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-   -   Der Weg nach Hawaii: Welches Quali-System ist das fairste? (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=53908)

steinhardtass 29.11.2025 11:56

Der Weg nach Hawaii: Welches Quali-System ist das fairste?
 
In den vergangenen Jahren gab es drei unterschiedliche Wege, sich für den Ironman Hawaii zu qualifizieren: das klassische Age-Group-Slot-System mit Roll-down, das seit 2025 eingeführte performancebasierte Modell mit einem gemischten Performance Pool sowie die im Herbst 2025 angepasste Version mit getrennten Männer- und Frauen-Pools. Mich interessiert, welches dieser Systeme ihr persönlich als am gerechtesten, transparentesten und sinnvollsten empfindet – sowohl aus sportlicher als auch aus struktureller Perspektive.

steinhardtass 29.11.2025 11:58

Ziel dieser Umfrage ist es zudem, eine offene, konstruktive und fachlich fundierte Diskussion darüber zu ermöglichen, welches Qualifikationssystem langfristig als sinnvoll, fair und sportlich gerecht gelten kann. Gerne können auch alternative Modelle eingebracht werden, die bislang nicht berücksichtigt wurden – insbesondere vor dem Hintergrund der ersten praktischen Erfahrungen und Ergebnisse, die mit den neuen Qualifikationssystemen gesammelt wurden.

sabine-g 29.11.2025 12:07

Das alte war oder ist jedenfalls das unfairste.

steinhardtass 29.11.2025 12:24

Im Zusammenhang mit dem Ironman Cozumel gab es von mehreren Athleten insbesondere aus den Altersklassen M20–25, M30–35 und M35–40 deutliche Kritik am neuen Qualifikationssystem. Einige von ihnen haben das Rennen in Zeiten von 9:04, 9:07 oder vergleichbar starken Leistungen beendet – Zeiten, die im früheren, klassisch startzahlenbasierten Age-Group-System nahezu sicher einen Kona-Slot bedeutet hätten. Unter dem neuen performancebasierten Modell reicht diese absolute Leistung jedoch teilweise nicht einmal für einen direkten Qualifikationsplatz, sondern maximal für einen nachgelagerten Performance-Pool-Nachrückerstatus.

Gleichzeitig wurde ein Beispiel aus der Altersklasse 65+ angeführt, bei dem ein Athlet mit einer realen Finishzeit von 10:51 Stunden durch die altersgewichtende Berechnung („Kona Standard“) auf eine rechnerische Performancezeit von 8:12 Stunden kommt – eine Marke, die selbst zu seinen besten sportlichen Jahren objektiv nicht erreichbar gewesen wäre. Dieser wahrgenommene Widerspruch führt zu der Kritik, dass die altersadjustierten Faktoren in einzelnen Konstellationen sportliche Realität und mathematische Abbildung nicht ausreichend in Einklang bringen.

Die Athleten bemängeln dabei weniger die Idee eines performanceorientierten Systems als vielmehr die aktuelle Ausgestaltung der Gewichtungsformel und deren Auswirkungen auf die Vergleichbarkeit der Leistungen über verschiedene Altersklassen hinweg. Das wird vor allem dann als problematisch empfunden, wenn real außergewöhnlich schnelle Zeiten in den „starken“ Altersklassen nicht mehr automatisch die gleichen Chancen auf einen Slot haben wie früher, während gleichzeitig rechnerisch hochgewichtete Leistungen deutlich älterer Altersklassen überproportional profitieren.

Diese Rückmeldungen machen sichtbar, dass das neue System in der Praxis noch erheblichen Diskussions- und Optimierungsbedarf hat – insbesondere hinsichtlich Transparenz, Nachvollziehbarkeit und der Frage, ob die mathematische Alterungskorrektur die tatsächliche Leistungsfähigkeit in allen Altersstufen angemessen abbildet.

Helmut S 29.11.2025 14:04

Zitat:

Zitat von steinhardtass (Beitrag 1795039)
Diese Rückmeldungen machen sichtbar, dass das neue System in der Praxis noch erheblichen Diskussions- und Optimierungsbedarf hat – insbesondere hinsichtlich Transparenz, Nachvollziehbarkeit und der Frage, ob die mathematische Alterungskorrektur die tatsächliche Leistungsfähigkeit in allen Altersstufen angemessen abbildet.

