Hier folgt der sehr ausführliche Bericht zu meiner ersten olympischen Distanz. Leider ohne Fotos...
Zweimal Debüt und die Einsamkeit als Schlusslicht
Der Wecker riß mich um 5:30 Uhr recht unsanft aus dem Schlaf. Ich bin mit leichter Schniefnase, dicken Lymphknoten und leichten Halsschmerzen aufgewacht – also offensichtlich wirklich ein Infekt und nicht nur mein Kopf, der sich gegen den Wettkampf weigert...
Wir waren gegen viertel vor acht am Check-In, Start war um 8:50 Uhr. Wassertemperatur 18°C und draußen müssen es um die 14°C gewesen sein. Die Wendebojen sahen unglaublich weit weg aus! Das Wasser wirkte unter dem grauen Himmel nicht wirklich freundlich und ich hatte einen riesigen Respekt vor der Schwimmstrecke. Als ich auf dem Steg saß und die Füße ins Wasser hielt, war das sau kalt und der Typ neben mir im Shorty fragte, ob ich nicht meinen Anzug gegen seinen tauschen wollte... Nö, echt nicht!
Ich bin rechtzeitig ins Wasser, mit Neo. Das erste Mal in diesem Jahr... Entweder war es zu warm zum Schwimmtraining im Neo oder es hat zeitlich nicht gepasst. Ich schwimme halt auch viel lieber (und auch besser!) ohne Gummihaut. Blöd, aber nicht zu ändern!
Nach dem Startschuss hatte ich direkt meinen Takt gefunden, nachdem ich mich kurz über eine Schwimmerin im Bikini gewundert hatte – hatte ich schon Halluzinationen auf Grund der Kälte?!
Soweit ich weiß bin ich recht gut geradeaus geschwommen, besonders auf der Hinstrecke war die gelbe Tonne super zu sehen. Der schwarze Skinfit-Bogen am Schwimmausstieg verschwand allerdings etwas im Gebüsch, woran wohl auch meine dunkle Schwimmbrille beteiligt war. Dank der DLRG-Flagge daneben aber doch ganz gut „anschwimmbar“. Insgesamt war das Schwimmen sehr angenehm, auch wenn meine Füße die ganze Zeit kalt waren. Denke, ich habe meine Kräfte gut eingeteilt und hätte durchaus noch etwas schneller schwimmen können. Allerdings hatte ich ja auch noch einen langen Tag vor mir und der Neo hat zusätzlich Kraft gekostet. Mit meinen 35:37min bin ich aber zufrieden für's erste Mal. Besonders auch im Rückblick auf die über 22 Minuten auf 750m in Düsseldorf...
Der Ausstieg war dann etwas heikel - meine Beine haben kurz den Dienst quittiert und ich bin unsanft auf meinem linken Knie gelandet. Einer der Helfer sollte kurz auf mich aufpassen und hat sich noch versichert, dass es mir gut ging. Eigentlich war auch alles okay, nur die Beine wollten halt nicht. Dem entsprechend langsam war dann auch der erste Wechsel, zumal ich mal wieder Probleme hatte, meine Arme aus dem Neo zu kriegen. Wenn die raus sind, geht das Ausziehen ja fast von alleine. In T1 habe ich dann das erste Gel genommen. Im Training hat sich das Gel von Aktiv3 als gut verträglich erwiesen, außerdem finde ich die Tuben echt praktisch.
Radfahren klappte gut. Die erste Runde war sehr frisch, aber danach war ich froh, dass ich doch keine Weste angezogen hatte. Die Armlinge hatte ich aufgerollt an den Handgelenken, aber ich hab sie gar nicht gebraucht. Unglaublich, in was für einem Tempo die Jungs an mir vorbei geschossen sind... Ob ich wohl jemals annähernd so schnell fahren kann??? Ein oder zwei größere Gruppen waren mindestens unterwegs – zeitgleich fand auf der Strecke wohl eine RTF statt, erkennbar an den laminierten Startnummern...
Kampfrichter gab es zwar, aber die fuhren nur hinter oder neben den Gruppen her – Pfiffe habe ich nicht gehört. Ein KaRi hatte immerhin ein Notizbuch in der Hand, aber vielleicht hat der gerade ja auch ein Gedicht verfasst.
Ich musste mir ständig sagen, dass ich nach dem Radpart noch laufen muss, hab mich also etwas gebremst. Meine rechte Wade fühlte sich anfangs an, als würde ich gleich einen Krampf bekommen, aber der blieb zum Glück aus. Übrigens war gestern auch das erste Mal, dass ich im Wettkampf auf dem Rad getrunken habe. Ich vergesse das gern, aber ich hatte mir extra einen Alarm gesetzt, nachdem ich ja beim Sprint in Sassenberg Energieprobleme hatte. Auf der letzten Radrunde kam ein leichtes Hungergefühl auf. Mit der Endzeit bin ich aber durchaus zufrieden, auch wenn es auf der Radstrecke nachher wirklich einsam wurde... Zwischenzeitlich hatte ich schon Sorge, dass ich versehentlich falsch gefahren sei und die Radstrecke verlassen hatte.
