Ich als alte Bratwurst beobachte Deinen Thread nur ganz am Rande aber ich bin enorm beeindruckt und sende Dir herzliche Glückwünsche!
Habe nebenbei festgestellt, dass Du Mathematikerin bist und dafür gleich nochmal eine Gratulation extra! Die Mathematiker, die ich kenne, haben einen sehr speziellen Humor, den ich etwas bizarr aber sehr sympathisch finde.
Einer noch:
Hast Du ne Ahnung, warum das Drops Cycling Team ausgestiegen ist? Da gab's nur ne völlig nebulöse Erklärung.
Ich glaub die sind einfach müde. Zu viele Rennen. Der Direktor hat die Fahrerinnen wohl für alle möglichen Rennen eingeschreiben und während Ardèche sind sie draufgekommen, dass das bissal zu viel wird und man das nicht auch noch schnell nebenbei machen kann. Toscana wollen sie auch machen. In Ardèche habe ich keine von ihnen irgendwo vorne gesehen.
Nö ist nicht nur als Törhüter... Wir haben beim Einspielen immer gewechselt, mal der insTor mal ein anderer. Unser "großer" Rückraumspieler hat dann mal kurz abgezogen, als ich im Tor stand (10. Klasse 190 cm Klosettdeckelpfoten... ) Innenpfosten ... ich hab nachher nur gefragt, ob ich ihn gehalten habe war aber 20 Minuten später... Handball ist einen der brutalsten Sportarten... schaut euch die Kreisläufer an, ich hatte leider nicht Masse genug, um da weiterzukommen... Aber die 7m habe ich immer bervorzugt über den Scheitel des Torwarts geworfen ... wenigste Reaktionschance
Ich glaub die sind einfach müde. Zu viele Rennen. Der Direktor hat die Fahrerinnen wohl für alle möglichen Rennen eingeschreiben und während Ardèche sind sie draufgekommen, dass das bissal zu viel wird und man das nicht auch noch schnell nebenbei machen kann.
Ok, hätte man mit Blick auf die Profile vielleicht auch vorher drauf kommen können.
Ne das mit dem Team hab ich nicht auf mich bezogen, das war nur ein generelles Statement bzw. habe ich dabei am ehesten an meine Teamkollegin Alice Cobb gedacht. Die setzte sich nämlich an vielen Anstiegen für mich in den Wind und wurde am Ende "nur" 12. (glaube ich). Wir waren ca. gleich stark, aber ich hatte das Glück, am Mt Ventoux attackiert zu haben, deswegen war ich halt die Leaderin und sie half mir die restlichen Tage.
Es gab hier ein paar Kommentare, dass irgendwo meine Teamkolleginnen attackiert haben etc. aber das war alles kontrolliert, also zB hat Alice am Ende der letzten Etappe ihr Glück versucht, aber das war für mich kein Nachteil, weil ich Edwige eh gut unter Kontrolle hatte (sie war sowieso müde und kann keine Attacke fahren, bei der ich ihr Hinterrad verliere). Und an dem Tag, als Alison weg ist, konnten wir ja nicht wissen, dass ich stürzen würde; und selbst wenn, möchte ich keiner Teamkollegin das Rennen derart vermiesen (also dass sie auf mich warten muss). Wir sind ja kein Team mit bezahlten Fahrerinnen. Das ist dann wieder was anderes.
Das hört sich doch alles gut an.
Apropos Alice Cobb - hier eine Message von ihr, von der sich auch der eine oder andere hier angesprochen fühlen darf:
"[Bild vom Zeitfahren] The only moment of flat terrain in the truly amazing UCI Tour de l'Ardeche! It was by far the hardest stage race I've ever done with over 11000m of climbing and 630km of racing in 6 days. However to gain my first top 10 UCI stage result by finishing 7th in the TT and to come home in 12th on GC (4th U23) and 1st team made all the suffering worthwhile. Thanks to everyone who made this week a reality by supporting our mixed team!
