Weder lassen sich "die Gläubigen" so verallgemeinern, noch das, was sie möglicherweise tun ("es geht Ihnen ausschließlich um spezifische Inhalte ihrer Religion").
(...)
Ich weiß nicht, warum Du so generalisierst, das geht an der Lebenspraxis mindestens so vorbei, wie es für die Unterscheidung von Sollen und Sein unterstellt wurde.
War mein Posting derart missverständlich?
Christen glauben an die Inhalte des Christentums. Sie glauben nicht an andere Inhalte, die dem Christentum widersprechen. Der Glaube hat also mit ganz bestimmten Inhalten zu tun. Das ist keine unzulässige Verallgemeinerung. Beispielsweise haben alle CDU-Mitglieder gemein, dass sie CDU-Mitglieder sind; und sie haben auch eine gemeinsame Vorsitzende.
Wer Religion lediglich als „Konzept“ betrachtet, der muss sich womöglich gar nicht mit inhaltlichen Einzelheiten befassen. Der könnte das Christentum und den Hinduismus gleichermaßen als „religiöses Konzept“ betrachten und dabei Aussagen treffen, die für beide Religionen zutreffend sind. Das ist zwar eine Verallgemeinerung, aber an dieser Stelle zulässig. Es ist nicht verboten, Religion als allgemeines Konzept zu betrachten.
Die Frage ist, ob es gesellschaftlich relevant ist, Religion als Konzept zu betrachten, oder ob es nur ein Gedankenspiel ist. Meine These ist, dass man eher den konkreten Glauben untersuchen muss, wenn es gesellschaftlich relevant sein soll. Dieser Glaube hat mit Inhalten zu tun, also kann man die Inhalte nicht völlig ignorieren. Die Vogelperspektive nützt hier nicht viel.
Legt man also die konkreten Inhalte des Christentums zugrunde, dann ist die These von einem rein ideellen Gott nicht haltbar, da die rk-Kirche ihr ausdrücklich widerspricht. Im Fall des konkreten Glaubens ist diese Frage also beantwortet. Die Kirche sagt, dass Gott kein ideelles Konzept ist.
... Die Kirche sagt, dass Gott kein ideelles Konzept ist.
Du übersiehst hier den grundlegenden Schritt eines jeden Idealismus, den auch die Kirche vollzieht: Sie erklärt die ideelle Welt zur wahren Realität und umgekehrt was man gewöhnlich in außerreligiösem Sinn als Realität versteht als bloßen Schein oder zumindest von geringerem Rang.
Worin besteht denn der Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?
Das ist eine wichtige Frage. Ich würde das etwa so sehen: Aberglaube ist eine falsche Einschätzung der Tatsachen (besonders bezüglich kausaler Zusammenhänge) und entspringt aus Furcht; relig. Glaube ist eine Beurteilung von Leben und Welt (=Tatsachen), z.B. die Schöpfung als göttliche, aus einer Haltung des Vertrauens.
Du übersiehst hier den grundlegenden Schritt eines jeden Idealismus, den auch die Kirche vollzieht: Sie erklärt die ideelle Welt zur wahren Realität und umgekehrt was man gewöhnlich in außerreligiösem Sinn als Realität versteht als bloßen Schein oder zumindest von geringerem Rang.
Nein, das übersehe ich nicht, aber es spielt keine Rolle.
Wenn Menschen daran glauben und danach handeln, dann ist dieser Glaube Realität. Diese Realität wird gesellschaftlich wirksam und dadurch relevant. Deswegen ist es Gegenstand einer gesellschaftlichen Debatte.
Der Thread startete ursprünglich als gesellschaftliche Debatte, ausgelöst durch konkretes Handeln, begründet durch tatsächlich geglaubte Inhalte. (Zwei katholisch geführte Krankenhäuser verweigerten den Einlass einer vergewaltigten Frau.) Danach veränderte sich die Debatte hin zu einem grammatikalisch-logischen Konstrukt, dem aber die gesellschaftliche Relevanz fehlt.
