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Vorsicht, Satire!
Als langjähriger Extremradler bin ich natürlich geeicht, was die Mitnahme nützlicher und zweckdienlicher Utensilien auf langen und kurzen Strecken anbelangt. Eingangs ging es ja um ca 4 Stunden on the road und die Verpflegung derweil, aber mich interessiert schon lange, was andere so alles an Bord nehmen und ich wundere mich beständig, wo immer was verstaut wird. Ich würde zB nie und nimmer Händi, Geld oder Schlüssel inner Satteltasche hinter mir deponieren.
Um regelmässig für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, ist ne gewisse Mindestausstattung unabdingbar.
Auf ne Landkarte kann man verzichten, wenn man bekannte Gefilde abradelt, ich hab trotzdem immer eine in ner Klarsichthülle auf meiner Lenkertasche. Diese fasst dann auch die Spiegelreflexkamera und bietet nebenbei immer noch genug Raum, zumindest nen Telekonverter, ein kleines Stativ, n paar Filter und Ersatzbatterien einzupacken.
Daneben müssen natürlich oben genannte Wertegegenstände da rein, wo man alles immer im Blick hat.
Keiner kann mir erzählen, er höre bei ner schnellen Abfahrt, wenn sich der Ballast hinten verabschiedet.
Ausser, der fliegt direkt zwischen Kettenstrebe und Speichen;- dann kann man aber auch das Verbandszeug gut nutzen, oder zumindest die Ersthelfer, sofern man von welchen gefunden wird und nicht in geschmeidigem Bogen den Orbit mit überhöhter Geschwindigkeit verlassen hat oder schlicht im Maisfeld zu sich kommt oder auch nicht.
Bei der Bestückung der Borsa ist zu beachten, dass neben ausreichend Scheinen auch 5 Euro in Münzgeld dabei sind. Scheine passen nämlich weder in Kaugummi- Kondom- oder Schlauch-Automaten.
Ein Ersatzakku fürs Händi, das inner Plastiktüte eingewickelt wird, sollte sowieso selbstverständlich sein.
Die Tasche am Lenker bietet formidablen Windschutz und wem die Landkarte zu schade ist, der/die kann gegen allzu argen Zug bergab da noch ne Doppelseite einer beliebig alten Tageszeitung da reinstecken, die bergab dann ihren Platz unterm Trikot findet.
Auch ne Windweste/-jacke oder Ärmlinge sind prima da vorne aufgehoben, denn man muss zum Herauskramen und Anziehen nicht extra stehenbleiben;- schliesslich will man weiterkommen!
Damit die Radlastverteilung nicht zu arg nach vorne tendiert, wird hinten ein Gegengewicht benötigt, aber bitte nicht zu weit hinten;- Uhren funktionierten lange Zeit ganz gut mit Pendeln, Fahrräder immer noch besser ohne.
Natürlich kann man sich die Frage stellen, was bei ner vollgeladenen Lenkertasche hinten noch untergebracht werden solle, aber keine Bange, das beste Werkzeug ist unnütz, wenn man keine Ersatzteile an Bord hat.
Schlauch ist eh klar, für die fiesen Momente im Leben empfiehlt sich daneben die Mitnahme von Flickzeug.
Zwar heisst es "lightning never strikes the same place twice", aber man sollte sich besser nicht darauf verlassen, dass auf der Strasse umherliegender Unrat oder der empfindliche Faltreifen diese Weisheit kennen, mal nicht zu reden vom unendlichen Geschick einiger, dem frischen Schlauch gleich bei der Montage wieder das Licht auszuknipsen.
Da ich Reifen am liebsten fahre, bis die Karkasse zum Vorschein kommt, wundere ich mich nicht, wenn sich unterwegs da mal ne grössere Beschädigung zeigen sollte, bin aber gleichermassen gerne vorbereitet und hab einen Ersatzreifen an Bord, der ebenfalls hinterm Hinterteil seine Heimat findet. Der muss ebenfalls nicht neu sein, eher im Gegenteil: ein alter, ausgenudelter lässt sich viel besser platzsparend zusammenlegen.
