gewisser Weise auch politische Gegner, Leistungsverweigerer usw. aushalten. Und vor allem muss er darauf schauen, dass ALLE Staatsbürger mit dem staatlichen System leben können. Dazu gehört auch, sie leben ZU LASSEN. Das heißt NICHT, es allen Recht machen zu wollen. Klare Politik ist schon okay, und dass damit nicht immer alle glücklich sind, ist klar - das muss man auch aushalten. Aber die Gegner vernichten, eliminieren oder was auch immer? Das hat schon eine andere Qualität.
Als Firmenboss kann ich Widerständler abwürgen, als Politiker muss ich ihnen Luft zum Leben lassen. Alles andere wäre keine Demokratie.
Mich erinnert Donald Trump an eine Parallele aus der Entwicklungsgeschichte des Homo sapiens. Der in früheren Zeiten vorherrschende Neandertaler war körperlich viel stärker als der Homo sapiens, welcher in physischer Hinsicht eigentlich eine Witzfigur ist.
Der Homo sapiens verfügt weder über ausreichend Körperkraft, um größere Tiere direkt anzugreifen, noch ist er auf der Flucht, als Läufer, eine große Nummer. Schwimmen kann er ebenfalls kaum. Eine seiner Stärken besteht darin, unter Verwendung eines Steins störrische Nüsse zu knacken. Das war’s dann auch schon fast.
Dass der Homo sapiens dennoch alle anderen Arten von Frühmenschen überflügelte, liegt an seiner herausragenden Fähigkeit zur Kooperation. Er hat die Gabe, mit Hunderten oder gar Tausenden seiner Artgenossen zu kooperieren. In Form miteinander kooperierender Verbände entwickelte der Homo sapiens eine Kraft als Krieger und Jäger, die nicht Ihresgleichen hatte.
Heute ist diese Fähigkeit zur Kooperation die Grundlage der Arbeitsteiligkeit unserer Gesellschaft. Jede Arbeit wird von Spezialisten ausgeführt. Die so geschaffenen Produkte werden untereinander ausgetauscht. Das ist die Grundlage unseres Wohlstandes. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist die Kooperation untereinander der Schlüssel zum Erfolg – aber auch zum Misserfolg, wo sie fehlt oder gebremst wird.
Donald Trump ist für mich, metaphorisch gesprochen, ein Neandertaler. Er glaubt, durch schiere Kraft und Willen gegen eine miteinander kooperierende Welt anzukommen. Das mag kurzfristig Erfolge bringen, aber mittelfristig werden die miteinander kooperierenden Länder besser dastehen.
Nicht einmal fünf Prozent aller Menschen auf diesem Globus sind Nordamerikaner. Was werden die anderen 95% wohl tun, wenn der Austausch von Waren und Dienstleistungen mit den USA erschwert wird? Sie werden den Handel untereinander ausbauen und sich entlang dieses Pfades weiterentwickeln. Wie in einem Wald, in dem ein beliebter Trampelpfad plötzlich durch einen umgefallenen Baum versperrt wird: Es finden sich schnell Wege drumherum. Angebot und Nachfrage werden zueinander finden, und es stehen mehr Wege dafür bereit, als Donald Trump beeinflussen kann.
Wenn die wirtschaftliche Stärke der USA dazu führt, dass sie sich vom Rest der Welt zunehmend abschotten, wird diese aktuelle Stärke zu einer Schwäche für die Zukunft. Auch das stärkste Land kommt gegen die sich immer enger vernetzende Kooperation der anderen Länder nicht an.
Geschichte bleibt nicht stehen. Als meine Großmutter geboren wurde, war jeder vierte Erdenbürger ein Bewohner des Britischen Weltreiches. Dagegen sind die heutigen USA mit ihren 5% ein Zwergenstaat. Bereits eine Generation später, 1946, entging England nur knapp einem Staatsbankrott.
Niemand wird auf die Amerikaner warten, und es ist auch kein Naturgesetz, dass die Amerikaner bis in alle Zukunft stets sagen, wo’s lang geht. Vielleicht sind als nächstes die Chinesen dran, wer weiß?
So kann demokratische Politik nicht funktionieren. Jeder Staat muss in gewisser Weise auch politische Gegner, Leistungsverweigerer usw. aushalten. Und vor allem muss er darauf schauen, dass ALLE Staatsbürger mit dem staatlichen System leben können. Dazu gehört auch, sie leben ZU LASSEN.
Genau, nur die Umstände unter denen Leistungsverweigerer leben können, müssen definiert werden. Bei uns wird das Prinzip Sozialstaat in gewissen Maßen präferiert. Andere bevorzugen halt ein Quid pro Quo - Prinzip, also Leistung nur gegen Gegenleistung.
Man darf bei der Diskussion ja nicht vergessen, dass in absehbarer Zeit erneut Wahlen anstehen und wenn ich als Vorturner mit meinem Prinzip die Mehrheit nicht überzeuge, dann ist am Ende meiner Legislaturperiode (oder schon früher, wenn die Unterstützung im Parlament flöten geht) jemand anderes mit einer anderen Idee dran.
Wir können uns hier mit unserer fest verankerten "sozialen Hängematte" und immer umgreifenderen linken Umverteilungskonzepten (bedingungsloses Grundeinkommen) eine realpolitische Leistungsgesellschaft, in der nur jemand der eine Leistung erbringt auch eine bekommt, ja gar nicht vorstellen (und ich will es auch gar nicht). Nur muss man doch anderen nicht immer vorschreiben, wie das ihre Weltbild auszusehen hat. In den USA hat Trump nach deren Wahlsystem das Amt ergattert. Er hat sich im Wahlkampf klar positioniert und mit dieser Position das Amt gegen allen Widerstand zugesprochen bekommen. Jetzt muss man ihm auch zugestehen, seine Vision von USA umzusetzen. Die Quittung gibts dann in der nächsten Wahl. Demokratie bedeutet nicht, dass der beste oder die beste Idee den meisten Zuspruch behält.
Zitat:
Zitat von trithos
Das heißt NICHT, es allen Recht machen zu wollen. Klare Politik ist schon okay, und dass damit nicht immer alle glücklich sind, ist klar - das muss man auch aushalten.
Und eben darum ist Trump sehr interessant. Er schert sich halt einen Dreck darum, ob alle glücklich sind, wie kein anderer Staatschef einer westlichen Nation vor ihm.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard