Zitat:
Zitat von Mauna Kea
Ich habe auch jahrelang ohne Tacho trainiert. Es hat mich irgendwann genervt. Hab nur die Gesamtzeit gestoppt. Trotzdem hab ich geschätzte km in mein Trainingsbuch eingetragen.
So ganz ohne geht halt nicht.
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Ja - genau so völlig unkontrolliert zu trainieren, kann ich mir auch nicht vorstelllen. Das würde ich nicht hinbekommen und wenn doch, dann würde mich die Ungewissheit ziemlich verrückt machen.
Was allerdings schon klappen könnte, ist beim Training mich darum zu bemühen so weit es geht auf Kontrolle via GPS-Messung, Pulsmessung oder Trainingszeit o.ä. zu verzichten und erst danach zu schauen, was denn da so zusammen gekommen ist. Einen klitzekleinen Schritt habe ich in letzter Zeit schon erfolgreich bewältigt: Es ist mir häufig gelungen darauf zu verzichten den letzten Kilometer voll zu machen oder ein bestimmtes rundes Zeitziel zu vervollständigen.
Das war manchmal schon kurios, was ich da am Ende des Training für merkwürdige Extraschleifen drangehängt habe. Tja - und wenn ich dann wieder zu weit über den nächsten Kilometer gekommen war, ging das Spielchen manchmal weiter. Das kann bitter enden. Irgendwann konnnte ich dann doch zum Glück immer ein Ende finden, selbst, wenn ich wieder ein Stückchen weg war von einem runden Wert.
Man kann es sich rein rational klar machen wie man will oder besser ich kann das. Das nutzt kaum was. Es ist ja durchaus nicht irgendwie unbedingt logisch begründet, warum eine Stunde 60 Minuten hat und ein Tag 24 Stunden. Dass der Kilometer 1000 m hat, dann schon eher. Aber auch das nur rein gefühlsmäßig, weil es hier halt eine Übereinstimmung gibt mit unserem gewohnten Zahlensystem. Unsere Zahlen sind ja nach Zehnerpotenzen stellenweise geordnet.
Ein paar Jahre habe ich vor allem den Sommer über öfter einen älterern Mann gesehen, der auf seinem Rad immer so merkwürdige Kreise gedreht hat. Dazu passend habe ich mal von der Geschichte mit dem Lebensfaden gehört oder gelesen. Es gab und gibt wohl Leute, die bei allen Wegen, die sie mal zurückgelegt haben einen starken Drang verspüren sie in umgekehrter Richtung auch zu absolvieren, damit der imaginäre Lebensfaden entwirrt wird bzw. nicht reißt. Schon krass, aber irgendwie auch nicht so weit weg von dem Drang Trainingseinheiten möglichst in der Nähe von runden Werten beenden zu wollen.
Früher hatte ich noch andere Strategien, die durchaus dazu geeignet sind sich selbst ziemlich fertig zu machen. Ich hatte Vielfache im Kopf als Ziel und häufig steuerte ich zuerst ein erstes Vielfaches an und wenn ich das erreicht und noch das Gefühl hatte, da geht aber noch was bzw. noch einiges, dann war das nächste Vielfache fällig. Das Problem war, es gab ein Streckenvielfaches und ein Zeitvielfaches und zwar beim Radfahren 30 km (oder ein runder Bruchteil davon) bzw. 60 min (bzw. ein runder Bruchteil). Je nachdem welches Vielfache näher lag hat den Ausschlag gegeben welches Ziel ich ansteuerte. Tja - wie oft bin ich da schon fast daheim gewesen und habe dann noch merkwürdige Extrakilometer abgespult.
Zitat:
Von Magersucht bin ich meilenweit entfernt. Eher das Gegenteil. Hatte als 18jähriger 105kg und dann mit Squash 25kg abgenommen.
Meine Essdisziplin bezogen auf die Menge ist nicht sehr gut. Triathlon passte da gut, konnte ich doch soviel essen, wie reinging.