A special thanks to our awesome team staff for all their hard work and support over the week too!" www.instagram.com/p/BKDG7-wh3Ez/
Wieviel "team staff" hattet Ihr denn? Mechaniker, Manager, ...
Hallo ihr Lieben! Ich hab leider jetzt nicht allzu weit zurückgeblättert, bin voll im PhD Stress. Ich plaudere mal so aus dem Nähkästchen, man sieht ja von außen anhand der Resultate im Wesentlichen nur, was auf der Ziellinie passiert, alles andere - wer für wen arbeitet, Defekte, Stürze etc. - sieht man nicht.
[Das Zurückblättern hat jedenfalls schon gereicht, um mir die Stimmung "ein wenig" zu verderben. Ja ihr könnt sicher sein, dass zumindest eine saubere am Podest steht, die nur mit Roten Rüben, schwarzem Knoblauch und Koffein-Tabletten "dopt".]
Die ersten beiden Etappen waren "solala". Bei der ersten (flaches Kriterium) habe ich 2h lang um mein Leben gefürchtet, die schlechte Positionierung ganz hinten im Feld war auch für die Beine suboptimal, weil man ständig ansprinten muss, aber ich habe mich einfach nicht vorgetraut, ich wollte nur irgendwie heil zur Ziellinie. Hat zum Glück geklappt.
Am zweiten Tag waren endlich ein paar Anstiege da, aber das Tempo war eher gemäßigt, sodass es wieder ein ziemlich großes Pulk war. Kurz vor mir ein Crash, in den Carlee Taylor verwickelt war, hat schlimm ausgeschaut, ich konnte nicht bremsen und bin über einen Kopf oder so gefahren, hinten hörte ich sie schreien oder weinen. Sie fuhren aber glaube ich alle weiter. Wir kamen in einer mittelgroßen Gruppe an. Das Positive des Tages: meine Beine waren genial. Nicht dass viel passiert wäre (alle hatten Schiss vor Tag 3), aber ich fühlte mich einfach großartig, alle Anstiege gefühlt "comfortably hard" und da sind schon ordentlich Leute abgefallen...
Dritter Tag - DER Tag. Ich habe mal wieder im Peloton die Fassung verloren. So nah zusammen, so nervös, viele Beinahe-Crashs. Und wir waren so ätzend langsam unterwegs, weil sich niemand vor Mt Ventoux kaputt fahren wollte. Nach 20(?)km hatte ich genug. Wenn ihr glaubt, ich hatte keine Ahnung, was ich tat, als ich attackierte, habt ihr völlig Recht . Dann war ich also weg und niemand hat sich drum geschert. Vorne waren 4 oder 5 Mädels, die habe ich nach einem Anstieg im "comfortable hard" Tempo eingeholt. Wir sind dann so gemeinsam dahingetuckert. Es war recht klar, dass die anderen in der Gruppe nicht allzu stark waren und ich hatte eher Angst vor dem Peloton und Leuten wie Edwige und Flavia. Am Mont Ventoux habe ich dann getan, was zu tun war, möglichst gleichmäßiges ITT zur Spitze. Ja und dass es geklappt hat, wisst ihr wohl alle . Es war wunderbar hart und schön.
Leider merkte ich am Tag darauf, dass ich meine Beinchen irgendwie am Mt Ventoux liegen lassen hatte... Zusammen mit schlechter Positionierung an einem Anstieg auf schmaler Straße zu Beginn führte das dazu, dass ich die Ausreißgruppe des Tages "verpasste". Bis ich vorne war, um zu ziehen, waren sie schon recht weit weg und ich bin dann im Wind gestorben. Also dann in der Gruppe hinterher und hoffen, dass sie eingehen. "Sie" waren die Favoritinnen - Flavia, Edwige, Mavi,... Leider holten wir sie nicht ein. Es war ein extrem harter Tag für mich. Der Vortag war hart, aber die Beine funktionierten, sodass es irgendwie schön war. Dieser Tag war eher unschön. Trotzdem, 5. am Ende (Gipfelankunft) und zumindest noch 2. GC.
