Ungleichheit wird dann zum Problem, wenn sich Leistung aus Sicht der weniger Privilegierten nicht mehr lohnt.
Zu viel Gleichheit wird aber zum noch viel größeren Problem, wenn sich Leistung aus Sicht der Leistungsfähigsten nicht mehr lohnt - weil sich dann keiner mehr anstrengt.
Zitat:
Zitat von keko#
Ich bin z.B. sozialisiert worden mit dem Versprechen, dass man mit Leistung auch aus einfachen Startbedingungen heraus seinen Lebensstandard verbessern kann. Rückblickend war das auch richtig, weil das System sehr durchlässig war. Der Staat muss für Durchlässigkeit und möglichst gute Startbedingungen sorgen. Leistung muss dann der Einzelne selbst erbringen.
Ich sehe es auch so, und ich sehe dieses Prinzip auch noch nicht grundsätzlich in Frage gestellt hierzulande. Allerdings bekomme ich manchmal den Eindruck, daß Leistung als solches in Frage gestellt wird, bzw. nicht der entscheidende Faktor ist, um "es zu etwas zu bringen". Dies liegt aber m.M.n. am wenigsten an unterschiedlicher Verteilung von Geld, sondern eher an Nivellier-Versuchen, die die Schwächeren aufwerten sollen indem die Stärkeren demotiviert und geschwächt werden (beispielhaft hierfür der Vorstoß von van Aken bzgl. Abschaffung von Hausaufgaben).
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Diese Sicht halte ich für extrem vereinfacht, und auf Semantik verkürzt. Konservative Politik (kann man googlen, wenn man will) heißt nicht einfach "keine Veränderung" (dann wären jetzt die Linken konservativ, da doch Merz vorhat, einiges zu ändern...), sondern die hohe Achtung vor und Bewahrung von gesellschaftlichen Wertvorstellungen. .....
Das klingt bei Dir im ganzen Kommentar so, als ob Konservative Wertvorstellungen haben, achten, bewahren und Linke nicht. Konservative haben nur andere Werte-Prioritäten als Linke. Der morgige Feiertag geht auf die Arbeiterkämpfe der 1880 Jahre zurück und die Gewerkschaften engagieren sich heute noch für ähnliche Grundwerte wie damals,für ein Recht auf Arbeit, für Arbeitsschutz, gegen die grenzenlose Ausbeutung der Arbeitskräfte, für Tarif-Löhne, für die internationale Solidarität der Lohnabhängigen, Vereinigungsfreiheit usf. Dass die neue Regierung den Mindestlohn nicht auf 15.- Euro anheben will, wird morgen sicher auch ein Thema sein.
Das klingt bei Dir im ganzen Kommentar so, als ob Konservative Wertvorstellungen haben, achten, bewahren und Linke nicht. Konservative haben nur andere Werte-Prioritäten als Linke.
Das habe ich so nicht gemeint. Allerdings glaube ich, daß Konservative bevorzugt an Werten festhalten, die schon länger gelten (und sich aus ihrer Sicht bewährt haben), während Linke zu größerem Anteil versuchen, in der Gesellschaft gewünschte (z.T. neu definierte) Werte höher zu priorisieren, als die bisher bevorzugten. Sie wollen mehr und schnellere Veränderung (in manchen Punkten kann ich es auch voll nachvollziehen), was leider oft etwas gegen die menschliche Natur ist, so daß Linke eher mal von einem "neuen Menschen" träumen, als Konservative.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Das habe ich so nicht gemeint. Allerdings glaube ich, daß Konservative bevorzugt an Werten festhalten, die schon länger gelten (und sich aus ihrer Sicht bewährt haben), während Linke zu größerem Anteil versuchen, in der Gesellschaft gewünschte (z.T. neu definierte) Werte höher zu priorisieren, als die bisher bevorzugten. .....
Nur innerhalb des Bürgertums war es möglicherweise neu, dass Frauen auch arbeiten gehen wollen und die Forderung nach Gleichberechtigung erheben im Konflikt mit den Konservativen (Bewahrern) im Bürgertum, welche das patriarchale Familienmodell weiter favorisierten, während für Arbeiter und Bauern es eigentlich selbstverständlich immer schon so war, dass Frauen überall mit geschuftet haben, d.h. die Gleichberechtigung gründete auf deren praktiziertem Leben. Die Träger der unterschiedlichen Werte gehören insofern meines Erachtens primär zu unterschiedlichen Lebenswelten bzw. geben sie wieder, d.h. die sozialistischen und linken Wertvorstellungen z.B. sind historisch gesehen so alt wie die des Bürgertums, das allerdings seine Werte-Dominanz in den herrschenden Gesetzen zum Teil mit der Zeit einbüsste (siehe Gleichberechtigung z.B.).
