Angenommen, wir hätten einen Safe mit einem Zahlenschloss. Ein vollkommen dummer Computer knackt ihn, indem er einfach sämtliche Zahlenkombinationen nacheinander durchprobiert. Sobald der Tresor sich öffnet, schreibt er die erfolgreiche Zahlenkombination auf einen Zettel, legt ihn in den Tresor und schließt die Tür.
Ich behaupte, der Tresor enthält nun einen Zettel, auf dem das Wissen um die richtige Zahlenkombination gespeichert ist. Du sagst, er enthält kein Wissen.
Ein sehr kluger Ingenieur knackt einen daneben stehenden, identischen Tresor auf raffinierte Weise. Er schreibt die korrekte Zahlenkombination auf einen Zettel, legt ihn in den Tresor und schließt die Tür.
Ich behaupte, dass Du die beiden Tresore bezüglich ihres Wissens um die korrekte Zahlenkombination nicht unterscheiden kannst. Du könntest nachträglich nicht entscheiden, wo der Ingenieur und wo der Computer tätig war. Du sagst, wir haben es nur in einem der beiden Tresore mit Wissen zu tun. Ich halte das für eine willkürliche Grenzziehung.
Der Zettel ist erst einmal, egal von wem aufgeschrieben, Information, eine beliebige Folge von Zahlen.
Nur durch Kontextwissen wird die Information zum Wissen, mit dem ich den Tresor öffnen kann. Habe ich das Kontextwissen nicht, ist die Zahlenfolge nicht relevant nutzbar.
Und jetzt erklär mir mal, wie ein Fisch Kontextwissen (Erfahrungswissen, Einicht, etc.) aufbauen und weitergeben soll, was aber zwingend zum Entstehen und Dranhalten moralischer Prinzipien notwendig ist?
Der Zettel ist erst einmal, egal von wem aufgeschrieben, Information, eine beliebige Folge von Zahlen.
Du irrst Dich. Es ist keine beliebige Folge von Zahlen, sondern genau die eine Zahlenkombination, die das Schloss öffnet. Ich behaupte, dass es sich hier um Wissen handelt, ganz gleich, wie es gewonnen wurde.
Du irrst Dich. Es ist keine beliebige Folge von Zahlen, sondern genau die eine Zahlenkombination, die das Schloss öffnet. Ich behaupte, dass es sich hier um Wissen handelt, ganz gleich, wie es gewonnen wurde.
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Wenn Du nicht weißt,
dass das eine Zahlenkombination ist (und keine vollkommen willkürliche Aneinanderreihung = 1. Kontext), und das für einen Tresor relevant ist(und kein Telefon = 2. Kontext) und das diesen Tresor betrifft (und nicht einen anderen = 3. Kontext) und die Kombination von links nach rechts gilt (und nicht umgekehrt = 4. Kontext),
dann ist es eine lose Folge Zahlen mit maximal informatorischen Charakter. Keinesfalls Wissen.
Wenn ein kluger Panzerknacker das Schloss eines daneben stehenden Tresors ebenfalls knackt, dann enthält auch dieses Schloss die Information über die richtige Kombination.
Enthält das Schloß nicht schon vorher die Information über die richtige Kombination?
Verändert sich die richtige kombination nicht ständig, da die Umwelteinflüsse stetem Wandel unterliegen?
Wohin bringen uns meine Fragen und wohin Deine Analogien?
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PB
07.08.2011 2:10:31 Summertime Tri Karlsdorf KD
10.06.2012 5:03:16 Challenge Kraichgau MD
08.07.2012 10:38:13 IM FfM
12.03.2017 42:40 Bienwald 10K
12.03.2017 1:30:55 Bienwald HM
29.10.2017 3:15:05 FfM M
Enthält das Schloß nicht schon vorher die Information über die richtige Kombination?
Selbstverständlich. Die Zahl auf dem Zettel ist ein Abbild dieser Information. Ihr Inhalt ist, dass diese Zahl den Tresor öffnet.
In gleicher Weise enthalten die weißgrauen Flügelchen des Birkenspanners, eines Schmetterlings, das Wissen darüber, dass die Rinde der Birken, auf denen er zu sitzen pflegt, weißgrau ist. Das einzelne Tier weiß es nicht. Dieses Wissen ist über die Evolution gewonnen worden und im Erbgut des Birkenspanners gespeichert. Nicht jedoch in seinem Gehhirn.
Zitat:
Zitat von tandem65
Wohin bringen uns meine Fragen und wohin Deine Analogien?
Zunächst zu dem wichtigen Zwischenschritt, dass Wissen auch außerhalb von Gehirnen existiert. Außerdem Wege, dieses Wissen zu erwerben.
Selbstverständlich kann er das. Denn die natürlichen Mechanismen des Zusammenlebens bestimmen, was ein durchschnittliches, normales Verhalten ist. Dadurch wird eine Norm gesetzt, die man später "Moral" nennt.
Unser spezielles Ausmaß, in dem wir Menschen aggressiv, kooperativ, mitfühlend oder egoistisch sind, wurde durch solche Mechanismen ausbalanciert. Deutlich aggressivere Kulturen oder Arten gingen unter, deutlich mitfühlendere ebenfalls. Wir blieben übrig – und damit jenes Maß an Aggression oder Kooperation, das wir heute als Norm empfinden. Von dieser Norm ausgehend legst Du fest, was moralisches Handeln sein soll:
Du sprichst vom "Menschen", also dem Homo sapiens. Ich denke, dass diese Art inbezug auf Aggressivität, Kooperation, Empathie, Egoismus eine flexible, gleichbleibende, genetische Disposition besitzt und allein die jeweilige Produktion-/Reproduktionsweise der jeweiligen Gesellschaft den Ausschlag gibt, wie kriegerisch, friedlich, egoistisch das Zusammenleben erfolgt. Kulturen sterben deswegen aus, weil sie langfristig von welchen mit höherer Arbeitsproduktivät abgelöst werden (und nicht primär wegen zu niedriger / hoher Aggressivität).
Kennst Du ethnologische, historische Untersuchungen, die Dein Modell bestätigen? Kennst Du genetische Untersuchungen, Erklärungen, die etwas darüber sagen, wie sich die genetische Disposition des Homo sapiens inbezug auf die genannten Eigenschaften verändert haben soll?