Sooo meine lieben Blogleser. Es muss nach den hektischen und teilweise chaotischen Wochen wieder Ruhe und Ordnung hier rein. Ich habe eine Menge nachzuholen und eine Menge zu berichten. Wo fangen wir an? Am besten mit ein paar Worten noch zum Trainingslager.
Zurückblickend stelle ich mir immer gerne die Frage: Was nehme ich mit (an Erfahrung) und was ist meine Kernerkenntnis?
Müsste ich ganz spontan auf die Frage antworten, was das Trainingslager in Porec von dem Trainingslager in Riccione vor einem Jahr unterscheidet, fällt mir sofort ein 'Das Ende jeder Ausfahrt'. Das Ende jeder Ausfahrt war für mich der wichtigste Punkt. War ich noch in Riccione nach jeder Ausfahrt deutlich kaputt und hatte mir auf den letzten Kilometern immer das Hotel herbeigesehnt, war das diesmal nicht der Fall. Nach jeder Ausfahrt dachte ich daran wie gerne ich jetzt noch etwas weiter gefahren wäre. Arnes 'Stark finishen' fällt mir dazu am passensten ein. Selbst nach der 150km Tour zum Ucka Pass war ich noch nicht am Ende meiner Kraft.
Auch die Koppelläufe waren wahnsinnig souverän und allen voran der 20 km Auftaktlauf vor dem Frühstück lief unglaublich gut, locker und stark.
Zudem hielt sich unser Guide ab dem zweiten Tag meistens im Feld auf, als vorne im Wind.
Ich habe mich wirklich fit gefühlt, und hatte auch das Gefühl, dass ich im Laufe der Woche stärker geworden bin.
Das alles hat mich sehr gut gestimmt. Vor allem hat es mich für Klagenfurt sehr beruhigt. Ich bin also mit erhobenen Hauptes und mit einem guten Gefühl nach Hause gefahren.
Zeitsprung...es ist eine Woche später, Samstag, der 28.04. Wie jedes Jahr stellt meine Firma mit über 250 Läufern das größte Team beim Ingolstadt Halbmarathon. Im Verlauf der Woche habe ich mir innerlich einen extremen Druck aufgebaut. Ich zweifel an mir die Vorjahresleistung von 1:26 Std wieder zu schaffen. Zudem sind natürlich einige Kollegen am Start mit denen man sich messen will. Vor allem das Duel mit einem speziellen Kollegen, demjenigen der mir jahrelang von Klagenfurt vorgeschwärmt hat, steigert den Druck zusätzlich. Ein Druck dem ich nicht standhalten sollte.
Getrieben von den Unmengen an Zuschauern und vor allem den Zuschauern die ich kannte, lief ich wie schon fast in gewohnter Manier zu schnell los. Nachdem der erste km in 3:52 runter ging machte ich mir noch keine Sorgen, da es ja schließlich der erste km war. Als allerdings der zweite und der dritte km auch in unter 4 Minuten lagen wurde ich unsicher. Das Laufen fühlte sich zu locker an, und deshalb nahm ich nur langsam das Tempo raus. Sehr ärgerlich, ich hatte mir eine klare Marschroute vorgegeben und habe diese in keinster Weise einhelten können. Spätestens als ich bei Kilometer 6 mal kurz meinen Puls auf der Uhr herholte und sah, dass der zu hoch ist, wusste ich dass der Lauf hinten raus eine Qual werden würde. Somit war es nur die logische Konsequenz dass ich konstant langsamer wurde. Dem Angriff des besagten Kollegens 400m (!!!) vor dem Ziel hatte ich in keinster Weise was entgegen zusetzen. Der Tank war leer.
