Mit der Distanz wachsen die Anforderungen ans rein Rationale, Geschäftliche, die emotionale Bindung und Gegenseitigkeit bleibt auf der Strecke.
Voellig nachvollziehbar. Aber ein Bayer hat nunmal auch keine emotionale Bindung zu einem Ostwestfalen. Ob sie es moegen oder nicht: ein Salzburger ist dem Muenchner naeher als ein Hamburger. Regionalpatriotismus verstehe ich. National ist es irrational.
Wer bewußt Produkte aus - z.B. - China kauft, nicht weil sie technisch besser sind, sondern lediglich billiger als solche, die ganz oder teilweise aus heimischer Produktion stammen (damit meine ich aus dem Land, in dem man lebt, dessen Infrastruktur Bildung, Gesundheit, Soziales, etc. man nutzt und von ihr profitiert), der unterstützt ein Regime, das demokratisch nicht legitimiert ist, das seinen Bürgern elementare Freiheits- und Menschenrechte vorenthält, das miserable Arbeitsbedingungen aufrecht erhält, seine Umwelt rücksichtslos zerstört, Diebstahl geistigen Eigentums duldet und auch vrmutlich keinerlei Skrupel an den Tag legen wird, seine politischen und wirtschaftlichen Interessen mit Gewalt umzusetzen. Wer die chinesische Wirtschaft stärkt, trägt dazu bei, dass politisch Andersdenkende einfach so verschwinden und die Masse der Bevölkerung mit Zuckerbrot ruhig gehalten werden kann, statt dass sie sich gegen die Parteidiktatur erheben, so wie dies vor über 20 Jahren am Platz des Himmlischen Friedens in Beijing versucht wurde. Wer also Menschenrechte und Demokratie für China will, darf deren Produkte nicht kaufen.
Wer das nicht unterstützen will, der sollte auch den deutschen Unternehmen immer wieder mal die Frage stellen, warum sie es nötig haben ihre Produktion nach China zu verlagern und auch ganz klar zur Kenntnis geben, dass man deshalb deren Produkte nicht mehr kaufen wird.
Derjenige, der chinesische Produkte heimischen vorzieht, stärkt nicht nur ein verbrecherisches Regime, er schwächt zudem die Möglichkeiten der Menschen in unserem Land mit ihrer Hände Arbeit ein Auskommen zu finden und menschenwürdig zu leben. Die Lohnkosten sind auch deshalb so relativ hoch bei uns, weil wir uns eine Infrastruktur leisten, auf die wir alle nicht verzichten wollen, die aber eben jede Arbeitsstunde über Steuern und Abgaben deutlich verteuert.
Wer also chinesische Lebens- und Arbeitsbedingungen gut findet und sich solche auch bei uns wünscht, kann ja gerne weiter seine "Geiz-ist-geil-Mentalität" ausleben. Wer das nicht will, stellt berechtigerweise die Frage, welche Hersteller von Rädern/Teilen etc. es gibt, die ganz oder teilweise in Deutschland fertigen. Nur wenn die Menschen hier bei uns Arbeit haben, haben sie auch Geld, das sie bei uns ausgeben können und das auch indirekt über Steuern und Abgaben letztlich allen Menschen hier Nutzen bringt.
Die Frage aufzuwerfen, die in diesem Thread gestellt wurde, hat also nichts mit Nationalismus oder gar Chauvinismus zu tun, sondern mit politischer, sozialer und ökonomischer Vernunft. Ich bin dafür, dass es den Chinesen irgendwann ebenso gut geht wie uns und bin dagegen, dass es uns so schlecht gehen soll wie den Chinesen heute. Das erfordert bewußtes Entscheiden, wenn man einkauft. Jede Kaufentscheidung ist das Ergebnis eines Nutzenmaximierungsprozesses unter der Nebenbedingung eines begrenzten Budgets - ich finde man sollte auch die von mir genannten Kriterien in sein Kalkül einbinden. Und schon sehen die ggfls. höheren Preise, die man für heimische Produkte zahlen muss, deutlich anders aus.
GRuß Robert
P.S. Was ich noch aus persönlicher Sicht ergänzen möchte: Ich definiere mich als Europäer und betrachte deshalb als "heimische Produktion" Produkte, die in der EU gefertigt wurden, da ich die EU nicht nur als Wirtschafts-, sondern auch als soziale und Wertegemeinschaft schätze, in der ich mich heimisch fühle.
Geändert von pinkpoison (02.05.2011 um 08:30 Uhr).
Robert, ich geb dir prinzipiell recht, aber ich finde, da liegt auch ein Zwiespalt: ich kaufe die chinesischen Produkte (und wir alle tun das;- wir kommen eigentlich gar nicht drumherum) ja nicht von dem Regime, sondern von Menschen, die mit der Fertigung hren Lebensunterhalt verdienen, egal wie demokratisch die Zustände um sie herum sind.
Ich trinke auch nicht keinen Kaffee mehr, weils in Ruanda (beispielsweise) eher noch schlimmer aussieht in Bezug auf Menschenrechte als in China.
Dann ist China natürlich speziell herausgegriffen aus den Fernostländern, aus denen wir unsere Güter des täglichen Lebens beziehen.
In Japan sieht es politisch schon wieder ganz anders aus.
Fest steht unterm Strich wohl, dass wir grösstenteils keine Wahl haben, "einheimische" Produkte oder auf der anderen Seite vom Globus produzierte zu kaufen;- weil vieles in Deutschland nicht hergestellt wird und wenn, nicht in jedem Fall mit "Qualität aus Taiwan" konkurrieren kann.
Klingt sarkastisch, ist aber so, nachdem man uns lang genug vorgegaukelt hat, Geiz sei geil.
Ein in Deutschland aufgebautes Fahrrad benötigt im Normalfall (High-End mit dementsprechendem Preis, der dem Durchschnittsradfahrer nur Schulterzucken abringt) mehr Nacharbeit als ein in Fernost zusammengestecktes.
Die 08/15-Bomber, die von da drüben kommen, halten, da kommt nicht einmal im Monat n Rahmen- oder Schwingenbruch aufn Tisch, die Farbe bleicht nicht aus und der Lack kriegt keine Blasen.
Das kriegen die da drüben alles locker hin, wo unsere hochqualifizierten Fachhanseln versagen...
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
die Farbe bleicht nicht aus und der Lack kriegt keine Blasen.
Das kriegen die da drüben alles locker hin, wo unsere hochqualifizierten Fachhanseln versagen...
Das krieg ich hier in D auch problemlos hin wenn ich unsere ganzen Umweltauflagen über Bord werfe.
Z.B. nur vernünftiger Lack vs. "ökologische" Wasserfarbe.