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Auch da sind die Unterschiede gar nicht so groß: Ich war in meinem ganzen Leben schlank. In der Kindheit und Jugend habe ich immer was gesucht, was mich ausmacht, was ich besonders gut kann. Ich war da in der Ausübung schon früh anders als andere und konnte mich selbst dazu antreiben etwas über Stunden zu machen und zwar oft für mich alleine. Ob das beim Kicken war oder beim Hockey- oder Tennisspielen. Nicht richtiges Tennis. Ich hatte da so ein Spiel mit Kunstoffschlägern und einem Softball. Den habe ich stundenlang gegen eine Mauer geschlagen so ähnlich wie beim Squaschspielen. Es gab auch ein imaginäres Netz an der Wand. Da musste er rüber und er dürfte auch nur einmal Aufspringen und dann musste ich ihn zurückschlagen. Ich zählte innerlich wie beim Tennis. Als Kind habe ich recht oft Bjorn Borg, John Mcanroy (falsch geschrieben vermutlich), Ivan Lendl, Jimmy Connors und Matts Wilander z.B. zugeschaut via Fernseher.
Beim Kicken habe ich gegen eine Mauer geschossen, um meine Schuss zu kräftigen. Was leider nicht besonders gut gelang. Ähnliches beim Hockey. Da war ich erfolgreicher. Schlenzen habe ich natürlich auch eifrig geübt und auf einmal war ich eine zeitlang ein ziemlich guter Siebenmeterschütze und habe das Ding oft in die rechte obere Ecke vom Torwart aus gesehen geschoben. Der hatte da fast keine Chance. Selbst wenn er die Kugel mit dem Schläger abwerte, hatte er verloren, denn den durfte ein Tormann nur bis zur Schulterhöhe anheben.
Später habe ich dann meine Hunde trainiert und mit denen oft stundenlange Spaziergänge und ähnliches gemacht. Auf einmal fing ich dann an mich wieder mehr um mich zu kümmern und da nahm ich einfach etwas, was ich sowieso schon war und wollte es sozusagen perfektionieren. Nicht empfehlenswert sich auf solches einzulassen. Ruckzuck kommt der Körper in wirkliche Nöte und dann stellt er einiges an, was tiefe Spuren hinterlässt. Auf einmal war ich damit konfrontiert fast gar nicht mehr satt zu werden, wenn ich das mal wieder versucht habe. Das war schon ein Schock und mir peinlich. Dabei ist das völlig normal. Da laufen dann halt Notprogramme ab und die sind eben heftig. Ich wollte mich nicht ewig einschränken und so wurde ich zum Ausdauersportler. Da kann man nämlich beides haben: Ziemlich viel Essen und trotzdem sehr schlank sein. Das war aber keine wirkliche Therapie, sondern eher eine Verlagerung.
Gestern Abend habe ich einen Artikel über Faris gelesen (
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/...are-1.2801994). Das hatte ich schon gar nicht mehr so genau auf dem Schirm nur ungefähr: Bevor er zum Ausdauersportler wurde hat er mit 14 Jahren doch glatt mal über sechs Wochen (Schulsommerferien) eine Nulldiät gemacht. Er verlor viel Gewicht, aber natürlich auch recht viel Muskelmasse, was ihm nicht gefiel. Um das zu ändern, fing er mit dem Schwimmen an und steigerte das Pensum sehr schnell. Dann kam das Laufen dazu. Da gab es auch eine rasche Steigerung des Trainings. Mit 16 Jahren dann der erste Marathon und ich meine mit 19 Jahren den ersten Langdistanztriathlon. Der Rest dürfte dann relativ bekannt sein.
Der Faris ist ja ziemlich cool und schon ganz anders als viele ihm von der Leistungsfähigkeit her gesehen ähnliche Triathleten. Die Geschichte erzählt er natürlich gewohnt locker und lässig. Ich weiß nicht, ob das alles tatsächlich so locker und lässig war bzw. abgelaufen ist ...
Ok - genug gelabert für heute. Hoffe es hat nicht gelangweilt oder gar genervt.
Schönen Sonntag!
Und ab damit bevor es verloren geht (und ein wenig korrigiert nachträglich auch noch)!
Thomas