Ich bin faktisch Religionsgegner aber kann es gelassen sehen und den Leuten ihre Wahl lassen. Der Fortschritt setzt sich durch, so und so.
Wir wissen nicht wohin der Weg geht. Religionen können völlig verschwinden. Religionen können in Europa durch die Zuwanderung einen neuen Boom erreichen. Vielleicht wird sich etwas völlig neues neben Religion vs. Wissenschaft entwickeln. Wäre hätte vor 3000 Jahren an Jesus oder WhatsApp gedacht? In 3000 Jahren wird man sich höchstwahrscheinlich über diesen Thread wundern.
da bin ich anderer Meinung. Einfache Systeme mit einfachen Antworten sind nicht geeignet in unserer modernen Welt Fortschritt zu erzeugen.
So wie die grossen monotheistischen Religionen Fortschritt ggü den Naturreligionen brachten, so tut es die Wissenschaft heute ggü diesen.
Ich bin faktisch Religionsgegner aber kann es gelassen sehen und den Leuten ihre Wahl lassen. Der Fortschritt setzt sich durch, so und so.
Einfache Systeme mit einfachen Antworten sind auch aus meiner Sicht nicht gut geeignet, um Fortschritt zu erzeugen (manchmal sind es aber auch ganz einfach Fragen, die beim Weiterkommen helfen ...). Aber sie machen es einzelnen leichter das komplexe Leben zu ertragen.
Ich glaube auch nicht an Geister und Götter. Soweit ich mich erinnere, habe ich im Nebenfach auch ein paar Semester Physik belegt und war und bin von den Entwicklungen begeistert. Lediglich finde ich es als Einschränkung, konzentrieren wir uns nur auf die Naturwissenschaft. Auch fand es damals schon ein wenig seltsam, wie die Physik- und Ingenieurestudenten fast wie besessen nach Formeln gierten, um bloß auf ihren Taschenrechnern irgendwas zu berechnen und lösen zu können und dabei der Prof wie ein Guru vorne rumtanzte und praktisch in jeder Vorlesung die Welt erklärte. Das hatte was sektenhaftes. Wie erfrischend dann die Mathe-Vorlesungen mit ihren Axiomen, Grenzwerten und dem spielerischen Umgang mit der Unendlichkeit, wo man nicht lästig darüber nachdenken muss, ob irgendwas möglich ist oder nicht
Na ja der Unterschied zwischen theoretischer Mathe und Ingenieurwissenschaften ist halt, bei den Mathematikern ist egal was hinten rauskommt, im Zweifel hat man Erkenntnis geschaffen, bei den Ings muss hinten was rauskommen was herstellbar, bezahlbar und verkaufbar ist.
Ingenieurwissenschaften betreibt man nicht aus Spass an der Freude im Elfenbeinturm, sondern um Geld zu verdienen.
Wobei es mittlerweile auch Mathestudiengänge gibt, die das genau so sehen.
Ohne Ings. hättest du aber nix, weder ein modernes TT, noch ein Auto, noch ein PC um sich hier zu unterhalten.
Mit Sekte hat das nichts zu tun. Das was Ings machen funktioniert. Was Sekten erzählen nicht (z.b. zum 5. Mal den Weltuntergang vorhersagen).
Ach mach Dir da mal keine Sorgen.
Mir geht es darum daß Du vorgibst zu wissen wie sich Gläubige fühlen.
hatte die Spitze schon verstanden. Ist ja auch berechtigt, woher soll ich das wissen? Aber es gibt ganz sicher auch sehr viele Menschen auf die das generell zutrifft.
Gut beschrieben ... und der wissenschaftsüberzeugte Atheist ist dabei nicht unbedingt der "bessere" oder "klügere", der sonst wie "lebensfähigere" Mensch.
Das sehe ich anders. Mich würde interessieren, wie Du das begründest.
Gestern sind in Orlando 50 Menschen willkürlich erschossen wurden, heute warf eine Mutter in Deutschland ihre drei kleinen Kinder aus dem zweiten Stock auf die Straße, neulich verbrannte eine Mutter die eigene 16-jährige Tochter bei lebendigem Leibe. Geht es nur mir so? Man denkt im ersten Moment, die Täter müssen entweder verrückt geworden sein, oder es steckt etwas Religiöses dahinter.
Bezogen auf ganze Gesellschaften sind neben dem Nationalismus religiöse Ideen wie der Katholizismus oder der Islamismus echte Gefahren für die betroffenen Gesellschaften, sobald diese Ideen ausreichend Macht haben. Was die Lebensfähigkeit der gesamten Menschheit betrifft, stehen religiös motivierte Konflikte aus meiner Sicht auf der Seite der Probleme, nicht der Lösungen. Warum sonst sind wir alle dagegen, dass der Iran Atomwaffen besitzt, während uns das im Fall von Dänemark oder Australien weit weniger Sorgen bereiten würde?
