Definiere MS für mich neu als Mega Spinner
Durchgeknallt bin ich ja gewöhnt , aber etwas vergleichbar Dämliches wie die heutige Aktion kann man an den Fingern einer Schreinerhand abzählen
Ich schaffe aber leider erst morgen zu beichten, bin zu platt
Schade, sonst hätte ich mir die Story ausdrucken und während meinem "langen Lauf" heute lesen können
Benommen öffne ich die Augen, blicke um mich. Was habe ich getan? Wo bin ich? Wo ist Herzblatt?
Mir ist kalt, eisig kalt.
Um mich vereinzelt fremde Gestalten, ein Fluss im Dunkeln, eine Burg, nein eine Ruine.
Mir schwant. Ich habe mein Herzblatt in Heidelberg verloren.
Langsam drehe ich mich um die eigene Achse, achte auf meinen Herzschlag. Genau in einer Richtung pocht es lauter. Hier muss Herzblatt sein. Mein Streben hat ein Ziel. Ich starte in kurzen Hosen, quere zähneklappernd wie ein Skelet im Burgverlies den Neckar, laufe mit dampfemden Atem der aufgehenden Sonne entgegen, ein grandioser Anblick. Die Kälte zieht blockierend in meine Muskeln, gleichwohl der Inhalt meiner Blase dem Körper entweichen will.
Allein, es gibt keine Chance zum Austreten. Erst nach dem nächsten Städtchen und einem jetzt einsameren Weg gibt es Möglichkeiten, die ich reichlich nutze.
Ich erblicke die ersten Burgen, eine einem Schwalbennest gleich gebaut.
Ist es der Geist des alten Bligger, der mir vehement einhämmert wie schmerzvoll lang der heutige Tag werden kann, nein mit ziemlicher Sicherheit wird?
Eine fast nicht sichtbare Fußfessel an meinem linken Schuh, modern genannt „Marathonschnürung“ muss ein Folterinstrument aus seiner Zeit sein . Es wird immer schlimmer, ich versuche zu lockern, werde den Druckschmerz aber nicht mehr los.
Nach 2 Stunden nähere ich mich der Gegend, wo ich mit meinem treuen Ross schon einmal auf einer langen Tour wendete.
Dummerweise ist es daheim im Stall, nicht einmal meine Wanderspeere habe ich dabei.
Es hilft nichts, weiter, der Zauberwald naht.
Ich schweife ab, denke an die WM-Chance von Anand vor zwei Jahren, versuche mich an seine ausgelassene Siegkombination zu erinnern. Kaum zu Ende gedacht, stolpere ich, vermeide diesmal aber den karwendelschen Diver. War es eine böse Fee oder doch nur pure Unachtsamkeit? Vorsichtiger trabe ich weiter. Am Ende des Waldes erspähe ich die Hirschhorner Burg, ein prächtiger Anblick.
Uups, ich schaue zu lange, stolpere wieder, lege einen kurzen Zwischenspurt hin, um der Schwerkraft entgegen zu wirken, schimpfe laut: so ein Schotter . Langsam nervt es. Geerdet(zum Glück nur sinnbildlich )schleiche ich jetzt wirklich vorsichtig mit deutlicherem Fußanheben weiter.
Es wird warm, dringende Zeit endlich Energie zuzuführen. Dämlicherweise wollte ich dazu einen Anstieg nutzen, doch bis dahin dauert es zu lange, ich gerate in einen mentalen Sumpf.
Da nützt es nichts, dass ich ausgerechnet hier vor langer, langer, sehr langer Zeit meinen ersten 10er unter 40min lief. Eine kurze Episode als mal Zeit und noch viel seltener sogar auch mal die Platzierung eine Rolle spielte. Jetzt geht es nur noch um den Weg, eigentlich, wie besonders heute, nur um das Überstehen. Im Reich Timo des Brächtigen, der bald im Land des Feuers um Ruhm und Ehre kämpfen wird, sende ich Herzblatt eine moderne Brieftaube. Sie ist daheim und wird warten . Denn es wird dauern. Zwar ist jetzt Streckenhalbzeit, ich versuche mit flotteren Lauf und dann Wanderintervallen ala Frodeno in Frankfurt den 6.40er Schnitt zu halten, allerdings wird es zunehmend chancenlos.
Ich überhole, schöpfe Kraft, doch es ist nur eine Blindschleiche. Schnell, immer schneller geht es mit meinen min/Km in den negativen Bereich .
