Schwarzfahrer, möchtest Du gerade von den Taten einer lt. derzeitigen Ermittlungsstand rund 150 bis 200 Köpfe starken Gruppe am Kölner Hauptbahnhof auf rund vier Millionen Muslime in Deutschland schließen?
Nein, so kurz greife ich nicht, und ich befasse mich mit dem Thema nicht erst seit Köln. Die Kölner Ereignisse, oder der zitierte Imam reihen sich in eine Beobachtungskette von vielen Jahren ein, und ergänzen ein Bild, das ich aus Erfahrungsberichten anderer wie auch vielen persönlichen Kontakten besonders mit länger hier lebenden, auch 2./3.-Generation-Muslimen erlebt habe.
Ich sage auch nie, daß alle Moslems so oder so sind, aber ein zu großer Anteil (ohne Statistik zu haben, gefühlte über 20 - 30 %) sind nicht wirklich so integriert, wie ich es für ein problemloses Zusammenleben für nötig halten würde. Und das verschweigen/verdammen/tolerieren von diesem Problem ist nicht nur eine subtile Einschränkung der Meinungsfreiheit (Beispiel die Mega-Empörung um Sarrazin statt sachlicher Auseinandersetzung), sondern auch gefährlicher Nährboden für die rechte Extreme und Bestätigung für die nicht integrationswilligen Moslems, daß wir Ihren (für mich inakzeptablen) Wertesystem nichts entgegenzusetzen haben.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Bei aller sachlichen und historischen Belegbarkeit, weigere ich mich, mich selbst verantwortlich für alles Mögliche zu machen.
Und in in der momentanen Situation finde ich sehr wohl: Ja, wir sind die Guten! Wir retten hunderttausende von Menschen, die zwischen den Frontlinien verschiedenartig Gestörter zerrieben werden. Das dürfen wir mit gesundem Selbstbewusstsein so sehen und im Gegenzug die Einhaltung und Erhaltung unserer Werte einfordern.
Ich sehe keine Veranlassung, dass Du Dich persönlich für alles, was nicht perfekt auf der Welt läuft, verantwortlich fühlst.
Aus der Zeit, als vor über fünfzig Jahren die ersten Gastarbeiter nach Deutschland kamen, stammt das Zitat von Max Frisch „Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen“.
Genauso verhält es sich auch mit Flüchtlingen wie mit "Bio-Deutschen".
Ich bin stolz darauf, in einem Land zu leben, in dem Flüchtlinge aus Krisengebieten mit Beifall am Hauptbahnhof empfangen werden, in dem die dumpfen Parolen der Pegida-Demonstrationen auf die Trillerpfeifen der Gegendemonstranten stoßen, in dem auch Verdächtige für Taten wie am Kölner Hauptbahnhof über ein rechtsstaatliches Verfahren statt Lynchjustiz ihre Verurteilung erhalten. Und ich weiß, dass sich unter die vielen ehrlichen Flüchtlinge leider auch Menschen mischen, die es nicht verdient haben, unsere Unterstützung zu bekommen.
Aber ich habe auch Angst. Die lösen nicht die Flüchtlinge aus, sondern alltäglich zu Gewalt aufrufenden Kommentare unter den Artikeln in den Zeitungen, Twitter-Tweets, vermehrt auftretende rechtsradikale Schlägertrupps und die Gefahr, dass Verbreiter tumber Parolen in unsere Parlamente gewählt werden. Leute, die auch zu "Wir deutschen" gehören.
Vielleicht ist es auch gut so; irgendwann merken so auch die besten Gutmenschen, daß es mit der Integration von Muslimen in Deutschland doch nicht immer so gut klappt, wie man es gerne darstellt. Der Imam dürfte schließlich nicht erst seit zwei Monaten hier leben, schätze ich.
Es gibt aber auch viele Moslems, die sich schon gut intergriert haben. Im Gegenteil, es sind eher diese Leute, die sich offen über die Täter an Silvester aufregen und härtere Strafen oder Ausweisung verlangen als mancher Deutsche es verlangt.
Man kann auch nicht Moslems alle in einen Topf schmeissen. Perser werden sich wahrscheinlich wesentlich besser intergrieren, weil sie oft politisch verfolgt waren und oft aus einer besseren Schicht kamen und somit ziemlich gebildet sind im Gegensatz zu zB viele Türken, die aus den letzten Dörfern Anatoliens stammen und eher einfach gestrickt sind.
Zusätzlich sind es viel weniger, die aus dem Iran sind, warum viele Perser mehr Deutsche Freunde haben, während Türken oft untereinander bleiben und sich eine art Ghetto bildet.
Ein Syrer, der zuhause Arzt oder Lehrer war, wird sich hier viel besser anpassen als ein Ziegenhirte.
Ich denke es ist nicht immer eine religiöse Problematik, sondern eher eine Bildungniveau-Problematik und das ist in allen Kulturen der Welt gleich. Das war auch nicht anders bei den Auswanderern in die USA. Da gab es auch gebildete Auswanderer, wie manche Juden, die vor den Nazis geflohen sind, und direkt erfolgreich waren, aber es gab auch strunz dumme Wirtschafts-Auswanderer, die kaum Lesen und Schreiben konnten und später zahnlose Hillbillies wurden.