Vierter Tag, TT + Nachmittagsetappe. Die Beine haben sich wieder besser angefühlt, keine Ahnung warum mein TT so mies war. War recht enttäuscht mit Platz 13. Die Straße war schmal und schlechter Asphalt, Schotter, Kurven, sehr windig, ich hatte das TT 2 Monate lang nicht angerührt und fuhr wohl zu ängstlich, hatte das Gefühl, mich nicht ganz zu verausgaben, irgendwie war ich abgelenkt. Die Schaltung funktionierte auch nicht 100% so wie ich wollte. Naja, was auch immer, ich verlor 30s auf Edwige. Am Nachmittag waren meine Beine weiterhin gut, ich konnte Edwige am letzten Anstieg sogar attackieren nur kurz vor dem Ende touchierte ich blöderweise das Hinterrad der Fahrerin vor mir, als sie aus dem Sattel ging und ich stürzte. Bis ich aufstand und die Kette gerichtet hatte, war die Gruppe längst weg, ich fuhr alleine weiter und in der Abfahrt holte mich die Gruppe dahinter ein, zum Glück fuhren sie recht schnell, sodass ich gerade noch den 2. Platz GC halten konnte. (Was ich während des Rennens nicht wusste, ich dachte, es wäre "alles verloren".)
Letzter Tag. Brutal. Einfach brutal. Beine "solala". Drei mittellange Anstiege. Mein Job, Edwige möglichst dicht zu folgen und etwaige Attacken ihrerseits kontern. Das mit dem "dicht folgen" ist leichter gesagt als getan, meine Positionierung wurde zwar von Tag zu Tag besser, aber ich fahre immer noch zu vorsichtig. Der erste Anstieg wurde recht hart gefahren, sodass das Peloton gleich mal kleiner wurde - zum Glück. Edwige attackierte in der Abfahrt und kam mit Flavia ein bisschen weg, weil ein paar unfähige Abfahrerinnen zwischen ihnen und mir waren - aber wir holten sie am nächsten Anstieg recht rasch ein und dann ging es gemütlich bis zur Spitze weiter. Der letzte Anstieg war einfach brutal. Attacken von Anfang bis zum Ende, es war so schmerzhaft... auf das Hinterrad der Fahrerin vor mir starren und auf die verdammte GPM Linie warten... die perfekte Art, sich in die off-season zu schießen - da vergeht einem eh für ne Weile die Lust, das Rad wieder anzufassen. Wir kamen in einer kleinen Gruppe oben an. Nicht einmal Flavia konnte sich absetzen und Edwige versuchte gar nicht mehr, zu attackieren. Ich auch nicht . Auf den 30km zur Ziellinie holte uns eine größere Gruppe ein; nach einem chaotischen Finale kam ich zeitgleich mit Edwige an.
Jetzt habe ich ein paar UCI-Punkte .
Ehrlich gesagt so schön es auch bestimmt ist ein solches Etappenrennen erfolgreich gemeistert zu haben - ja sogar eine Bergetappe inklusive Bergankunft und dem berühmten Schlussanstieg gewonnen zu haben, die von Dir geschilderten Ängste während der Etappen möchte ich nicht durchleben.
Und Du hast ja denke ich relativ viel Rennerfahrung, bist insbesondere auch schon einige Kriterien gefahren.
Da dürfte es ja auch oft eng und hektisch zugehen.
Sobald Du Dich dazu entschieden hast eine Weile Dein Glück professionell oder halbprofessionell im Radsport zu versuchen, dürftest Du recht oft in solche und ähnliche Situationen kommen.
Man gewöhnt sich daran Risiken einzugehen, sonst könnte man vermutlich bei Rennen nicht erfolgreich sein.
Mit der Gewöhnung kann es auch gut sein, dass die Risikobereitschaft in manchen Situationen so hoch ist bzw. wird, dass da einfach nichts schiefgehen darf, sonst sind die Folgen ganz schlimm bzw. können es zumindest sein.