M.E. machen diese Rückmeldungen sichtbar, dass die angesprochenen Athleten das neue System noch nicht verstanden haben. Ich mache diese These an der Behauptung fest, dass es sich um eine „Alterskorrektur“ handeln würde, was es ja nicht ist.

Fraglich ist m.E. jedoch, ob es den Linearfaktor zur Normierung auf die stärkste AK unbedingt gebraucht hätte. Das macht es tatsächlich intransparenter als nötig.

:Blumen:

steinhardtass 29.11.2025 14:30

Ich glaube, man sollte hier zwei Dinge trennen:
Zum einen ist es richtig, dass der Performance-Pool keine Alterskorrektur im physiologischen Sinne ist. Es handelt sich um eine statistische Normierung auf die stärkste Age Group, und genau diese lineare Anpassung führt zu den teils sehr großen Verschiebungen zwischen realer und rechnerischer Zeit.

Zum anderen halte ich es für wenig hilfreich, anderen Athleten zu unterstellen, sie hätten das System „nicht verstanden“. Viele haben die Mechanik durchaus nachvollzogen – sie stellen aber berechtigt die Frage, ob der Linearfaktor in dieser Form sportlich sinnvoll und fair ist. Und genau das ist aus meiner Sicht der eigentliche Kern der Diskussion: Nicht das Verständnis, sondern die Sinnhaftigkeit der gewählten Normierungsformel.

steinhardtass 29.11.2025 14:34

Ich fände es extrem spannend, die bisher gelaufenen Quali-Rennen einmal systematisch zu spiegeln: Wer hätte sich nach dem alten, klassischen Age-Group-Slot-System qualifiziert – und wer nach dem neuen Performance-Modell? Wenn man dann die Verteilung der Slots nach Altersklasse und Geschlecht gegenüberstellt, könnte man sehr konkret sehen, ob das neue System bestimmte Gruppen über- oder unterproportional begünstigt. Das wäre aus meiner Sicht der beste Weg, die Diskussion von subjektiven Eindrücken hin zu messbaren Effekten zu bringen – und entweder die Kritik am neuen System zu bestätigen oder eben auch zu relativieren.

welfe 29.11.2025 14:34

Tja, was heißt fair... Wer sich natürlich als Teil einer handverlesener Elite sehen will, möchte es ab liebsten an Zeiten - unabhängig von Faktoren wie Alter, Geschlecht - festmachen. Denn natürlich kann ein topfitter, beruflich weniger eingespannter und "von Natur aus" talentierter 50 jähriger ebensoviel leisten wie ein eingeschränkter, beruflich voll eingespannter 30 jähriger, der vielleicht auch noch familiäre Baustellen hat. "Fair" wird es nie sein: der eine kann wie ein Profi trainieren, weil er sich frei nimmt oder gar nicht erst arbeitet, ein anderer hat eine 50h Stunden Woche und und und.

Ich persönlich fand das alte System gut, denn so gab es quasi einen Wettkampf innerhalb der AKs und Geschlechter. Auch wenn das u.U. zu nicht mehr "weltmeisterschaftswürdigen" Qualizeiten führte (ich selbst gehöre bekanntermaßen dazu). Andererseits verstehe ich die Missgunst nicht: wen stört es vorne, wenn hinter ihm Leute mit 15h Zeiten ins Ziel kommen? Weil es die Aura des "ich harter Kerl war al einer der wenigen auch harten Kerle in Hawaii dabei" zerstört? Aber von mir aus.

Mit dem neuen System kann ich mich anfreunden, wie es jetzt ab November sein soll, mit getrennten Performance Pools. Denn wie schon an anderer Stelle geschrieben: warum sollen Frauenslots an Männer gehen. Dann bekämen ja die Männer einen "weiblichen Platz" geschenkt, und welcher harte Kerl, der nicht gut genug in seinem Pool war, würde das denn wollen... :Cheese:


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