Zitat:
Zitat von Mauna Kea
Im Forum scheint wohl Winterdepression zu herrschen.
Ich hab ja auch lange Zeit gehabt, um mir Gedanken zu machen. Es ist schwierig von diesem Triathlonding wegzukommen. Ausdauersport macht wirklich süchtig, dazu noch die soziale Vereinsamung (man kennt irgendwann niemanden mehr der kein Triathlon macht)
2Jahre lang hab ich noch Buch geführt, obwohl ich gar nicht für irgendwas oder nach irgendwas trainiert habe. Das steckt so tief drin.
Heute sehe ich das gelassener und ich hoffe, das ich nicht wieder so "krank" werde. Im Grunde ist das ja wahrscheinlich eine Flucht vor was anderem.
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Die Medaille hat wohl zwei Seiten: Was einen Großteil von uns (gemeint ist die Triathlonszenegemeinschaft) von anderen unterscheidet, ist u.a und nicht zuletzt unsere Fähigkeit über sehr lange Perioden regelmäßig ziemlich viel zu trainieren und eben nicht wie viele andere immer wieder leicht gute Gründe zu finden Training ausfallen zu lassen. Wären wir überhaupt nicht zwanghaft, dann wären wir wohl auch nicht in der Lage so viel zu trainieren, wie wir es tun.
Mein Einstieg in den Ausdauersport mit 16 Jahren war ein Austieg aus etwas anderem , nämlich dem Anfangsstadium einer Magersuchtkarriere. Damals hatte das kein männliches Wesen und erstrecht nicht im jugendlichen Alter ;-)). Dieser Schatten lag von Anfang auf meiner "Karriere" als Ausdauersportler und hat bis heute Auswirkungen, obwohl ich heute doch ganz anders bin als 1983. Ich habe den Eindruck der Anteil an Menschen, die zu zwanghaften Verhaltensweisen neigt, ist in Kreisen von Ausdauersportlern deutlich höher als in der übrigen Bevölkerung.
Früher habe ich eine zeitlang öfter mit jemandem trainiert, den ich sehr bewundert habe. Er war ein sehr starker Triathlet etwa ab Mitte der 1980er bis 1990er. Er hat mir mal erzählt, wie er ausgestiegen ist. Das war als er ein Geschäft übernommen hatte und kurz nachdem er zusammen mit seiner Frau eine Familie gründet hatte (zwei erwachsene Kinder hat er inzwischen). Er meinte, er hätte erst einmal zwei volle Jahre gar nicht trainiert, sich aber im Alltag recht viel bewegt. Er hätte in der Zeit kein Gramm zugenommen ...
Ich glaube ihm das. Anfangs fiel es mir schwer es zu glauben und es erstaunte mich. Er hat ja jahrelang richtig viel trainiert und war sehr, sehr stark (beim Duathlon in Zofingen beispielsweise mal undankbarer Vierter). Was ich ihm nur eingeschränkt glauben konnte und kann auch heute, ist in den zwei Jahren nicht weniger gegessen zu haben, als in den Jahren zuvor. Das kann eigentlich nicht sein, aber zeigt vielleicht wie unzwanghaft er erstaunlicherweise diesbezüglich ist und war.
Was mich auch verblüfft und auch fasziniert: Er ist jahrelang nach Beendigung des Leistungssports (öfter kehrte er phasenweise wieder zurück, aber trainierte da nie so viel wie in seiner ersten leistungssportlichen Periode) ohne Tacho Rad gefahren :-O. Wenn wir zusammen mal Laufen waren (er trug keine Uhr o.ä.!), ist er manchmal einfach so unvermittelt stehen geblieben oder ein paar Schritte gegangen. Über meine Reflexe hat er sich amüsiert. Ich habe natürlich jedesmal direkt auf die Stopuhr gedrückt, selbst dann, wenn wir ein Hindernis nicht gänzlich im Laufschritt hinter uns bringen konnten, habe ich die Stopuhr angehalten. Er staunte dann seinerseits und meinte das wäre jetzt doch mindestens so anstrengend gewesen, wie wenn wir einfach unser Tempo beibehalten hätten auf freier Strecke. Warum hast du das rausgestoppt?
Die Krönung eines solchen Verhaltens wäre einfach sich gar nicht mehr zu kontrollieren und einfach raus zu gehen und so lange zu laufen bzw. zu radeln oder was weiß ich zu machen, wie man gerade Lust dazu hat und sobald die Lust weg ist, sieht man einfach zu, dass man bald aufhören kann. Das wäre schon verdammt cool, aber meilenweit weg von ThomasG.
:-)