Fährt man in erster Linie für sich selbst und bindet sich nicht in ein professionelles Umfeld, dann dürfte man viel weniger Druck haben, so dass man an bestimmten Rennen einfach nicht teilnimmt, wenn man den Eindruck haben sollte, die sind besonders gefährlich.
Ich könnte vermutlich eh nie erfolgreich an irgendwelchen Rennen teilnehmen, wo es eng und riskant zugeht.
Dafür habe ich in meinem Leben viel zu oft alleine trainiert und mir Dinge angewöhnt, die in Gruppen gefährlich sind.
(Beispielsweise trete ich oft weiter, wenn ich bremse.
Das habe ich mir angewöhnt, weil für mich sonst das Training sozusagen unterbrochen ist.
Rollt man nur ist die Belastung ja fast Null.
Egal das machen die meisten anderen ja nicht.)
Trotzdem würde bei mir oben genannte Dinge eine Rolle in meinen Überlegungen spielen, wenn ich darum nachdenken würde, ob ich eine Weile unter professionellen oder halbprofessionellen Bedingungen es im Radsport versuchen soll.
Im Kriterium ist es natürlich absolute Grundvoraussetzung "vorne" zu fahren. Nicht nur, weil es einfacher und kraftschohnender ist, sondern auch weil es ungefährlicher ist. Weiter hinten als sagen wir mal Position 8-10 ist schon ein Graus! Die Taktik ganz hinten zu fahren ist eigentlich hierbei in jeder Hinsicht wenig zielführend! Weit vorne ist das meistens eine sehr entspannte Geschichte.
In D gibt es im Lizenzbereich sehr viele solcher Rennen, weil man so natürlich nur eine sehr kleine Strecke absperren muss. So hatte ich in letzter Zeit häufiger das Vergnügen sowas fahren zu dürfen/müssen. Am Anfang war es ein einziger Murks. Man rafft garnix. Wird ständig nach hinten gespült, schafft es kaum die Wertungen mitzuschneiden oder geschweige denn ein Timing zu haben, wie man da dann auch noch reinfahren kann. Aber liebe Anna, ich kann Dir versprechen: je häufiger Du es tust, desto besser wird es.
Die Fotos vom Zeitfahren haben mich ehrlicherweise etwas erschüttert. Da sind ja zahllose Mädels, wo ein Zeitfahranzug flattert wie ein Touristenhemd. Und das nicht, weil er zu groß gewählt wurde, sondern weil da echt viele so dürr sind, dass es einfach nix kleineres mehr gab. Ich hab ja wirklich nix gegen dünn, aber da gab es Sachen zu sehen, da kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass das gesund sein soll!
Das mit dem Ventoux... tja, die Arroganz der Lizenzfahrer. :-P das wird Dir auf diesem Niveau in Zukunft wohl auch nicht mehr so leicht gelingen, weil sie nun wissen, dass sie Dich nicht fahren lassen können in so einer Situation. Und wenn man erstmal den Zettel am Hintern hat, dass das gefährlich wird, dann reagiert man viel viel schneller und konsequenter. Hätte man auch schon vorher wissen können wegen den GFNY Resultates dort, aber damit beschäftigt man sich im "richtigen" Sport ja nicht. Wobei es ja manchmal von Vorteil sein kann, wenn man etwas mehr Weitblick hat.
Ich bin gespannt wo man Dich nächstes Jahr dann fahren sind. Weil nach so einem Ergebnis dürfte es ja mehr ums WO gehen als ums OB. Aber wie in der Vergangenheit bin ich sicher, dass Du da gut überlegte Entscheidungen triffst. Deine Trefferquote für gute Entscheidungen war bisher beachtlich! Deinem guten Gefühl scheinst Du also auch in Zukunft vertrauen zu dürfen!
Aufgrund Deiner Ergebisse dort könntest Du einen Spitznamen vertragen... Ms. Ventoux zum Beispiel