So Mädelz, nu war grad mal n Tag Pause, aber ich musste mal wieder in mich gehen.
Wie man auf dem Bild oben sehen kann, fehlten die Bremsen an der Kiste.
Das ist hier kein Problem und es ist nichtmal besonders vorausschauendes Fahren notwendig, solange man grob weiss, wo man hin will.
Aber natürlich kein Dauerzustand. Zunächst hab ich die Hütte ausnahmsweise getauft. Iss sonst nicht so meine art, Autos, Motorräder oder Bikes mit Namen zu versehen, aber
"Postmarie" iss doch ganz cookie, wa?
Ok, aber darum gehts nicht. So n Name kommt ausm Nichts oder halt eben nicht, dann gehts auch ohne.
Probleme war/ist die Sitzerei.
Die Rahmengeometrie hatte ich natürlich grob überschlagen, aber alleine damit, alle Teile vom blauen Commuter ab- und an Postmarie anzuschrauben, isses nicht getan und ne erste Probefahrt offenbahrte drastische Unterschiede, wenngleich Pi mal Daumen die Werte stimmten.
Hier kommt nu meine These seit Jahren zu tragen, dass man die Rahmengrösse doch eigentlich "am Lenker festmachen" sollte.
Klingt etwas flappsig, ist jedoch in Grundzügen schnell erklärt:
Die Rahmenhöhe als Grösse, die in der Mitte vom Treltager beginnt und an der schnittstelle zum Oberrohr oder am Ende vom Sitzrohr aufhört, ist heutzutage ein relativ aussageloser Wert.
Vergleichen wir einfach mal ein MTB mitnem Rennrad:
Ersteres lechzt nach Bodenfreiheit unterm Tretlager und dazu gesellt sichdie Notwendigkeit, ausreichend Platz bereitzustellen, wenn die üblicherweise vorhandenen Federelemente bei Unebenheiten in die Knie gehen, während das Rennrad der Aerodynamik wegen am besten mit dem Tretlagergehäuse am Boden daherkäme.
An diesen beiden Extremen kann man gut veranschaulichen, dass "die Rahmengrösse unterschiedlich weit oben anfängt".
Natürlich hat es sich mittlerweile herumgesprochen, dass (deswegen) ein MTB n paar Nummern kleiner sein sollte, wenngleich der Grund weitgehend im Dunkel bleibt.
Um das nun auf meinen Fall zu übertragen, sieht das so aus, dass die beiden Rahmen Sattel, Lenker und Tretlager auf unterschiedlichem Weg miteinander verbinden, wenngleich alle drei genannten Elemente bis auf einige Millimeter die gleichen abstände zueinander haben.
Postmarie, und hier kommt der Punkt, hat aber ne längere Gabel und ein längeres Steuerrohr als der Commuter, und obwohl der Sattel den gleichen Abstand vom Tretlager und der Lenker den gleichen Abstand vom Sattel hat, sitzt und fährt man ganz anders.
Dies liegt zum einen an der Position des Sattels überm Tretlager in Verbindung mit der Überhöhung des Sattels überm Lenker.
Stellen wir uns den Commuter vor, und dass wir den mitm Vorderrad aufn Ziegelstein stellen: da bleiben alle Werte und Winkel am Fahrrad selbst identisch, man sitzt nun auch (relativ gesehen) nicht weiter hinterm Tretlager, aber gegenüber dem BOden, auf dem man steht, aufrechter, und wenn man nun das Lot durchs Knie oder die Sattelspitze fällen würde, landet dies natürlich weiter hinten, ohne dass man Sattel, Lenker oder Kurbel verändert haben würde.
Kann noch jemand folgen?
Meine Theorie iss nu diese, dass man als (eigentlich unveränderliche) Bezugsgrösse die Oberkante vom Steuerrohr nimmt und die Rahmengrösse an diesem Wert festmacht und eine Waagrechte nach hinten zieht.
Dies entspräche ziemlich genau dem Wert, der über Jahrzehnte die Rahmengrösse eines Rennradrahmens mit horizontalem Oberrohr ausmachte, gemessen mit deutschem Mass, also Mitte Tretlager-Ende Sitzrohr, und es ist vollkommen wumpe, in welcher Höhe das Tretlager schwebt und das Sitzrohr von dort aus gerechnet lang ist, bzw wo genau überhaupt ein rohr zum Messen ist oder nicht.