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Was wollen wir unter dem Begriff Klugheit verstehen? Es ist nicht allein die Anwesenheit von Wissen. Aristoteles soll äußerst klug gewesen sein, dennoch wusste er vergleichsweise wenig. Ihn deshalb als dumm zu bezeichnen, wäre allerdings falsch. Klugheit darf man nicht mit Wissen verwechseln. Wir haben kein Kriterium um zu entscheiden, ob ein Theologe oder ein Physiker "klügeren" Gedanken nachgeht.
Wie ist es mit dem Wissen? Nach meinem Verständnis, das falsch sein kann, hat diese Diskussion gezeigt, dass wir nicht wissen, wie die Bibel auszulegen sei. Widersprechen sich zwei Auslegungen, lässt sich nicht entscheiden, wer recht hat. Ferner gibt es kein Kriterium zu entscheiden, welche der zahlreichen Religionen richtig ist, und noch schlimmer: welche falsch sind. Vor diesem Hintergrund der Unsicherheit scheint es mir fraglich, ob man religiöses Wissen überhaupt als Wissen bezeichnen kann. Oder was dieses Wort bedeuten soll, wenn man es tut.
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Ich denke, dass die meisten von uns, vielleicht sogar alle, sich bemühen gute Menschen zu sein. Glaube hat aus meiner Sicht jedoch grundsätzlich eine moralisch bedenkliche Seite. Nehmen wir als Beispiel, was sich alle Religionen der Welt über die angebliche Minderwertigkeit der Frau einbilden. Wer kategorisch etwas glaubt, und jede Notwendigkeit, das sachlich begründen zu müssen, ablehnt, handelt nach meinem Verständnis nicht moralisch. Es gibt keine Moral, ohne Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
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In unserer religiös sehr gemäßigten westlichen Welt verwässern sich die Gegensätze zwischen Religion und Wissenschaft glücklicherweise stark. Ich kenne niemanden, der im praktischen Leben ganz auf der Seite der Religion wäre. Deshalb halten wir als Gesellschaft (oder in diesem Forum) solche Debatten aus. Ich bin immer wieder froh in einem Land zu leben, in dem absolute Wahrheiten wenig Autorität haben.
ich denke hier hast du ziemlich genau beschrieben wo der Wert von Religion für viele Menschen liegt. In einem festen System mit Antworten. Wir, die wissenschaftsüberzeugten Atheisten, können leben mit dem Umstand das unsere Erkenntnis Grenzen hat. Viele andere Menschen fühlen sich damit nicht wohl. Sie wollen Antworten. Diese Antworten müssen für diese Leute nicht zwingend überprüfbar sein, es genügt der Umstand das man ein festes, unveränderliches System mit Fixpunkten hat. ...
Genau dies war das Ergebnis einer langen Diskussion, die ich mal mit einer tief gläubigen Frau hatte. Sie begründete die Wichtigkeit des Glaubens genau damit, daß ihr Glaube an der Existenz Gottes diesen festen Halt und vollkommen ausreichende Antwort gibt auf alle Fragen, die ansonsten offen blieben, auf alles, wofür man keine rationale Erklärung findet. Sie konnte nicht nachvollziehen, daß für mich diese Antwort genauso wenig abschließend ist, die der Urknall.
Zitat:
Zitat von tandem65
...Mir geht es darum daß Du vorgibst zu wissen wie sich Gläubige fühlen.
Ich habe schon von mehr als einem gläubigen Menschen in konkreten Diskussionen zu diesem Thema die von flaix beschriebene Einstellung bestätigt bekommen. Es mögen nicht alle religiösen Menschen so ticken, aber offenbar gibt es das öfter.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Es gibt keine Moral, ohne Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
Perfekt ausgedrückt, sehe ich auch so.
Ich habe aber den Eindruck, daß religiöser Glaube diese Eigenverantwortung gerne an eine mehr oder weniger diffuse höhere Macht delegiert. Dies vereinfacht sicherlich Entscheidungen in einer komplexen Welt. Wobei sich dieses delegieren der moralischen Eigenverantwortung nicht nur für Religionen zutrifft, sondern wohl höchst menschlich sein dürfte.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
... Ich bin immer wieder froh in einem Land zu leben, in dem absolute Wahrheiten wenig Autorität haben.
Ich auch, zumal ich in einem Land großgeworden bin, in dem der Staat die absolute Wahrheit gepachtet zu haben glaubte.
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