Zitat:
Zitat von Hütchen
Wir fragen uns immer wer von uns die größte Klatsche hat.
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Momentan könnte ich da wohl auch den Finger strecken
Todesmarsch
Ich starte im Dämmerlicht. Es ist angenehm frisch, wohltuend nach den heißen Tagen. Meine Beine sind schwer, kein Wunder nach den einizg möglichen vielen Waldläufen der letzten Tage. Doch es läuft. Nach 10 Km liege ich voll im Plan, 1.05 Std.
Schlagartig überkommt mich aber plötzlich die ganze Last, kurze Nächte, viele Sorgen , Gedanken an das Kommende. Ich fühle mich von der Welt erdrückt, schon wieder krampft die rechte Innensohle. Muss ich aufhören? Ist es eine Sehne, dann droht bei Überlast eine lange Pause. Ich versuche in mich rein zu horchen. Klappt nicht. Ich rede mir ein, muss muskulär sein, ähnliche Krämpfe kenne ich vom Schwimmen, beim Laufen bis vor kurzem gar nicht.
Ich trabe weiter, der Ärger muss ein Ventil finden. Der nächste 10er Schnitt sinkt auf 1.10 und ich will doch noch weiter.
Ich verzweifle, aufhören? Mein Mantra"Bunte Socke" ist zum Kämpfen an relativ guten Tagen, aber heute ist nicht mein Tag, zuviel will mich stoppen. Ich denke an Su Bee, die sich von außen ähnlich beeinträchtigt morgen an einem Traum versucht. Ich schnaufe Su Bee, Su Bee, Su Bee. Klingt wie super.
Was interessiert mich das Morgen, dass ich im Taubertal unmöglich die 100 packen kann, viel zu unvorstellbar. Nein, ich will nur an das Jetzt und das Sein denken. Ich darf laufen, ich darf leiden, ich darf kämpfen und wenn ich durchhalte, darf ich feiern. Ich fange mich etwas, werde nicht mehr langsamer, überstehe den dritten 10er in 1.08 Std.
Ich denke an PabTs Warnung, dass Limmer auf der LD einsam werde könnte, heute ist die beste Einstimmung, fast mehr Tiere als Menschen.
Ich trabe immer noch am Limit dessen, was ich aushalten kann, Ironmantraining ist dagegen fast immer Spaß, heute ist krasses Rothfeeling, knapp vor dem Gehen.
ich bin ja sowas von dämlich! Auf was habe ich mich da wieder eingelassen? Wie können andere noch viel längere Strecken so locker laufen?
KM 40 naht, Finale, Auto mit Wasserdepot ist in Sicht. Nochmal 1.10 Std. durchgebissen, aus.
Zwischendurch dachte ich immer wieder an das Buch "Todesmarsch", extrem faszinierend für einen Ausdauerathleten. Ich schwanke gefühlt 100 Mal hin und her.
Ich kann auch nicht stoppen, trabe weiter, bereue es sofort, will umdrehen. Doch. Nein. Weiter. Tauche gedanklich ab, trabe noch 2.2 km, dann ist endgültig genug, Trainingsmarathon zum Frühstück in 4.48 Std. Nicht schnell, nicht schön, nicht leicht, aber durchgebissen und jetzt doch froh.
Allen ein schmerzfreies Wochenende und toi, toi, toi für alle Wettkämpfer, besonders meine jüngere Schwester im Geiste.