Hab jetzt auch mal die letzten Seiten gelesen. Ein paar Zeilen wollt ich nun doch dazu schrieben.
Mal abgesehen vom schwimmen wurde in der ersten Runde schon sehr hart gefahren und die erste Radgruppe wurde nur sehr knapp durch Jorgensen erreicht. Da hatte sie echt Glück. Beim Anstieg war sie die ersten 3-4 Runden immer am Ende des Feldes und vorne wurde richtig drauf gedrückt. Oben angekommen waren des öfteren kleine Lücken. Auf der Abfahrt fehlten allerdings die technischen Fertigkeiten diese Lücke mit 3-4 Leuten wirklich aufzureißen. Stattdessen wurde diese immer wieder aufs neue zugefahren. Niemand wollte halt Spirig allein fahren lassen. Verständlich! Wenn sie weg ist und man Jorgensen im Feld hat, sind die ersten beide Plätze vergeben.
Nach der 4 Runde merkte Jorgensen, dass sie zu Beginn des Anstiegs vorne zu sein hat. Ab dann wäre eine Attacke sinnlos gewesen, da man höchstens die Zahl der Athleten verkleinert, aber nicht die direkte Konkurrentin abgehangen hätte. Zu dem Zeitpunkt war das Kind in den Brunnen gefallen. Es gab keine taktische Option mehr!
Trotzdem hat Spirig in diesem Rennen gekämpft wie eine Löwin. Sie wird sich niemals den Vorwurf machen können, dass sie nicht alles gegeben hat.
Ein tolles Rennen für Zuschauer, mit einer verdienten Siegerin und einem tollem Podium und einer Top 10, die ich nicht außergewöhnlich finde.
Zum Thema schwimmen ohne Brille kann ich nichts beitragen. Ich folge eh nur Stumpf den Blubberbläschen vor mir :-D
Da stimme ich dir zu. Spirig war viel vorne. Laut Interview war sie sehr fit und wollte die anderen müde machen. Man sah aber auch öfters, das Spirig die Führungsarbeit abgeben wollte (im Flachen) aber niemand nach vorne fuhr, auch als sie Schlangenlinien gefahren ist.
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Vizeeuropameister Duathlon EM Alsdorf 2024 AK 45 Racebericht
???
Ich bin die ersten ungefähr 15 Jahre im Wettkampf in Süßwasser stets ohne Brille gestartet, aus dem Grund, dass man über Wasser sich ohne Brille besser orientieren kann als mit Brille und weil Brillen gerne mal weggeschlagen werden oder voll Wasser laufen. Im Meerwasser (Lanzarote, Hawaii) bin ich dagegen stets mit geschwommen, weil (zumindest bei mir) Meerwasser sehr wohl nach einiger Zeit in den Augen brennt.
Allerdings waren die früheren Meerwasserrennen auch immer 3,8km Rennen. Mit Olympischen Distanzen im Meerwasser habe ich keine Erfahrung.
Mittlerweile schwimme ich alles mit Brille, weil man im Alter verweichlicht und weil die modernen Brillen vom Tragekomfort und der optischen Qualität herdeutlich besser sind, als das was es in den 90ern gab.
In meiner Zeit als Tauchlehrer saßen wir mit einer Gruppe Tauchschülern in 10-12 Meter Wassertiefe ohne Tauchermaske auf dem Grund vor Gozo und gewöhnten die Teilnehmer an den Tauchreflex.Das war schnell sehr angenehm kühl am offenen Auge, so das wir ohne Probleme und nur zum Spaß dann einige Übungen weiter ohne Maske einstudierten.
Beim Triathlon ist mir die Idee nie gekommen. Allerdings hatte ich bisher auch keinen Wettkampf im Meer.
Man sah aber auch öfters, das Spirig die Führungsarbeit abgeben wollte (im Flachen) aber niemand nach vorne fuhr, auch als sie Schlangenlinien gefahren ist.
Dann hätte sie halt auch die Beine hochnehmen sollen, wie die anderen. Sie war die zweitstärkste Läuferin im Feld. Sie und Jorgensen hatten am wenigsten Grund von allen, im Flachen vorne im Wind zu fahren.
Auf SRF.ch gibt es einen 9 Minuten-Bericht inkl. Spirig-Interview.
SRF-Videos laufen in D nicht.
Hier wird Spirig aber recht ausführlich zitiert: https://www.srf.ch/sport/rio-2016/sp...tvoll-wie-gold
"Triathletin Nicola Spirig zeigt sich mit der olympischen Silbermedaille «sehr, sehr glücklich». «Das ist für mich emotionaler als Gold vor vier Jahren», spielt die Zürcherin auf ihre schwierige Vorbereitung an.
Keinesfalls hat Nicola Spirig Gold verloren. «Ich habe alles richtig gemacht», so die Zürcher Unterländerin nach der gewonnenen Silbermedaille im Olympiatriathlon. Sie sei gut geschwommen und habe auf der Radstrecke hart gearbeitet. «Ich wusste, dass ich die fitteste bin und die Chancen für mich grösser sind, wenn die Radstrecke für alle hart wird», erläuterte sie ihre Taktik.
