Richtung ist bekannt, also hoffend einen asphaltierten Feldweg probiert. 3-4 Km später Sackgasse, zurück in einer Kurve in eigentlich völlig abgelegenen Gebiet fast noch in ein Auto gechrasht.
Neuer Start in Sinsheim. Radwege nicht zu sehen. Wo ist das Zentrum? Da müssten doch Schilder sein. Irgendwann tatsächlich fündig geworden, meinen alten Radweg gekreuzt, richtiges Etappenziel erspäht .
Los, es wird hügelig, keine Schilder mehr, sehr steiler Hügel, runter(verdächtig ), wieder rauf, Aussicht schön..er Mist , schon wieder Sackgasse. Also nochmal Hügel runter, rauf, runter zurück ins "Täglich grüßt das Murmeltier-Reich" bis zum letzten bekannten Schild. Umgedreht an jeder Abzweigung genauestens gestiert, nichts, keine Schilder. Versucht daheim anzurufen, um Herzblatt Verspätung anzukündigen, Akku stöhnt noch kurz, beschließt aber umgehend sich das Elend nicht mehr antun zu wollen und schaltet ab Mittlerweile befürchte ich schon das Unfassbare: als Mann nach dem Weg fragen zu müssen
Letzte Chance rechts, Hügel hoch(mal wieder ), ich schimpfe mittlerweile doch schon recht deutlich , Hoffnung wächst, Gegend scheint bekannter, jawohl hier war ich schon mal . Kreuz und quer durch den Wald, den Rest kenne ich blind. Ärmel weg, Riegel rein, Tempo erhöht, zum Glück habe ich keine Zeit genannt, aber länger als 7 Stunden ist zumindest momentan grenzwertig. Ich bin immer noch erstaunlich gut drauf, Muskeln arbeiten, ich freue mich .
Daheim ein Schluck Sprudel, duschen, lecker Essen, Kuchen, viel Sprudel, Träumen mit Musik von Within Temptations, den krassen Ausflug Revue passieren lassen, zufrieden sein.
Ach wie ist es schön, ab und zu auch mal unvernünftig sein zu dürfen .
Hi FMT,
netter Bericht, wie ich lese scheinst du vom Ultra-Tapern ins Ultra-Navigieren gewechselt zu sein
PS: ich muss ständig nach dem Weg fragen, sogar mit
Navi
Gestern hatte ich ein Deja-Vu(übersetzt: Erinnern nach einem Vollrausch) der Glücksgefühle bei einem Blick über malerische Felder ins Tal.
Es war doch erst vor kurzem, als ich hier mein allererstes Landschaftslaufwanderabenteuer hatte(mit blühenden 17 Jahren, vollem Haar, leerem Kopf), sonst hätte ich die Tour damals nicht gestartet Naja, wenn ich ehrlich bin, war ich gestern im zweiten Gedanken stolz, dass ich mich überhaupt noch solange zurück erinnern kann.
Jedenfalls, ohne jegliches Lauftraining, natürlich auch damals schon ohne Karte, Essen oder Trinken (Handy war noch lange nicht erfunden, Brieftauben gerade durch ein endlosdrehendes Wählscheibentelefon abgelöst) trabe ich einfach los. Nach 30 Minuten Laufwandern bin ich schon in unbekanntem hügeligem Waldgebiet. Im Zweifelsfall (in dem Alter soll sowas durchaus üblich sein ) einfach sturr weiter, ins Gestrüpp(Zecken, was ist das?), steil bergab(stolpern, was ist das?), irgendwann wieder bergauf, Wald lichtet sich, Straße und Burg sichtbar. So zurück, unmöglich, also mit schon etwas gedämpften Übermut ewig lang Straße folgend, komme ich zur Deja-Vu-Stelle. Es dämmert, ich bin platt. Die nächste Pferdekutsche ist nicht zu sehen, durch die Felder und später den dunklen Räuberwald abkürzen, ne, etwas Restvernunft ist noch da. Also Straßenschilder weiter folgend, einen riesigen Umweg gelaufen(mittlerweile tatsächlich laufend, Adrenalin puscht ). Daheim völlig alle, riesen Blasen (Laufschuhe Fehlanzeige), noch gewaltigeren Muskelkater, aber irgendwie war es ein prägendes Erlebnis. Danach fing zwar bei mir erst die dunkle Zeit des Mittelalters an (Rüstung zugelegt , Drachen und feindliche Könige bekämpft, Prinzessin gewonnen, seßhaft geworden, neue Leidenschaft entdeckt). Doch das ist eine andere Geschichte. Gestern wurde so zumindest aus einem sonst eher alltäglichen 2-Stunden-Lauf eine abwechslungsreiche Träumerei in alten Zeiten.
Schön geschrieben!!! Wirklich sehr schön geschrieben!!!
Und endlich weiss ich mal, wo du deine Erlebnisse verfasst
Vielen Dank, freut mich sehr
Und danke an Arne für die Anpassung des Titels und das Verschieben in die Trainingsblogs. Ich hoffe, der Schwerpunkt bleibt noch eine Zeitlang bei Sport mit Spaß