Man kann diese grammatikalisch-logische Betrachtung durchaus vornehmen, aber ich möchte auch darauf hinweisen, dass es gelegentlich als Vehikel der Scharlatanerie missbraucht wird. Nämlich dann, wenn die Debatte vom Konkreten verlagert wird ins Grammtikalische, mit der Absicht, die konkrete Debatte ins Leere laufen zu lassen. (Ich will niemandem im Forum diese Absicht unterstellen; außerhalb des Forums findet man diese Winkelzüge jedoch häufig.)
Beispiel: Bei der Debatte über die Homo-Ehe wäre es Scharlatanerie, zu antworten: „Wenden wir uns hierfür dem Wirklichkeitsbegriff zu, wie Hume ihn definierte – im Gegensatz zu Aristophanes oder, bewahre!, Christopherus von Ephemus, dessen Bücher, nebenbei bemerkt, schon damals überbewertet wurden, da sie ganz der polymorphen Welthaftigkeit einer transzendentalen Anschauungsebene verpflichtet waren.“
Ich finde, im Rahmen einer gesellschaftlichen Debatte brauchen sich die Betroffenen (die ihre staatlichen Rechte einfordern) nicht mit derlei Zeugs abspeisen lassen. Eine konkrete Frage muss auch konkret debattiert werden.
Worin besteht denn der Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?
Zitat:
Zitat von Zarathustra
Das ist eine wichtige Frage. Ich würde das etwa so sehen: Aberglaube ist eine falsche Einschätzung der Tatsachen (besonders bezüglich kausaler Zusammenhänge) und entspringt aus Furcht; relig. Glaube ist eine Beurteilung von Leben und Welt (=Tatsachen), z.B. die Schöpfung als göttliche, aus einer Haltung des Vertrauens.
Demnach macht das Wissen um Tatsachen den Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?
Demnach macht das Wissen um Tatsachen den Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?
Der Aberglaube bezieht eine falsche Position im Hinblick auf die Tatsachen; dem relig. Glauben sind die Tatsachen äußerlich; was er hinzufügt, ist eine bestimmte Bewertung oder eine bestimmte Beleuchtung.
Deshalb könnte der Papst z.B. prinzipiell jede neue Entdeckung über den Anfang des Universums akzeptieren und ihr dann gleich die passende Interpretation mitgeben. („...und davon war Gott die Ursache.“) Oder Luther hätte auch, nachdem er die wahren Ursachen für die Behinderungen von Kindern eingesehen hätte, immer noch behaupten können, sie seien des Teufels und müßten getötet werden.
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Ich finde, im Rahmen einer gesellschaftlichen Debatte brauchen sich die Betroffenen (die ihre staatlichen Rechte einfordern) nicht mit derlei Zeugs abspeisen lassen. Eine konkrete Frage muss auch konkret debattiert werden.
Das sage ich ja schon die ganze Zeit: daß die wirkliche Außereinandersetzung in konkreten gesellschaftlichen Fragen stattfindet.
Wenn Du aber diese Debatte führen willst, solltest Du Deine Gegner auch jeweils konkret benennen und nicht mit zu groben Verallgemeinerungen arbeiten. Religion ist nunmal ein recht vielfältiges Phänomen und die Gläubigen eine recht inhomogene Gruppe.
Das sage ich ja schon die ganze Zeit: daß die wirkliche Außereinandersetzung in konkreten gesellschaftlichen Fragen stattfindet.
Wenn Du aber diese Debatte führen willst, solltest Du Deine Gegner auch jeweils konkret benennen und nicht mit zu groben Verallgemeinerungen arbeiten. Religion ist nunmal ein recht vielfältiges Phänomen und die Gläubigen eine recht inhomogene Gruppe.
Deswegen beziehe ich mich auf einen konkreten Glauben und dessen konkrete Inhalte. Und nicht auf ein sprachlich-logisches Gedankenspiel.