Mein letzter Wettkampf der Saison, der 1. Frankfurter City Triathlon, der zugleich unsere Vereinsmeisterschaft war, stand an.
Ich hatte drei Ziele:
- schneller Rad fahren als sonst (90min auf 40km),
- schneller rennen als sonst (65min auf 10km)
- und nicht die Vereinsletzte zu werden !
Den Einstieg könnt ihr bei Crema nachlesen, das habe ich genau so empfunden. Ab Freitagmittag bestimmte dieser WK den Tagesablauf, dabei war es doch nur eine OD vor der eigenen Haustür.
Sonntag also früh raus, nix essen können/wollen und die Frage, warum habe ich mir ausgerechnet diesen WK ausgesucht.
Als wir um 6:00h im Dunkeln auf den Parkplatz kamen, standen überraschend Cruiser und der Mandarinenhai herum, die Cori abliefern wollten. Das war natürlich schön, denn wir konnten davon profitieren und angefeuert werden.
Auch wir schlurften im Halbdunkel aber quasselnd gen See und haben uns prächtig amüsiert, weil Cruiser ne Daunenjacke anhatte. Na ja, waren ja auch 8 Grad.
Mein Rad war noch da, wo ich es abgestellt hatte und alles sah gut aus. Also T1 zu Ende bestückt und so viele Leute getroffen, dass ich vor lauter Quasseln beinahe die WK Besprechung verpasst hätte.
Danach wieder zum Rad (ich hatte mir nicht so Recht über den Weg getraut) und letzte Kontrolle.
Schnell noch aufs Dixi und ab in den Neo, der war deutlich wärmer als meine Klamotten. Zum Glück hatte sich Cremas Göga bereit erklärt, unsere after race Sachen aufzubewahren, so dass wir nicht auf die kleinen Beutel angewiesen waren und bis zum letzten Moment die warmen Socken anlassen konnten.
Wir gehen also zum Neo wässern und schwimmen uns kurz ein, der See ist mit seinen 19 Grad natürlich deutlich wärmer als die Luft. Es fühlt sich super an und ich war begeistert. Jetzt konnte es losgehen.
In der Startbox kommt noch Danni von hinten, die ich zwar sofort erkannt, aber mit Dieda angesprochen habe. Sind ja fast die gleichen Buchstaben.
Noch schnell Crema in Sachen Schnappatmung beruhigt und es ging los. Bin rein gerannt und habe auch tatsächlich ein oder zwei Delfinsprünge machen können. Ich hatte Glück und kein Gemetzel. War zwar mit vielen Luftbläschen und verwirbeltem Wasser und fremden Füßen unterwegs, aber immer irgendwie zwischen und neben den anderen.
Ich hatte Crema versprochen, keine Brotzeit zu machen (so nennt sie meine ständigen Unterbrechungen beim Schwimmen) und ich habe mich echt gut gefühlt. Kerzengerade von Boje zu Boje gekrault, die Brille blieb klar, die aufgehende Sonne glitzerte von links im See.
Bei der ersten Wendeboje ging immer noch alles gut und an der zweiten Wendeboje kamen die ersten Schwimmer aus der folgenden Gruppe.
Ich merke, dass die Sonne blendet und atme halt mal zur anderen Seite. Das fühlt sich zwar komisch an, geht aber. Bis klar ist, ich drifte vom Kurs ab. Wieder zur Sonne geatmet und merke, wie mir schwindelig wird. Das bringt mich durcheinander. Ich mache meine erste Brotzeit (hey, hab’s noch nie so lange ausgehalten!!) und schaue auf die Uhr. Boah erst 27 min. Das sieht nach einer guten Zeit aus, ab diesem Moment hoffe ich auf eine 34min oder 35min Schwimmzeit.
Finde aber keinen Rhythmus mehr und kann auch niemandem die Schuld geben. Merke, wie meine Arme nicht mehr so richtig aus dem Wasser kommen und ich immer wieder abdrifte und mir etwas schummerig ist. Stelle mich am Ausstieg erst mal schön breitbeinig hin, damit ich nicht umfalle und schau auf die Uhr. Shice, doch 38 min.
Torkele etwas und gehe den Hang hoch, während ich mir zumindest Kappe und Brille abziehe und den Neo bis zur Hüfte. Das letzte Drittel versuche ich, zu traben. Am Rad verkeilt sich der Neo mit dem Chipband, aber ich gewinne. Allerdings falle ich dabei zur Seite und eine nette Mitstreiterin fängt mich auf. Danke noch mal.
Bin immer noch ganz wackelig auf den Beinen, aber gleich sitze ich ja.
Mein Neo sieht aus wie eine panierte Robbe und ich stopfe ihn in die Tüte. Versuche, den Sand halbwegs von den Füßen abzubekommen, aber da ich keine Wasserflasche am Rad hatte, war das nicht ganz erfolgreich. Socken an, Trikot samt Weste drüber und ab geht’s. Spüre die kleinen Sandhäufchen in meinen Schuhen, was solls.