Trotzdem, ich bin zufrieden. Komisch eigentlich, aber ich war im Ziel im Großen und Ganzen zufrieden mit meiner Leistung. Zwar habe ich eine bessere Zeit versiebt, bin taktisch hoch unklug gelaufen, aber, und das ist mir ja auch sehr wichtig, ich habe gekämpft und die Zähne zusammen gebissen. Ich bin sehr hart gelaufen und habe das auch ins Ziel gerettet. Allerdings bin ich am Ende so sehr im roten bereich gelaufen, dass ich die halbe Woche danach nicht an Laufen denken konnte vor Schmerzen.
Aber jetzt nicht müde werden, in einer Woche stand ja bereits der Achensee Radmarathon mit 166km und 1400hm an.
Die geplante Kurzdistanz am Mittwoch cancelte ich kurzfristig zugunsten einer langen Koppeleinheit. Die war mir zu dem Zeitpunkt deutlich wichtiger. 110km Rad und 16km Laufen waren es letztendlich. Beides lief erstaunlich gut. Meine Beine habe ich die erste Stunde ruhig warmgefahren um nach dem Halbmarathon nicht gleich wieder zuviel Gas zu geben.
Einen Tag später, am Donnerstag stand das Bikefitting an. Als ausgangspunkt nannte ich meine Nackenschmerzen nach spätestens 50km auf dem Aeroauflieger.
Nachdem meine Pedalplatten richtig eingestellt wurden, sah sich Christoph von Energysource meine Sattelposition genauer an. Er nahm sich wirklich sehr viel Zeit und sah genau hin. Aber er war mit meiner Satteleinstellung bereits vollends zufrieden. Meine Hüfte bewegt sich null beim Pedalieren und die Beinstreckung im Totpunkt passt auch. Wenn ich so angenehm fahren kann würde er nichts dran verändern.
Danach haben wir uns den Lenker vorgenommen. Zu allererst haben wir die Auflieger weiter nach hinten zu mir geholt. Dadurch konnte der gesamte Lenker noch ein gutes Stück nach unten. Somit sitze ich jetzt deutlich kompakter auf dem Rad.
Knackpunkt für meine Nackenbeschwerden ist ein zu enger Aerolenker. Hier müssen die Armpads deutlich nach außen. Die passenden Extensions von Zipp sind bereits auf dem versandweg. Damit sollten dann die letzten beschwerden weg sein.
Er hat vorgeschlagen ich solle mich zwei drei lange Ausfahrten dann mal an die neue Position gewöhnen, da wir ja doch einiges verändert haben und wenn dann alles passt könnte ich noch einen neuen Vorbau mit einer etwas anderen Winkel ausprobieren um mit dem Lenker noch ein wenig runter zu können. Aber das ist optional.
Nach ersten Tests und auch den AUsfahrten auf Malle, ist das Fahren jetzt deutlich entspannter geworden. Leider musste ich auch beim 70.3 noch mit den engen Armpads fahren, da die Extensions vorraussichtlich nächste Woche erst kommen.
Ich bin gespannt wie es sich dann verhält mit meinem Nacken. Alles in Allem bin ich mit der Arbeit von Energysource sehr zufrieden. Christoph nimmt sich sehr viel Zeit und schaut von allen Richtungen wirklich sehr genau und penibel hin.
Sonntag vor einer Woche stand dann der Achensee Radmarathon an. Mein letztes Gastspiel auf dem Rennrad dieses Jahr. Soviel schonmal vorweg, einen Radmarathon mit derart wenigen Höhenmetern werde ich nichtmehr so schnell fahren.
Die Streckenbeschreibung ist einfach: ca 85km Bolzen in der Ebene oder leichten Bergabpassagen, gefolgt vom Anstieg in Leutasch. Die letzten 60 Kilometer dann wieder Gebolze im Flachen.