Psychospielchen ohne Erfolg
Gegen die «Superläuferin» Jorgensen habe sie auf der Laufstrecke alles gegeben. «Ich wusste, dass sie anziehen würde. Deshalb habe ich mental etwas auszurichten versucht.» Auf der zweitletzten Runde war es zu Diskussionen zwischen den Spitzenläuferinnen gekommen. «Ich versuchte, im Gegenwind hinten zu laufen. Als sie sich weigerte, sagte ich ihr: ‹Ich habe schon eine Medaille, du nicht›».
Dass Spirig in Rio überhaupt antreten konnte, war lange ungewiss. Im März hatte sie sich einen mehrfachen Handbruch zugezogen, der mit 23 Schrauben fixiert werden musste.
Letzter Olympia-Triathlon
Ihre Zukunft liess Spirig nach dem Rennen offen. Erst wolle sie Familienferien machen, so die Mutter eines dreieinhalbjährigen Sohnes. Die Zürcherin stellte einzig klar, dass es sich um ihren letzten olympischen Triathlon gehandelt habe."
Fällt mir trotzdem schwer, nachzuvollziehen, wie die im Windschatten fahrenden mehr "geschädigt" werden sollen als die Führende. Dafür müsste der Leistungsunterschied schon enorm sein - so enorm, dass sie allein wegfahren könnte.
...
Zur gescheiterten Teamtaktik der DTU: Die Lücke zur 1. Gruppe hätte Anne Haug auch mit einer 2 Minuten in T1 wartenden Anja Knapp nicht geschlossen und damit keine Chance auf eine Top 10 Platzierung gehabt..
Zu Anne Haugs Schwimmleistung braucht man nichts weiter zu sagen: sie entsprach ziemlich genau dem, was aufgrund der letzten 5 WTS-Rennen mit 1,5km Schwimmstrecke zu erwarten war und im Gegensatz zum Reporter im TV, der überrascht schien, war diesen Szenario absolut zu erwarten gewesen.
Bei Rennen auf der Sprintdistanz ist Anne Haug auch im Wasser bekanntlich weitaus konkurrenzfähiger.
Allerdings muss man ihr auch ein sehr starkes Radrennen, das sie nahezu im Alleingang bestreiten musste bescheinigen. Sie ist alleine nahezu das Tempo der großen Verfolgergruppe mit Lindemann gefahren und legte trotz der Kräfte, die sie dabei investieren musste, eine exzellente Laufzeit hin: 5. Laufzeit des Tages, besser als jeder aus der zweiten Radgruppe und nur wenig langsamer als Bronzemedaillengewinnerin Holland.
Ich würde mir nicht zutrauen, beurteilen zu können, um wieviel schneller sie hätte Rad fahren können, wenn sie in den Flachstücken nicht alleine hätte fahren müssen, bzw. wieviel schneller sie dann hätte laufen können.
Zitat:
Zitat von Spargelkoppel
... Nachsatz zu Spirigs Abwesenheit bei ITU Rennen: Genau das hatte das Rennen doch so spannend gemacht. Es lag m.E. nicht am Handbruch. Die Quali in Baku war geschickt gewählt, um sich in der Folge nicht in die Karten schauen zu lassen. Da wusste keiner, was passiert. Immerhin ist sie trotz Ihrer Arbeit auf dem Rad noch vor den beiden Engländerinnen eingelaufen.
Das kann man so sehen und hat bis einige km vor Schluss möglicherweise auch zu einer gewissen Unsicherheit bei Jorgensen beigetragen.
Es war sicher von Spirigs Trainer Sutton auch beabsichtigt, denn die letzten drei WTS-Rennen hätte Spirig ja durchaus aus dem Training heraus bestreiten können. Durch den Verzicht auf diese Rennen hat sich Spirig letztlich aber, wie ich bereits geschrieben habe (aus meiner Sicht) eher selbst geschadet, weil ihr die Rennerfahrung, die man im direkten Duell mit Duffy oder Jorgensen, die in den betreffenden Rennen mit an der Startlinie standen, heute sehr nützlich hätte sein können.
Außerdem entwickeln sich bei den regelmäßigen WTS-Starterinnen auch diverse Beziehungen, Freundschaften und temporäre Allianzen über Nationengrenzen hinweg, die im Rennen helfen können. Wenn man sich da nie oder nur selten blicken lässt, dann kann sich da auch nichts entwickeln.
...Was Attacken angeht. Das wird sehr häufig trainiert. Aus der Kurve maximal Antreten. Heute wurde es aber keinem gestattet zu fahren.
Aus der Kurve heraus maximal antreten ist kein Ausreißversuch. Das trainiert man, um die Gruppe nicht zu verlieren. Kein erfolgreicher Ausreißversuch passiert id.R. nach Wendepunkten oder Kurven, sondern dann wenn der Rest der Gruppe eigentlich gerade die Beine hochnehmen will, z.B. am Ende von Anstiegen in die Abfahrt hinein oder in Flachstücken vor technisch schwierigen Passagen, wo einzelne Fahrer oder Zweier- oder Dreiergruppen die Kurvenlinie oft besser wählen können als größere Gruppen.
Wenn man die Ausführungen von Sutton vor dem Rennen zugrunde legt, hat zumindest Spirig dieses Szenario eben nicht trainiert. Sutton schreibt sogar, dass er in St. Moritz einen "Rio-Simulationskurs" ausgewiesen hatte, auf dem Spirig aber nur alleine und eben nicht mit Gegnerinnen fahren durfte.
Was man im Training nicht übt kann man auch nicht im Rennen.