Es rollt sich schön und ist einfach nuuuur coool, diese Strecke gen Stadt zu brettern. Allerdings ist der Daumen meiner linken Hand etwas taub. Entweder von der Kälte oder meine HWS hat doch ein wenig Schuld.
Es brettert sich gut, wobei mich der Wind schon überrascht und die Treterei in Waden und Oberschenkel zu spüren ist.
An der Kennedyallee steht treu Nachbarin Sylvia und schwenkt meine kleine Kuhglocke und jubelt mir zu. Um die Ecke dann ein weiterer Nachbar (netter alter Herr), der sich ebenfalls freut. Das war total süß.
Grinsend fahre ich runter zum Main und zum Glück nicht da wieder rauf, wo ich dachte. Leider aber über einen Bordstein, irgendwie scheppert mein armes Rad, so dass ich doch lieber mal nach hinten unten gucke, ob alles ok ist. Und da glitzert es. Neeeeee. Ich habe nämlich schwarze Schnellspanner und was mir da entgegen leuchtet, war der Rollenschnellspanner – ich hatte ja am Donnerstag ein letztes Taperintervalltraining auf der Rolle absolviert.
Ich erinnerte mich in diesem Moment, dass ich ihn nicht ganz fest gezogen hatte, weil der mir irgendwie unsympathisch ist… Kurz überlegt, ob ich anhalte, aber eigentlich müsste er ja dennoch fest genug sein, und ich werde ihn im Auge behalten.
Dann geht’s mir wie Crema, ich überhole und werde wieder überholt, immer wieder dieselbe Frau. Das motiviert mich, nicht nachzulassen. Sie trug kein blaues Trikot, sondern einen Einteiler. Eine dieser Hosen, die so super durchsichtig sind, wenn man etwas breiter gebaut ist. Eher nicht so schön anzusehen.
Ich fahre in der ersten Runde einen 29er Schnitt und bin stolz wie Bolle.
Da ist schon die zweite Runde und wieder geht es über das Kopfsteinpflaster und die Bordsteinkante. Dieses Mal etwas schneller und das Geräusch klingt gar nicht gut. Ich sehe nach unten, hinter mir ist gerade niemand und bremse sofort, denn der Spanner hatte sich gelöst. Runter vom Rad, an den Bordstein, das bockige Teil wieder festgeschraubt und gefühlte 3 Minuten verloren.
Hat dann etwas länger gedauert, bis ich die Mädels wieder eingeholt habe, die mich natürlich alle fein hatten stehen lassen.
Ich war meinem Rad und welchen Schutzengeln auch immer seeeehr dankbar, dass es mich heil in die T2 gebracht hat. Immerhin waren es doch 46km!
Da ging’s zügig, Rad aufgehängt, Beutel sofort erkannt und nach kurzer Zeit auf die Laufstrecke.
Ich bin recht fit und renne erst mal los. Noch nicht ganz die neu gelernte pace, will erst sehen, wie sich alles anfühlt. Nach km 2 ziehe ich etwas an und nehme mir vor, ab km 8 richtig Gas zu geben. Crema überholt mich (sie war auf der zweiten Runde) und mault, ich soll rennen und nicht auf die Uhr gucken.
Da bin ich halt Mess-Fetischist. Ausserdem: wenn ich es nicht tue, laufe ich „gefühlt schnell“ und die Uhr ist meist anderer Meinung und zeigt nen 7er pace an. Deshlab muss ich regelmässig drauf sehen. Vielleicht verwächst sich das ja irgendwann.
An der Stecke stehen dauernd Vereinskollegen und Bekannte oder Arman mit seiner Vuvuzela und natürlich auch Sylvia mit der Kuhglocke. Wäre beinahe falsch abgebogen zur zweiten Runde, aber sie hat mich angebrüllt und alles war gut. Sogar die Leders haben brav geklatscht, als ich vorbeigeschlappt kam. Bei km 7 stand fest, ich kann mein Wunschziel 65min locker schaffen und sogar unterbieten. Yeah.
Km 8 kommt, ich gebe Gas und was muss ich sehen: da ist ja schon das Ziel. So ein Mist. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich natürlich viel früher schneller gerannt. Die Power war da!! Pech gehabt.
Wie Crema hatte ich 8,8km auf dem Garmin.
Auch wenn ich mal wieder im letzten Drittel gefinished habe und 3:20 nicht zum Angeben geeignet ist, bin ich doch sehr froh:
ich habe meine persönlichen Bestzeiten bei bike und run aufgestellt, wurde nicht Vereinsletzte und bin sogar AK Dritte in der Vereinswertung.
Habe alle drei Ziele erreicht und freue mich jetzt erst einmal auf „normale Abende“, an denen man nicht ins Schwimm- oder anderes Training hetzt, nach 23 Uhr noch Wasch- oder Spülmaschinen befüllt und immer das Gefühl hat, der Tag rennt einem weg.
Heute am Tag danach sind auch die organistorischen Mängel von gestern vergessen und ich habe den WK in schöner Erinnerung – bis auf den Schwindel und den dadurch bedingten längsten T1 Wechsel meiner Triathletenzeit.
Ich bin total glücklich, diesen tollen Sport machen zu können!