Die ersten 50km rollte das Feld so dahin und die ersten Gruppen bildeten sich. Auch ich fand mich in einer recht flotten gruppe ein. Dummerweise stand meine Blase kurz vor einem Inferno, weßhalb ich zu einem Pinkelstopp anhalten musste. Nach meiner Gruppe hörte ich hinter mir noch einige weitere vorbeiziehen. Das wars, das Loch werd ich nie zufahren können. So setzte ich mich wieder aufs Rad und sinnierte in der nächsten Gruppe ein bisschen vor mir hin, was ich machen soll. Alleine im Wind fahren würde hart sein und ob ich jemals wieder zu meiner Gruppe (wo auch meine Vereinskollegen waren) vorkommen würde sei fraglich. Nachdem mich jedoch das Windschatten-Pulk-fahren nach einer Woche Trainingslager genervt hat, entschied ich mich fürs AUsbrechen. Und so verbrachte ich Kilometer 50 bis 85 damit von einer Gruppe zur nächsten anch vorne zuspringen. Aus einem zuerst relativ locker geplanten radmarathon wurde eine harte Radausfahrt.
Am Anstieg angekommen fuhr ich die Passstraße weiter hart hoch. Ich weiß nicht so Recht was die anderen da am Berg gemacht haben, aber mir kamen die alle vor als würden sie stehen. Die eklatante Bergschwäche im Mittelfeld war hier deutlich zu erkennen. Und welch Überraschung, in der letzten Kurve hatte ich es tatsächlich geschafft. Ich überholte meine ursprüngliche Gruppe und meine Vereinskollegen.
Anschließend fuhr ich gewohnt schnell ab um an der Verpflegungsstelle am Fuße des Berges meine Flaschen neu aufzufüllen. Danach fuhren wir wieder in einer großen Gruppe weiter. Ca 10km erholte ich mich und gönnte meinen Beinen immer wieder etwas Windschatten. Aber jetzt hatte ich Spaß am Hämmern gefunden und wollte auch hier das stupide Pulkfahren nicht hinnehmen. Ich lauerte auf den idealen Zeitpunkt auszubrechen. Auf bayerischen Hoheitsgebiet zu Beginn einer 12km langen Mautstraße machte sie sich dann auf. Zu dieser Mautstraße geht es etwas bergauf, zwar nur über eine Kurve, aber die reichte um von unten schon eine weitere große Gruppe zu sehen. Die Mautstraße nach Vorderriß kannte ich gut da ich sie schon sehr oft gefahren bin. Viele Kurven und Wellen warten da auf einen. Also nutzte ich die wirklich erstaunliche Bergschwäche (entschuldigung für die Wiederholung, aber das war wirklich extrem), und riß den Anstieg hinauf aus. Die ersten 4 km der Mautstraße stiefelte ich extrem hart dahin um das Loch so zu vergrößern, dass die anderen einen Einholversuch abbrechen mussten. Und schon bald sah ich die neue Gruppe vor mir. Diese 12km zogen sich ellenlang und am Ende musste ich nochmal richtig die Zähne zusammenbeißen und alles geben um die letzten Meter zu zufahren. Überglücklich und Stolz erholte ich mich in meiner neuen Gruppe von der Quälerei.
Später brach ich einen weiteren aber ungewollten Ausbrechversuch dann ab. Die Schnarcher hatten es einfach so wenig am Berg drauf, dass ich bei einer leicht ansteigenden Straße, auf der ich gerade vorne mit im Windfahren dran war, nicht merkte, dass das Feld nicht mitkam.
Alles in allem bin ich mit den knapp über 5 Stunden recht zufrieden. Ich hatte nochmal alles gegeben und fühlte mich wirklich bereit für den großen Test, den ersten Triathlon der Saison und meinem Wunscherlebnis beim Ironman 70.3 auf Mallorca. Meine Erlebnisse dort sind mir jedoch so wichtig und eindrucksvoll in Erinnerung, dass diese Woche Mallorca einen eigenen Post verdient hat.
Und somit verabschiede ich mich bis dahin mit...
to be continued...
P.S. Angehängt noch ein Bild vom Ingolstadt Halbmarathon
