Die juristische Frage nach der Rechtmäßigkeit zur Einladung zum außerordentlichen Verbandstag sollte geklärt werden. Dazu genügt es nicht, wenn jede Partei einen Juristen präsentiert, der den eigenen Standpunkt stützt. Hier ist eine Schlichtung oder Bewertung von außen hilfreich und nötig.
Sollte sich die Einberufung des außerordentlichen Verbandstags als rechtens erweisen, ist alles ok. Falls sich das Gegenteil herausstellt: Dann muss unter der alten Führung erneut eingeladen werden; die Absetzung des Präsidenten und gewisser Teile des Präsidiums wird dann eben dort stattfinden. Daran ist bei dem bisherigen, völlig eindeutigen Abstimmungsergebnis nicht zu zweifeln. Im Ergebnis haben wir in beiden Fällen ein in wichtigen Teilen erneuertes Präsidium. Der ganze Streit geht also nur um die Frage, ob es bereits jetzt die Arbeit aufnimmt oder in drei Wochen.
Das
Präsidium wird von den Landesverbänden gewählt und nicht vom Fußvolk. Wir Triathleten an der Basis haben unsere Stimme an die Vertreter der Landesverbände delegiert, im Vertrauen darauf, dass diese Delegierten mit ausreichend Sachkenntnis und in unserem Sinne handeln. Das ist für uns bequem, hat aber den Nachteil, dass wir in die einzelnen Faktoren, die eine Entscheidung beeinflusst haben, nicht per se eingeweiht sind.
Für Journalisten gilt die Pressefreiheit mit den besondern Regelungen für die
Verdachtsberichterstattung. Deshalb können die einzelnen Redakteure nicht frei über das schreiben, was ihnen an (zum Teil sehr glaubwürdigen) Informationen zugetragen wird. Ihr könnt davon ausgehen, dass sämtliche Fachredaktionen inklusive meiner Wenigkeit in Kontakt stehen mit Personen, die über konkretes Wissen samt Akteneinsicht verfügen. Dennoch ist es nicht möglich, explizit darüber zu berichten. Bis vor kurzem waren wir noch die einzigen, die darauf hingewiesen haben, dass der Umzug nach Hamburg nicht, wie überall dargestellt, des Pudels Kern ist.
Da Herrn Dr. Müller-Ott finanzielle Unsauberkeiten vorgeworfen zu werden scheinen, wäre eine genaue Klärung durch Staatsorgane nach meinem Empfinden durchaus in seinem Sinne. Nur so kann er vollständig rehabilitiert werden -- oder bestraft, was aber immer noch besser ist als eine üble Nachrede per Flüsterpost, die wenig Rücksicht auf Fakten nimmt.
Seine Arbeit als Präsident der DTU zu bewerten fällt nicht leicht, da die DTU kaum Transparenz zeigt. Positiv ist sicher die WM zu bewerten, die aber zum großen Teil ein Verdienst des Veranstalters in Hamburg war. Gut gefallen hat mir auch die Rücknahme der neuen Windschattenregel; hier hat er an einem nationalen Alleingang mitgewirkt und unsere Interessen durchgesetzt. Misslungen ist ihm die Integration von Spitzensport und Breitensport einerseits und von Kurz- und Langstrecke andererseits in einem gemeinsamen Verband. Die Kurzstreckenkader führen ein Eigenleben, und die Langstreckler interessieren sich für Veranstalter weit mehr als für den Verband.
Martin Bentele, seines Amtes Pressesprecher der DTU und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, wird mühelos einen geeigneteren Nachfolger finden. Seine Amtsausübung war von einer an Autismus grenzenden Introvertiertheit beseelt. Selbst im Jahr der Kurzdistanz-Weltmeisterschaft, dem ganz großen Ding der DTU, bekamen wir von ihm nicht eine einzige Pressemeldung. Der sensationelle Sieg von Unger – kein Bild, kein Text von Bentele. Ihm war die Aufgabe anvertraut, Öffentlichkeit zu schaffen, und Bentele ist kläglich daran gescheitert. Wer jetzt skeptisch reagiert bei so eindeutiger Kritik ohne Zwischentöne, möge auf der Website der DTU nach Angeboten "Für die Presse" suchen. Oder ihn selbst in der Rubrik "Ansprechpartner". Vergeblich.
Reinhard Wilke, Vorsitzender der Anti-Doping-Kommission (ADK) in der DTU, mit dem ich im Dopingfall Björn Twittmann telefonisch Kontakt hatte, machte auf mich einen engagierten Eindruck. Seinen Versuch, den des Dopings überführten Agegrouper zu schützen, war mir sympathisch, auch wenn ich in der Sache anderer Meinung war. Dass man ihm als Chefaufklärer der DTU in Dopingfragen landläufig wenig zutraut, liegt an der schleppenden Bearbeitung und der mangelhaften Öffentlichkeitsarbeit. Über den Verfahrensstand im Fall Lothar Leder wird man durch die Frankfurter Rundschau informiert (Gutachten und Gegengutachten, das Labor zur Schlichtung traut sich nicht), während die DTU eisern schweigt. Wenig überzeugend und zu knapp war auch seine Begründung zur Beendigung der Ermittlungen gegen Anja Dittmer und Stefan Vuckovic. Etwas mehr Kommunikation mit dem Volk wäre gut gewesen.
Grüße,
Arne