In T2 bin ich dann gefragt worden, ob mit mir alles in Ordnung wäre. Klar, ich war halt nur langsamer als der ganze Rest... Noch das zweite Gel rein, zwei weitere (zur Sicherheit) in die Anzugtaschen und weiter.
Laufen hat dann echt keinen Spaß gemacht. Ich hab die Füße kaum vom Boden gekriegt... Die Plantarsehne im linken Fuß zickt seit einiger Zeit schon mal; gestern bin ich dann im ersten Kilometer blöd auf einen Stein getreten und hab die Sehne dann den ganzen Rest deutlich gemerkt. Ebenso wie die rechte Wade, die zwischendurch richtig weh getan hat. Hab auch kurz angehalten, um die zu dehnen, was aber nicht viel brachte. Eine Millisekunde lang kam dann die Frage auf, ob ich aufgeben sollte... Ich habe aber gelernt, dass die „Zweifel“ im Wettkampf auch mit KH-Mangel zusammen hängen kann, also hab ich brav an meinem Gel genuckelt. Außerdem hatte ich mir im Vorfeld die Filme zum Thema Mentaltraining und Mentale Härte aus dem Achriv geladen, die mir gestern sehr geholfen haben. Vielen Dank an Arne und sein Team dafür!
Auf der Laufstrecke wurde es auch immer leerer, sodass immer mehr Spaziergänger die Wege nutzten – waren ja offenbar keine Teilnehmer mehr unterwegs! Ich kam mir richtig blöd vor. Als ich auf der zweiten Hälfte der letzten Runde war, kamen mir dann auch noch die Jungs vom Mannschaftssprint entgegen, die um 11:30 Uhr gestartet waren...
Ich hatte also den ganzen Zielbereich für mich alleine und hab dort nur schnell ein Iso getrunken. So auf dem Präsentierteller zu stehen, war mir irgendwie sehr unangenehm. Ich war mit meiner Laufzeit mehr als unzufrieden und habe mir im Kopf ausgemalt, wie die Zuschauer sich die Mäuler zerreißen, was die Dicke denn eigentlich bei einem Triathlon will. Silly me!
Mein Freund stand auf der anderen Seite vom Gitter und das erste, was ich zu ihm gesagt habe war: Das mache ich NIE wieder. Das waren die schmerzhaftesten 10 Kilometer meines Lebens - und auch die langsamsten. 1h20min... Die Zeit ist mir geradezu peinlich, wenn ich ehrlich bin. Die erste große Überraschung des Tages war dann, dass hinter mir tatsächlich noch eine Frau ins Ziel kam - ich war also tatsächlich nicht letzte geworden! Mit einer Zeit von 3:29:22 bin ich auch so gerade unter 3:30 geblieben, was ich mir in jedem Fall vorgenommen hatte. Allerdings hatte ich im Vorfeld auch geschätzt, schneller zu laufen aber langsamer auf dem Rad bzw. im Wasser zu sein.
Die zweite Überraschung war dann der Blick auf die Ergebnisliste: meine AK war so schwach besetzt, dass ich tatsächlich 3. geworden bin und auf's Treppchen durfte! Es gab eine schicke Urkunde, einen Kulturbeutel und ein Paar Laufsocken.
Das ist wirklich ein tolles Gefühl da oben auf dem Treppchen zu stehen! Wie gut, dass ich mir im letzten Winter einen Vereins-Präsentationsanzug gekauft hatte.
Also habe ich meine erste Kurzdistanz überstanden und war das erste Mal auf einem Siegertreppchen, wenn auch nicht mit einer guten Leistung. Auf der anderen Seite hätte ich ja auch aufgeben können - hab ich aber nicht!
Als wir dann Zuhause waren, kam die Erkältung auch richtig durch. Seit dem bin ich wirklich krank und echt froh, dass ich heute noch einen Tag Urlaub habe... Mir tut heute echt alles weh, ich bin nicht sicher, ob das Gliederschmerzen oder Muskelkater ist. Eigentlich wollte ich heute Abend zumindest locker schwimmen, aber das geht SO definitiv nicht.
Jetzt muss ich ganz zügig wieder fit werden, in zwei Wochen steht ja noch die Volksdistanz in Ratingen an... Und dann sollte ich dringend mein Lauf-Problem angehen.