Da sich die Rahmengeometrien so oder so an halbwegs quadratischen Verhältnissen (also Rahmenhöhe entspricht etwa der Länge) orientieren, wären damit mehr oder weniger alle Katzen im Sack.
Die Geschichte im Ganzen erforderte jedoch ein gänzliches Umdenken und mehr Grips, als man von den meisten Kaschperln, die als Verkäufer in irgendwelchen Läden rumrennen, erwarten oder verlangen kann.
Für die ist die Rahmenhöhe, und, wenn mal ein Triathlet kommt, der Sitzrohrwinkel, die einfacher zu beherrschende Alternative. Wenn überhaupt.
Wieso ich das nu schreibe? Weniger wegen Marie, aber ich hab gerade prominente Schützenhilfe bekommen. Christian Smolik isses zwar nicht, aber Dietmar Hertel als Rahmenbauer, bei dem unter anderem ich mein Handwerk erlernt hab (zwo Doofe, ein Gedanke...), hat dazu gerade einen interessanten Artikel im "Radmarkt" geschrieben und grob gesagt die gleiche Forderung aufgestellt.
Ich würde den Artikel gerne verlinken, leider iss das aber n Insidermagazin für richtig Geld und die machen ihren Inhalte nicht für alle zugänglich.
Iss aber wurscht, ihr seid hier ja bei Tria-Szene.de zugange und daher eh am Puls der Zeit.
Auf die Geschichte mitm Sitzrohrwinkel, Sattelstützen mit Knick und kürzerem Oberrohr am Tri-Bike iss Jo ja vorhin in der Live-Sendung in gewohnter Form eingegangen, und solange die Hersteller, auch wenn sie Rahmen-Gabel-Kits und dann noch mit Steuersatz anbieten, die Länge der Forke, die Aufbauhöhe (falls vorhanden) des Steuersatzes und dazu die Länge vom Steuerrohr nicht angeben, ist eh alles Makulatur.
So, was bedeutet dies nun fürs Postmariechen?
Ich hab das Steuerrohr oben und unten abgefräst, den Aufhänger fürn Bremszug bei Cantileverbremsen entfernt, den Gabelschaft dementsprechend gekürzt und auf diese Weise das Vorschiff 20mm runter geholt, den Sattel passend dazu nach hinten geschoben und nun absolut aufn Millimeter identische Masse wie beim Crosser, der ne 1:1-Kopie vom Commuter war/ist, und zwar sowohl in Bezug auf den Rahmen selbst als auch bezogen auf die Waagrechte.
Wenn man mich jetzt mit verbundenen Augen auf den einen oder die andere setzen würde, würde ich keinen Unterschied merken.
Erst beim Losfahren, denn erstens iss die Postkutsche anderthalb Kilo schwerer und zwotens beinhalten die identischen Sitzpositionswerte nicht gleiche Rahmengeometriewerte. Miss Mary iss gefühlt ungefähr nen halben Meter länger und wenn ich übern Lenker nach vorne gucke, iss das Vorderrad soweit von mir weg wie bei ner Schubkarre.
Mussema gucken, ob ich das in Bildern ausdrücken kann.
Und was will ich nu mit dem Ding?
Keine Ahnung, echt!
Die Fussfreiheit, die der Schuber gegenüberm Commuter mitbringt, mit anderthalb Kilo Mehrgewicht erkaufen?
Gelbe, rund 12 Jahre alte Kunststoffbeschichtung gegen ne schmutzunempfindliche, blaue Sprühdosenlackierung eintauschen?
Familienplanungsgefährdende Überstehhöhe gegen Slooping mit am Oberrohr verlegten Zügen?
Das ist noch nicht ganz sicher raus. Die gelbe Marie issn Reiserad;- langer Hinterbau und massig Vorlauf, mit Gewinden fürn Lowrider, der Commuter n Crosser mit Schutzblechen und Gepäckträger.
Und ich hab die Fabelzeiten der blauen Pendlergehhilfe mit Packtaschen dran noch nicht vergessen, die bei ner handvoll Öre Gestehungskosten, nem Stall voll Gebrauchtteilen und mit den fetten CXP30-Felgen gerademal 300Grämmer schwerer ist als der knapp zehnmal so teure Carbonkreuzer von
Guerciotti.
Da iss also im Sinne von "Liebe aufn ersten Blick" noch abslut nix entschieden...