Meine Eindrücke vom ersten richtigen Trainingstag fallen recht gemischt aus. Für’s Schwimmen im Meer ist es hier fantastisch, trotz des Haialarms am White Sands Beach. Sauberes, klares und recht warmes Wasser, dazu die Aussicht auf den Vulkan und natürlich die vielen bunten Fische – besser geht es kaum. Das macht wirklich Laune. Ich freue mich schon auf morgen 7:00 Uhr.
Beim Parken unweit des Piers haben wir es gut gemeint und ganz seriös ein Parkticket bezahlt. Man löst es mit dem Handy. Da wir es nicht sofort hinbekommen hatten, fragten wir den Parkplatzwächter, wie das geht. Er war super freundlich: "How long will you stay?" Naja, zwei Stunden oder so, sagte ich. Er zeigte mir, wie ich die zwei Stunden am Handy einstelle und dann ging’s ans Bezahlen über das Handy. 29,90 Dollar. Ja, das Komma war korrekt. Peter zeigte mir später, wo man kostenlos parken kann (praktisch direkt nebenan). Lesson learned.
Hawaiis Straßen gehören den Autofahrern. Rad fährt hier niemand, zu Fuß gehen nur Obdachlose. Gemessen an der Einwohnerzahl Konas von gerade einmal 20.000 Seelen herrscht hier ein abartiger Autoverkehr. Abgesehen vom Highway, den man sich wie eine mehrspurige Autobahn bei max 70 km/h vorstellen kann, sind die Straßen schmal. Man wird von einem nicht abreißenden Strom an Autos überholt. Viele davon überholen durchaus knapp – 50 cm Seitenabstand sind keine Seltenheit. Radfahrer werden konsequent auf den Seitenstreifen abgedrängt. Auf den schmaleren Straßen ist das aber oft kein richtiger Seitenstreifen, sondern einfach der Asphaltrest jenseits der Seitenlinie. Kaum Schulterbreit und mit diesen Katzenaugen bestückt, die auf die Straße geschraubt werden. Dort wackelt man mit dem Rad herum, während man permanent von fetten SUVs überholt wird. Echt nervig!
Fett ist hier übrigens bei Autos ein anderes fett als in Deutschland. Die meisten SUVs hier wären bei uns in Deutschland ein Kleinlaster mit V8-Motor.
Ich habe gehört, dass man am besten auf dem Highway fährt, also auf seinem Seitenstreifen, und man zusieht, zügig Land zu gewinnen. Wenn man ein Stück weg von Kona sei, würde es besser. I hope so, because otherwise it’s really ugly for cyclists.
Der Koppellauf war ähnlich. Da es keine Fußgänger gibt, gibt es häufig keine Fußgängerwege neben der Straße. Man joggt auf der Straße, wobei "man" bedeutet: keine Sau außer mir. Ich wählte ein kleines Sträßchen, das überwiegend von Anwohnern befahren wird und sich ganz hübsch den Berg hinauf schlängelt. In 45 Minuten wurde ich vielleicht 5x rüde angehupt, obwohl ich fast in der Grasnarbe lief. Don’t get me wrong: Ich will hier niemandem auf den Sack gehen, sondern mich unauffällig verhalten und mich an die hiesigen Gepflogenheiten anpassen. Wenn es einen Pfad für Jogger in der Nähe gibt, nehme ich den. Ich habe aber noch nichts dergleichen gefunden.
Kurz, ich habe hier noch einiges zu lernen. Ich bin gespannt zu sehen, wo man vielleicht doch ganz gut auf dem Rad trainieren kann und wo sich beim Joggen abseits des Verkehrs die Natur genießen lässt. Denn Natur gibt es hier reichlich.
Morgen um 7 Uhr geht es erstmal wieder zum Schwimmen, da freue ich mich drauf. Neuer Tag, neues Glück!
