Warum ist eine Flugreise moralisch vergleichbar mit dem Verzehr von Stopfleber?
Der Verzehr von Stopfleber, Haifischflossensuppe und anderen Grausamkeiten hat mit Moral überhaupt nichts zu tun. Das ist einfach nur ekelhaft, abstoßend, grausam....
Der regelmäßige Verzehr von auch möglichst qualfrei "erzeugtem" Fleisch hat z.B. übers Jahr eine etwas schlechtere CO2- Bilanz als ein modernes Auto. So gesehen sind die Auswirkungen vergleichbar.
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[leaving] extending the comfort zone
In diese Diskussion hat sich ein Argument eingeschlichen, das allgemeine Zustimmung zu finden scheint. Ich bin jedoch noch nicht sicher, ob ich diesem Argument ebenfalls zustimmen kann. Kann mich bitte jemand überzeugen?
Gesagt wird, dass folgende Dinge moralisch gleichwertig seien:
a) Jemand macht eine Flugreise und schadet damit der Umwelt. In der Folge stirbt in Tier, oder ein Tier wird nicht geboren. Oder: Jemand benutzt ein Auto und überfährt einen Igel.
b) Ich will Gänseleber herstellen, so billig wie möglich. Als halte ich tausende Gänse in engen Käfigen und sorge für eine Zwangsernährung über eine Magenröhre, sodass die Leber auf die zehnfache Größe eines normalen Tieres anwächst. Dann sorge ich für die maschinelle Tötung des Tieres und verkaufe seine Leber.
Für mich sind beide Fälle moralisch nicht gleich, obwohl in beiden ein Tier zu Tode kommt. Wir würden doch auch einen Unterschied in in diesem Fällen sehen:
c) Ich nehme an Straßenverkehr teil. Dadurch trifft mich eine Mitschuld an jährlich 3000 überfahrenen Menschen.
d) Ich töte eine Menschen um seine Nieren zu verkaufen, die ein Dialysepatient dringend braucht.
In den Fällen b und d benutze ich konkret ein Lebewesen für meine Zwecke oder die Zwecke eines Dritten. Das Lebewesen wird instrumentalisiert. In den andern Fällen nicht. Das ist für mich der entscheidende moralische Unterschied. Offenbar seht Ihr das mehrheitlich anders. Wo ist mein Denkfehler? Warum ist eine Flugreise moralisch vergleichbar mit dem Verzehr von Stopfleber?
Grüße,
Arne
Der vergleich hinkt meiner Meinungn nachh. ich möchte keine Wertung vornehmen, was moralischer ist. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Wichtig an den von dir gewählten Beispielen ist, die Motive für einen möglichen Verzicht zu erörtern.
a) Flugreisen sind umweltschädlich und tragen zur Ausbeutung der Ressourcen sowie der Zerstörung des Planeten bei. Die moralische Frage hierbei wäre: Ist es akzeptabel, nachfolgenden Generationen einen kaputteren Planeten zu hinterlassen als man bekommen hat? Besonders kritische Menschen könnten evtl. auch noch die umstrittenen Verfahren großer Konzerne (Fluggesellschaften, Mineralölkonzerne) hinterfragen.
b) hier beziehst du dich auf die Hersteller, nicht auf die Konsumenten. Ich glaube nicht, dass den meisten Konsumenten diese Herstellverfahren bewusst sind. Selbst wenn, wird das vermutlich gerne verdrängt.
c) Im direkten Vergleich zu a) fände ich hier passender: "Ich benutze ein Verkehrsmittel, von dem ich weiss, das es umweltschädlicher, etc. ist aus Gründen des Preises/der Bequemlichkeit.
d) Im direkten Vergleich zu b): Ich kaufe mir eine Niere, die ich benötige und frage nicht wo sie herkommt.
Dies beantwortet vermutlich nicht deine Frage, aber wahrscheinlich wäre eine konkrete Antwort eh immer rein subjektiv.