Konservative Politik ... heißt nicht einfach "keine Veränderung" ... sondern die hohe Achtung vor und Bewahrung von gesellschaftlichen Wertvorstellungen. Das schließt Änderungen und Entwicklung nicht aus, aber diese Änderungen zielen möglichst auf den Erhalt dieser WErte auch bei geänderten Bedingungen.
Ich erkenne da weniger den angeblichen Erhalt von Werten, als vielmehr das Festhalten an Privilegien und Gewohnheiten.
Denn überall dort, wo das Einstehen für Werte auch persönliche Opfer oder auch nur persönliches Engagement erfordert, findest Du in der Regel weder konservative Politiker noch deren Anhänger.
Solange Du die Zustände in der Massentierhaltung unterstützt, indem Du gegen jene polemisierst, die dort etwas verändern wollen, brauchst Du für mein Empfinden auch nichts über angebliche konservative Werte erzählen.
In diesem Sinne umfasst der Begriff des Konservativen heute nicht nur den Unwilllen gegenüber Veränderungen, sondern außerdem ganz konkret die Interessen der fossilen Lobby, sowie je nach Land religiöse Überzeugungen, etwa die Stellung der Frau in der Gesellschaft oder die Intoleranz gegenüber sexuellen Minderheiten.
Der neue Landwirtschaftsminister macht auch gleich, was er soll und distanziert sich klar von einer Idee seines Amtsvorgängers Cem Özdemir:
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... Allerdings bekomme ich manchmal den Eindruck, daß Leistung als solches in Frage gestellt wird, bzw. nicht der entscheidende Faktor ist, um "es zu etwas zu bringen". Dies liegt aber m.M.n. am wenigsten an unterschiedlicher Verteilung von Geld, sondern eher an Nivellier-Versuchen, die die Schwächeren aufwerten sollen indem die Stärkeren demotiviert und geschwächt werden (beispielhaft hierfür der Vorstoß von van Aken bzgl. Abschaffung von Hausaufgaben).
Das sehe ich nicht so. Ich messe unsere Gesellschaft auch daran, wie sie sich um die Schwachen und sog. "Randgruppen" kümmert. Und zu meiner Zeit gab es auch schon Faule, weniger Talentierte oder wie immer man das nennen will.
Abschaffung von Hausaufgaben fußt wahrscheinlich auf der Idee, dass eine KI das erledigen könnte. Von den Grünen in BaWü kam sogar mal die Idee, dass jeder Schüler eine persönliche KI an die Hand bekommen sollte. Letztendlich wären das Schritte in die Verdummung. Das käme dann allerdings "von oben". Ich sehe nicht, dass "unten", also bei den jungen Leuten weniger Ehrgeiz vorhanden wäre. Auch zu meiner Zeiten waren angeblich wir Schüler faul und wir Studenten dumm :-)
Abschaffung von Hausaufgaben fußt wahrscheinlich auf der Idee, dass eine KI das erledigen könnte.
Nein es fußt darin, dass von Hausaufgaben die nur guten Schüler und die daheim unterstützen Schüler profitieren, die es meist gar nicht nötig haben.
Schlechte und oder nicht unterstütze schreiben ab, machen sie gar nicht oder falsch und profitieren nicht vom Üben, weil es gar nicht statt findet.
Zitat:
Zitat von keko#
Von den Grünen in BaWü kam sogar mal die Idee, dass jeder Schüler eine persönliche KI an die Hand bekommen sollte. Letztendlich wären das Schritte in die Verdummung. Das käme dann allerdings "von oben". Ich sehe nicht, dass "unten", also bei den jungen Leuten weniger Ehrgeiz vorhanden wäre. Auch zu meiner Zeiten waren angeblich wir Schüler faul und wir Studenten dumm :-)
KI ist ein Werkzeug wie ein Taschenrechner. Auch der führte nicht per se zur Verdummung.