Zitat:
Zitat von mopson
Rechtlich zwar nicht durchsetzbar, aber moralisch.
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Ein gefährlicher Satz. Er hätte von mir kommen können, in meinen schwungvollsten Zeiten. Heute bin ich vorsichtiger.
Wenn man sich überlegt, was genau mit diesem Satz gemeint ist, steht man sofort vor der Frage: Wessen Moral ist hier gemeint, die über dem Recht stehen soll? Deine? Meine? Die einer bestimmten Gruppe?
Die Moral der Allgemeinheit oder der Gesellschaft ist es offensichtlich nicht, denn diese ist durch das Recht und die Gesetze repräsentiert. Die Moral des Sports kann es ebenfalls nicht sein, denn der Sport hat sich selbst Regeln auferlegt, die die Moral des Sports wiedergeben. Lebenslange Sperren und lebenslange soziale Ächtung sind darin nicht vorgesehen und aus Sicht des Sports unmoralisch.
Nein, es geht hier um die Moral einer einzelnen Person, die über den Regeln zu stehen habe, die für uns alle gelten, nämlich dem Recht und dem Gesetz. In der Praxis hätten wir also stets diese Person zu befragen, was moralisch opportun sei und was nicht, denn über seine eigene Moral kann er ja nur selbst Auskunft geben. Ich denke nicht, dass uns dieser Ansatz beim Dopingproblem oder anderen gesellschaftlichen Fragen weiterbringt.
Ganz im Gegenteil: Die Einstellung, das eigene moralische Empfinden über die Regeln oder Gesetze zu stellen, hat überhaupt erst das Dopingproblem so groß werden lassen, wie es derzeit ist. Jan Ullrich kann jahrelanges Doping moralisch rechtfertigen, und hat aus seiner subjektiven Sicht auch noch recht. Nur: darauf kommt es nicht an. Seine persönliche Moral hat hinter dem Recht zurückzustehen. Das gilt für Ullrich genauso wie für Sportsfreund mopson.
Deshalb zweifle ich an dem oben zitierten Satz. Die persönliche Moral übersieht zu leicht die Rechte des anderen.
Grüße,
Arne