Ans Werkzeug stelle ich hohe Anforderungen, habe mich aber mittlerweile damit abgefunden, dass die heimische Werkstatt auch dort verbleibt, zumal die vielen Einzelwerkzeuge nicht nur auf schlechter Wegstrecke ein lästiges Konzert spielen.
Das Topeak Alien setzt für unterwegs die Referenz;- sogar ein Messerchen zum Fisch-schuppen ist enthalten. In Ermangelung eines Feuerzeuges muss es dann halt Sushi geben, aber dies ist ne andere Sache und man kann ja ein handliches BIG-Feuerzeug auch als Nichtraucher problemlos mit an Bord nehmen, sollte aber beachten, eine Ausführung mit variabler Flammengrösse zu bemühen oder eine mit Piezo-Zünder, damit man sich nicht am Zündrädchen die Pfoten verbrennt, wenn irgendwas mal pertout nicht Feuer fangen will.
Leider hat das Alien weder Tretlagerschlüssel noch ein Werkzeug für nen Kassettendeckel, was konstant und Meter für Meter ein ungutes Gefühl verbleiben lässt, dafür gibt es einen 15er-Schlüssel, mit dem man abgefallene Pedale zumindest leicht wieder anziehen kann. Wenn man keinen Innensechskant an der Pedalachse hat: einen 8er Inbus, wie ihn zum Beispiel einige Time-Pedale verlangen, sucht man vergebens, den dafür passenden Aufsatz zum Aufschieben auf den 5er Inbus findet man am kleineren Hummer.
Dank des vorhandenen und sogar ordentlich funktionierenden Kettentrenners bringt die Mitnahme eines Kettenstücks und/oder eines Kettenschlosses zusätzlich Sicherheit, die Heimat wiederzusehen, für lange Bergabfahrten bei hoher Zuladung ein Satz Ersatzbremsgummis ein gutes Gefühl.
Falls das Wetter unterwegs umschlägt, halten Regenjacke und -hose trocken;- so richtig Spass macht die Angelegenheit aber dennoch nicht, solange keine Überhandschuhe und Füsslinge an Bord sind und ein richtig fieser Wolkenbruch mit Weltuntergangsstimmung freut einen besonders, wenn man an einen Satz klare Gläser für die Brille gedacht hat.
Die sind auch dann gut zu gebrauchen, wenns abends mal wieder nach Supertramps Motto "take the long way home" geht.
Dazu finden Stecklampen, die laut StVZO sowieso mitgeführt werden müssten, auch noch Platz im Hecktascherl.
Besondere Nachlässigkeit scheint bei vielen in Sachen Erstversorgung am Unfallort zu herrschen.
Ein paar Wundschnellverbände, kurz auch "Pflaster" genannt, sollten immer dabei sein, nutzen aber, wenns so richtig zur Sache ging, meist gar nix.
Ist der Verletzte noch bei Bewusstsein, kann man ihm dieses immer gut mit ner Büchse Sprühpflaster, aufgetragen auf grossflächige Abschürfungen rauben und ihn mit ner Rettungsdecke gemütlich einpacken, bis er wieder zu sich kommt. Diese hübschen Aids-Handschuhe bringen nicht nur im Unfall-Fall wertvolle Vorteile;- schliesslich sind sie ja auch wasserdicht und schützen vor dreckigen Pfoten, wenn die Kette mal geflickt werden muss.
Bitte im Ersthelferfall das eigene Wohl hinter das des Verletzten stellen und die ölige Seite nach innen drehen...
So, ne Wundauflage und so nen Stoffstreifen zum rumwickeln darf auch noch ins Tascherl, ein bis zwei Dreieckstücher nutzen als Hals- oder Kopftuch wenns frisch wird und beim beliebten Schlüsselbeinbruch, um den Arm unterzubringen bzw die Bruchstelle auseinanderzuziehen.
Wer noch Platz hat, kann natürlich noch ne BW-Notration an Bord nehmen, ne zermatschte Banane einstecken oder ne handvoll Notriegel, Gels und sonstige Goodies unterbringen.
Regenhauben für die ganzen Taschen nicht vergessen.
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
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