Es gibt aber auch viele Moslems, die sich schon gut intergriert haben.
Natürlich, stimmt alles. Ändert aber auch nichts daran, daß es die anderen gibt, die es nicht geschafft haben bzw. gar nicht wollen, die Imame wie diesen einen, etc. Kümmern müssen wir uns zunehmend um diese, weil sie Schaden anrichten.
Wenn jedes mal, wenn diese große Problemgruppe angesprochen wird, mit dem Hinweis auf die vielen "Guten" abgewiegelt wird, entsteht der Eindruck, daß das Problem nicht ernst genommen wird. Und der beliebte Totschlag-Vorwurf der "pauschalen Verurteilung" führt indirekt zum pauschalen Freispruch - was nicht Sinn der Sache sein sollte.
Wenn die Polizei über z.B. rumänische oder albanische Einbrecher-banden berichtet, muß man auch nicht betonen, daß die meisten Rumänen und Albaner keine Einbrecher sind, sondern spricht über Mittel, die Einbrüche zu verhindern. Trotzdem ist es dafür wichtig, die Herkunft zu kennen, weil es auch bei der Bekämpfung eine Rolle spielen kann.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
“Seit der Geiselnahme in der Kaba (Mekka) und den sich daran anschließenden Wandel von Saudi Arabien zu einem fundamentalistischem Scharia-Staat haben sich die Fundamentalisten noch immer durchgesetzt. Dies wird auch in Europa sein, weil der sich durchsetzende Islam nicht mit der Verfassung Deutschlands in Einklang zu bringen ist.
Die Arroganz und Hybris der degenerierten westlichen Lebensweise und gerade auch seiner politischen und anderen sogenannten Eliten wird noch schmerzlich lernen, dass Integration zu unterschiedlichen Anteilen von beiden Parteien stattfinden kann.“
Kommt ganz darauf an, was man für Terror hält. Die westliche Welt hat
- die Urweinwohner Süd- und Nordamerkas fast komplett ausgerottet
- Millionen Afrikaner als Sklaven auf ihre Zuckerrohrplantagen geschickt
- ganz Afrika in Form von Kolonien ausgebeutet
- 25% aller Chinesen gezielt mit Opium versorgt um die Außenhandelsbilanz aufzubessern, China verlor daraufhin Honkong an England
- Indien zur Kolonie gemacht
- Indonesien zur Kolonie gemacht
- Irakisches Öl unter sich aufgeteilt
- und so weiter, die Liste ist endlos
Haben uns die Chinesen angegriffen, oder die Inder oder die Afrikaner, oder die Bewohner Süd- und Mittelamerikas? Hat uns der Irak angegriffen oder Afghanistan?
Die westliche Welt kann sich getrost an die eigene Nase fassen, statt sich anderen Kulturen gegenüber moralisch überlegen zu fühlen.
Um auf einen anderen Post von Dir zurückzukommen: Und all dies hat uns in einen von den USA angeführten Glaubenskrieg Christen gegen Islam geführt? Weil Bush ja schließlich Christ war und das in ein paar selten dämlichen Parolen klar zum Ausdruck brachte?
Ebenso ist all dies die Ursache dafür, daß im Islam in weiten Teilen keine Aufklärung stattgefunden hat und keine Säkularisierung?
Das übertriebene Patriarchat, der Wahabismus, der religiöse Wahn in Teilen der islamischen Welt etc. etc. sind in ihrer radikalen und menschenverachtenden Ausprägung lediglich Resultate des westlichen Imperialismus?
Und weil wir direkt oder indirekt an all den von Dir aufgezählten Taten des Westens und der USA beteiligt waren, darf man die westliche Wertewelt, in der wir uns weit überwiegend frei bewegen und frei entfalten können, gegenüber solchen Wertvorstellung, wie sie in diesem Thread kritisiert werden, nicht als die moralisch bessere bezeichnen?
Diese Logik musst Du mir erklären.
Verwechselst Du möglicherweise "etwas moralisch besser zu finden" mit der Behauptung "etwas sei moralisch perfekt"?
Im Übrigen fasst sich die westliche Welt permanent an die eigene Nase! In dem alles was Du aufgezählt hast Gegenstand überaus kritische Auseinandersetzung des im Westen immer noch freien öffentlichen Diskurses ist! Immer wieder sogar mit dem Ergebnis, daß sich Dinge zum positiven ändern. Zu langsam, da bin ich bei Dir. Aber ich finde es "moralisch überlegen", daß ein solcher Diskurs stattfindet!
Geändert von Jog (22.01.2016 um 13:43 Uhr).
Grund: Rechtschreibung/Layout
Aber ich habe auch Angst. Die lösen nicht die Flüchtlinge aus, sondern alltäglich zu Gewalt aufrufenden Kommentare unter den Artikeln in den Zeitungen, Twitter-Tweets, vermehrt auftretende rechtsradikale Schlägertrupps und die Gefahr, dass Verbreiter tumber Parolen in unsere Parlamente gewählt werden. Leute, die auch zu "Wir deutschen" gehören.
Ich persönlich als Träger langer Haare hätte mehr Angst, von irgendwelchen rechten Dummschädeln Senge wegen freier Meinungsäußerung zu beziehen als von irgendwelchen Asylanten. Das ist schon schlimm.