Ein großer Nachteil einer Punkt zu Punkt Strecke ist, dass der Wind, wenn er denn ungünstig weht, nicht wechselt.
Im offenen Tal traben wir voll gegen die eiskalte Mauer, wesentlich schlimmer als der Zeitverlust ist allerdings, dass jetzt meine Oberschenkel trotz 3/4 Hose muskulär völlig blockieren. Ab Km 35 wird jeder Schritt zur Qual
, mindestens 10-15 km zu früh. Bei meinen 45 km in ähnlichen GA1-Tempo vor 2 Wochen hatte ich bei weitem nicht solche Probleme. Bergab geht jetzt gar nichts mehr. Ich will meinen neuen Lauffreund Elmar voraus schicken, doch er will mich nicht allein lassen und zieht mich Richtung Ziel.
Herzblatt treffe ich alle 10 Kilometer, bei km 45 meint sie, bis 55. Zu fertig, kann ich die Instinkte jahrzehntelangem Gehorsam nicht unterdrücken
und nicke nur kurz.
Im Mergentheimer Schloßpark Labyrinth wird es knüppelhart das Traben nicht aufzugeben, aber ich will zumindest die 50 km laufend finishen. Nach für mich immer noch guten 5.23 Std. ist es auch geschafft.
Dummerweise muss ich aber weiter zu Herzblatt und das heißt ich muss bis Tauber, sonst würde ich nicht meine Botschaft überbringen können.
Bei mir geht gar nichts mehr, außer wirklich nur noch Gehen
.
Elmar läuft weiter, Herzblatt vorwarnen. Später wird er die 100 in 11.41 Std. souverän finishen.
Ich bereue, nicht bei 50 ausgestiegen zu sein, spätestens bei 71 ist definitiv Schluß, aber das dauert und dauert und dauert.
Es ist jetzt nicht so, dass ein sonst lockerer 10min /km Geh-Schnitt, leicht fällt. Ganz im Gegenteil, ich kämpfe dafür mit hohem, unablässigem Einsatz und weithin blockierten Muskeln, da ich mir das Zeitlimit für die 71 leider nicht merkte. Ich rechnete mit 9.15 Stunden(in Wirklichkeit 10.15), zumindest würde Gehen ohne Einbruch immer noch reichen.
Gelegentlich überholen mich durchweg schlanke, fitaussehende Sportler, während vereinzelt Zuschauer verwundert ob der Streckenlänge anfeuern. Dies hilft mir bei der Einschätzung, ganz so ohne ist das Streben nicht, Tempo hin oder her.
Nach 3.30 Std für eine Halbmarathondistanz überschreite ich die Ziellinie in Tauberbischofsheim und finishe in 8.53 Std.
Theoretisch könnte ich bei gleichbleibendem Tempo sogar die 100 packen, aber dafür war das Risko schmerzgeplagt umzukippen mittlerweile zu hoch. Ich habe 2017 meine sportlichen Ziele mit dem Challenge Triple und anderem mehr als erfüllt
.
Meine Oberschenkel waren muskulär völlig hinüber, am Ende konnte ich sie nicht mal ansatzweise anheben.
Demut gelernt, Ziele bewahrt, DNF vermieden, aber auch nicht überzogen. Die WK-Saison ist jetzt zu Ende.
Allen einen geruhsamen Sonntag.
(Nachtrag: nur mangels Konkurrenz wurde ich sogar 3. AK)