Eine Stimme schimpft: lauf, du Weichei. Diesmal idendifiziere ich sie klar als Teufelchen.Ich lasse mich nicht verführen.
Aus, Ende Gelände mit Laufen, ich wechsle die Disziplin, jetzt geht nur noch gehen. Was für eine mega durchgeknallte Aktion, platt und 30 km to go.
Wunderschön geschrieben und sehr schön Bilder. Danke für den herzergreifenden Bericht.
Schade hat es nicht so geklappt, wie du es wolltest.
Bin auf dein nächstes Abenteuer gespannt
Vielen Dank, an dem Tag ging wirklich ziemlich viel schief, aber noch war es nicht zu Ende.
Mein Nacken mit dem Laufrucksack verkrampft zunehmend. Ich gerate in den Bereich, in dem das Denken immer schwerer fällt, alles um mich herum reduziert sich. Keine Gedanken an die Firma oder sonstige Probleme. Es gibt nur noch mich und den Weg.
Ich habe keine Ahnung, warum ich ausgerechnet heute so platt bin, ich trotte gefühlt mit einer Rüstung, meine Beine tonnenschwer.
Ich schließe meine Augen(auf topfebener, nicht schottriger Strecke), zähle bis 5(was gerade so klappt), öffne sie hoffnungsvoll: Mist, Mist, Hoffnung vertan. Ich liege nicht verträumt im Bett, ich bin wirklich unterwegs .
Sonst absolut unvorstellbar für mich fange ich an Wanderlieder zu summen, abwechselnd stöhne ich. Weder bei der Wirkung noch bei der Akustik merke ich gravierende Unterschiede .
Ich werde immer langsamer, die Umgebung vertrauter. Ich vermeide mich hinzusetzen. Im Zauberwald mit einer 31m langen aus einem Baum geschnitzten Ruhebank war die Versuchung besonders groß. Doch ob ich dann noch mal aufgestanden wäre?
Etwas Erleichterung bringt das mehrmalige Anheben meiner Beine. Ich überwinde zum letzten Mal den Neckar. Eigentlich wäre es nur noch ein kurzer Weg zur Götzenburg.
Nein, sie kann mich mal am Allerwertesten liebkosen . Ich will nur noch heim. Ich streiche die Option in Roth mal beim Schwimmen und Radeln Vollgas zu geben und dann zu wandern. Heute fällt mir mittlerweile selbst das Gehen so schwer, warum auch immer.
Am letzten Hügel fühle ich mich um 30 Jahre gealtert, kein Risiko mehr, ganz, ganz langsam nähere ich mich Herzblatt. Gefühlt wie Rocky „Adrian, Adrian“ rufend, lasse ich mich daheim auf die Couch fallen. Geschafft im wahrsten Sinne des Wortes, rund 60 Km in 8.40 Std. Ohne entsprechendes Training und Form war dies eine vollkommene durchgeknallte Aktion, aber irgendwie auch geil .
Allen einen zufriedenen Sonntag.
Ohne entsprechendes Training und Form war dies eine vollkommene durchgeknallte Aktion, aber irgendwie auch geil .
Allen einen zufriedenen Sonntag.
Tolle Leistung und tolle Tour !
Wir leben schon in einer ziemlich megageilen Region - das kann man voller Überzeugung behaupten. Gestern um 9:30 Uhr fuhr ich auf der Ziegelhäuser Seite in Heidelberg - überall Läufer und Rennradler, Mountainbiker und Walker. Die Temperaturen sind stets mit die Besten auf der Deutschlandkarte und die Sonne setzt unsere Gegend oft gut ins Licht.
Richtig viele super Läufe und Triathlons haben wir hier auch - da bleibt einem ja kaum etwas anderes übrig als mitzulaufen, mitzuradeln oder eben auch manchmal einfach nur andere zu bewundern - Heute Dich .
Aber manchmal sind so durchgeknallte Aktionen einfach super ... außerdem - was hättest Du uns denn sonst heute zum Lesen geboten!?!? 50 km radeln kann ja jeder und sind in der Regel nur halb so spannend
In diesem Sinne - vielen Dank für einen weiteren grandiosen Bericht und erhol Dich gut!!!
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How you see things is how they appear. THINK DIFFERENT and you`ll see them differently The revenge of the IRONMOM