Was ich furchtbar finde und was mir häufig begegnet:
Wenn Leute rausbekommen, dass ich mich vegetarisch ernähre, dann meinen sie, sie müssen sich mir gegenüber rechtfertigen, dass sie Fleisch essen.
Das habe ich zB gar nicht. Ich habe überhaupt kein schlechtes Gewissen Fleisch zu essen. Ich esse zwar sehr oft vegan/vegetarisch(die ganze Woche habe ich überwiegend vegan gegessen und gerade mal etwas Joghurt) weil ich es mag, aber ich habe null schlechtes Gewissen Fleisch zu essen. Ich habe auch noch nie mit vegetarischen Freunden eine Diskussion darüber gehabt.
Was mich erstaunt ist, dass ich Vegetarier kenne, die lange Veggies waren und wenn sie wieder Fleisch essen dann richtig viel und oft. Ich war mit Anfang 20 jahrelang Vegetarier aber habe danach immer eine semi-vegetarische Essweise beibehalten, da ich viele Veggie Gerichte einfach weiterhin mag.
eines ist doch mal sicher, die ganzen Betriebe, die irgendwas verkaufen wollen innerhalb der EU, sind IFS, BRC, Iso und sonst noch was alles zertifiziert, ohne das verkauftste nämlich gar nix mehr. Die Verbraucher können also durchaus sicher sein, in der Regel nicht irgend einen Scheiss zu konsumieren. Was da jetzt im Detail in Bezug auf Tierschutz hintersteckt, kann man natürlich diskutieren. Massentierhaltung ist selbstverständlich ein immerwährendes Thema.
Wenn die ganze Ethik wurscht ist und Fleischverzicht nichts diesbezüglich bringt, worum ging's dann hier nochmal?
Generell ist Ethik überhaupt nicht wurscht, sondern es wäre dringend notwendig, dass die menschliche Gemeinschaft sich Gedanken dazu macht, wie eine allgemeinverbindliche Ethik aussehen könnte = wie der Mensch mit ein paar Milliarden anderer Menschen leben kann, ohne die Erde für unsere Nachkommen zu zerstören, und GLEICHZEITIG so vielen Menschen wie möglich ein adäquates Leben zu ermöglichen.
Wobei die o. g. menschliche Gemeinschaft ja auch "nur" ein Ideal ist, denn es gibt zig Millionen Gemeinschaften mit jeweils eigenen Definitionen von gut und böse (siehe IS).
Und weil es keine für alle geltenden ethischen Prinzipien mehr gibt, bastelt sich jeder seine persönliche Moral - was nicht zwingend schlecht sein muss, aber halt mühsamer im Diskurs, weil jeder natürlich das Recht auf eine eigene Meinung und Sicht besitzt.
Daher verhalte ICH mich gemäß MEINER eigenen ethischen Prinzipien, und in meiner ethischen Welt bringt mein Fleischverzicht sehr wohl was.
Das für mich zentrale ethische Prinzip, das mich zum Fleischverzicht gebracht hat, ist mein grenzenloses Staunen über das Leben an sich.
Wir wissen bis heute nicht, was Leben eigentlich ausmacht, wie Leben entstanden ist, daher ist es MEINE PERSÖNLICHE Meinung, dass wir Leben auch nicht einfach nehmen dürfen.
Das führt u. a. dazu, dass ich im Sommer nur mit erheblichen, utilitaristischen Verrenkungen das Totschlagen von Mücken in unserem Schlafzimmer rechtfertigen kann, dafür aber immerhin die Stubenfliegen (von denen es bei uns viele gibt) höflich wieder nach draußen abschiebe...
Und ganz konkret bedeutet lebenslanger Fleischverzicht des Einzelnen natürlich richtig viel, so z. B. dass 1.094 Tiere (so viel isst EIN deutscher Mensch durchschnittlich im Laufe seines Lebens) nicht sterben müssen (quasi abstrakt-statstisch gesehen).
Die Verbraucher können also durchaus sicher sein, in der Regel nicht irgend einen Scheiss zu konsumieren.
Sicher?
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!