Ich bin Führungskraft von 20 Mitarbeitern, jeden Tag im Büro. Neben meinem Privatleben führe ich auch noch ein Sportlerleben.
Das Sportlerleben war nicht immer so. Fast 34 Jahre gab es Sport nur vor dem Fernseher.
Meine berufliche Karriere verlief ähnlich wie meine sportliche Kariere. Ich war ein normaler Indianer, der das TV Programm auswendig kannte, sich viel falsch ernährte, rauchte, gerne Alkohol getrunken hat und den Mt Ventoux aus dem Fernsehen kannte.
Dann kam der sportliche Ansporn. Ein Freund, der Personal Trainer war. Ich mach dich Fit für einen Halbmarathon. Zielzeit unter 2 Stunden. Gelacht habe ich, aber wissen wollte ich es auch. Laufstart im Park, 2 Minuten Laufen, 1 Minute gehen. Und 9 Monate später mein kleiner erster Triumph: Der Halbmarathon in 1:58:57h. Das Foto hängt noch heute in meiner Küche. Paralell gab es schon die erste Beförderung. Dank vieler Ideen, die im Training entstanden sind oder durchdacht wurden. Auch eine andere Wahrnehmung innerhalb der Firma, weil da mal rund 20 Kilo Körpergewicht fehlten.
Dazu kam die Radfahrerei als Ausgleich. Firmenteam, treffen an Wochenenden. Mitarbeiter aus anderen Abteilungen. Die Firma ab und zu ein Thema. Man bespricht sich, Firmennetzwerk erweitert. Man ist mit Chefs andere Bereichen bekannt und nutzt den direkten Kontakt. Man spricht anders miteinander. Da sitzt einer, der fährt auch die große Runde „Rund um den Henninger Turm“. Das verbindet. Und hilft ein bissl bei der nächsten Bewerbung.
Die sportliche Entwicklung geht weiter. Krafttraining, Schwimmen, Laufen und viel mehr Wettkämpfe. Trainingsphasen. Gute und schlechte. Es geht einiges schief. Kaltes Wetter, Regen, kurzfristiger Platten, verlorene Getränkeflaschen, Schuhe in WZ weg, Brillenband reißt, Schläge im Wasser oder einfach mal schlecht drauf. Durchhalten, Ziellinie einblenden, nicht aufgeben, kämpfen. Zitat von Oliver Kahn: Weiter, immer weiter hilft. Manchmal braucht eine Idee 10 Anläufe, bis sie als sehr gut wahrgenommen wird.
Im Beruf sind ja meistens auch nicht die Dinge die funktionieren die Herausforderung, sondern die, die nicht funktionieren. Nach Niederlagen wieder aufstehen. Das nur Training in verschiedenen Bereichen dich weiter nach vorne bringt. Das regelmäßige Selbstreflektion ein sehr gutes Hilfsmittel ist, es das nächste Mal besser zu machen. Optimales Zeitmanagement wird täglich gelebt. Selbstorganisation. Disziplin. Umgang mit dem sehr trickreichen Schweinehund. Offen für neues sein. Sich selbst besser und besser kennenlernen. Persönliche Grenzen der Belastbarkeit verschieben. Selbstmotivation. Schmerzen und Unlust ertragen und nicht heulen. Und gerade in meinen Coachings mit meinen Leuten hilft mir häufig die bildhafte Sprache aus dem Sport, verschiedene Themen nahzubringen.
Ich bin dieses Jahr mit dem Rennrad den Mt Ventoux hoch. Die Profistrecke. 4 Tage später hatte ich einen sehr schwierigen Termin in einer sehr großen Runde. Ich musste 15 Leute überzeugen, zum Teil sehr kritische. Als ich die Runde gesehen habe, bin ich kurz in mich, habe mir gedacht, Du bist diesen scheiß Berg hoch, dann schaffst Du es auch, diese Leute von deiner Idee zu überzeugen…es war der Termin meines Lebens!
Vor meinen Leuten steht meist ein frisch aussehender und drahtiger Vorgesetzte, der mit sich im Frieden ist und seine persönliche Unzufriedenheit mit sich und seiner Welt nicht an seinen Leuten auslässt. Und das dies so ist und bleibt gilt zu großem Teil meiner Triathlonleidenschaft. Weil nichts im Sport schöner ist, als nach einer Plackerei über die Ziellinie zu laufen.
Ich will jetzt gar nicht mal sagen, dass es nur der Triathlon ist. Es ist das Training, die Regeneration, die sehr gute Ernährung, die Wahrnehmung der Mitmenschen und die vielen Stunden in der frische Luft. Und einfach ein wunderschönes Hobby, das nach vielen Seiten strahlt. Und ich brauche dann eher mehr Koppeltraining.
Habe ich schon erwähnt an welche Orte der Welt mich der Sport gebracht hat? Bildet Reisen und die Kontakte, die wir dort schließen?
