@sabine-g
Zum Thema „Best of the Best“ in Kona: Das Problem ist die statistische Basis. Wenn wir die Kona-Ergebnisse als Benchmark nehmen, zementieren wir den Status quo. In den älteren Altersklassen ist die Leistungsdichte (Density) naturgemäß geringer als in der M30 bis M45. Ein „Top-Performer“ in einer dünner besetzten Altersklasse ist statistisch leichter zu werden als in der „Rush Hour“ des Lebens.
Wenn das System nun diese Kona-Zeiten als 100%-Maßstab nimmt, belohnt es die geringere Dichte der älteren AKs.
Es werden ja nicht die ersten X Leute einer Ak der Kona Listen hergenommen, sondern die ersten X Prozent (20%).
Außerdem liegst du falsch . In Italien z.B. war ich in der AK50-54 mit über 300 Leuten in der zahlenmäßig 2. stärksten AK unterwegs.
Zur Performance der Agegrouper: Die besten machen nun 7:50h z.B. in Hamburg, da ist man mit 8:27h nicht mal in den Top5 oder Top10
Zitat:
Zitat von steinhardtass
Aber ich denke, wir können festhalten: Das aktuelle System ist in seiner jetzigen Kalibrierung nicht fairer als das vorherige.
Die Analyse meines Schreibstils oder die Frage, ob ich 'wir' oder 'ich' verwende, lenkt nur vom eigentlichen Inhalt – dem Kona-Rating – ab. Dass ich mich gewählt ausdrücken kann, muss ich hier sicher nicht rechtfertigen.
Auch deine Erfahrungen in Italien seien dir gegönnt, aber sie haben mit der aktuellen Diskussion nichts zu tun. Es bringt dem Forum nichts, wenn wir uns hier in persönlichen Grabenkämpfen verlieren. Ich würde es bevorzugen, wenn wir uns wieder auf die sachlichen Argumente konzentrieren.
Ich habe meinen Standpunkt zum Kona-Rating dargelegt und das reicht mir an dieser Stelle auch. Das Thema ist ja nun wirklich nicht lebensnotwendig, um sich hier ewig im Kreis zu drehen.
@StefanW.
Du hast recht, der Sieger war mit 7:38 extrem schnell. Aber wir dürfen die Relation nicht verlieren: Eine 8:27h (die adjustierte Zeit des M60-Athleten) ist immer noch eine absolute Weltklasse-Zeit. In vielen Ironman-Rennen weltweit bedeutet das Top 10 im Pro-Feld oder den Sieg bei den Frauen.
Die Frage ist rational betrachtet: Ist die physiologische Leistung von 10:14h in der M60 wirklich äquivalent zu einer 8:27h in der offenen Klasse? Mein Argument ist, dass der „Alter-Bonus“ hier mathematisch zu großzügig bemessen ist. Er suggeriert, dass dieser Amateur – wäre er jung – im Profi-Feld vorne mitmischen würde. Das halte ich für eine Verzerrung, die die Hürde für die jüngeren Altersklassen (M30-45), die reale Fabelzeiten liefern müssen, unverhältnismäßig erhöht.
Die "physiologische Leistung" ist in einem Wettkamp irrelevant, da immer nur das Ergebnis zählt, und das wird in Zeit gemessen. Daher ist das aktuelle Kona-Verfahren in meinen Augen ja genau der Versuch, intuitiv eingängige, aber schlecht beschriebene Phänomene wie "physiologische Leistung" durch nachvollziehbare Daten zu ergänzen / ersetzen. Natürlich, und da hast du einen Punkt, muss man dann darauf achten, wie passend die Daten für diesen Zweck sind. Allein die Aussage "es ist aber jetzt im Ergebnis anders als vorher" genügt mir nicht als Definition eines "fail"......
Btw, alterskorrigierte Einteilungen / Einschätzungen sind nichts Neues und nicht auf Triathlon / Ironman beschränkt, siehe z.B. vom letzten Wochenende die alterskorrigierten Ergebnisse des Nikolauslauf in Tübingen.
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Ex-Weiser, Mitglied in Axels 100-Tri-Plus-Club Owner of Post 10,000 im "Leben der Anderen"
Geändert von kullerich (08.12.2025 um 16:34 Uhr).
Grund: Link verbessert
In Bezug auf die aktuelle Diskussion und die Neuerungen, die unter anderem hier dargelegt werden (https://www.triathlete.com/culture/n...3-qualifying/), möchte ich die Debatte gerne wieder auf den faktischen Kern zurückführen.
Es ist bedauerlich, dass sachliche Kritik an der mathematischen Ausgestaltung des neuen Systems zunehmend mit emotionalen Argumenten vermischt wird. Um eines vorweg klarzustellen, da dies offenbar missverstanden wurde: Die Kritik am aktuellen Modell ist nicht gleichbedeutend mit dem Wunsch nach einer Rückkehr zum alten System. Das alte System hatte seine Schwächen, und die Intention, das Alter stärker zu gewichten, ist im Ansatz absolut korrekt und notwendig.
Wenn wir uns jedoch die aktuellen Koeffizienten ansehen – selbst unter Berücksichtigung der 5-Jahres-Datenbasis –, wird bei genauerer Betrachtung offensichtlich, dass das System in seiner jetzigen Form statistische Unwuchten aufweist. Eine bloße Betrachtung der historischen Daten reicht nicht aus, wenn die daraus abgeleiteten Faktoren zu einer ungleichen Verteilung führen, die der aktuellen Leistungsdichte in den Altersklassen nicht gerecht wird. Das System wirkt unausgereift. Es fehlt eine Glättung der Werte, um Ausreißer zu vermeiden, die derzeit zu einer nicht nachvollziehbaren Verzerrung der Slot-Vergabe führen.
Eine rationale Diskussion muss es aushalten, dass man ein Ziel (Fairness/Altersgerechtigkeit) teilt, aber den gewählten Weg (die spezifischen Koeffizienten) als fehlerhaft identifiziert. Vorwürfe, die auf emotionaler Ebene stattfinden oder Kritikern pauschal eine "Ewiggestrigen-Mentalität" unterstellen, tragen nichts zur Lösung des mathematischen Problems bei und lenken nur von der eigentlichen Schwachstelle des Modells ab.
Wir benötigen keine Polarisierung, sondern eine Optimierung der Berechnungsformel. Solange die Koeffizienten nicht valide kalibriert sind, bleibt das System angreifbar – völlig unabhängig davon, wie sehr man sich ideologisch oder emotional positioniert.
Solange die Koeffizienten nicht valide kalibriert sind, bleibt das System angreifbar – völlig unabhängig davon, wie sehr man sich ideologisch oder emotional positioniert.
Das System wird immer angreifbar bleiben, allen AKs kann man es nicht recht machen. Ähnliche Systeme gibt es z.B. beim Segeln, um verschiedene Bootsklassen miteinander vergleichen zu können, leider können auch hier nicht alle Teilnehmer gewinnen.
Und zu den erwähnten Finisherzeiten: Der Sieger in der M65 in WA scheint ja ein Wunderwuzzi zu sein, der Zweite ist schon mal 1,5h langsamer. In der M60 hat der Dritte auch schon mehr als 40 min Rückstand, generell ist IM WA, wenn es die Witterung zulässt, eine schnelle Strecke, daher sind die Siegerzeiten in der M25 und M30 zwar beachtlich, aber auf der Strecke gut möglich.
Kurzum: Ich finde das System sehr gut, die Koeffizienten werden mit mehr erhaltenen Daten wohl etwas kalibriert werden, trotzdem nicht jeden Kona-Aspiranten berücksichtigen können….