Challenge Triple 2017 Roth, Regensburg, Heilbronn mit MS
Die letzten Wochen waren außersportlich durch widrige Umstände ohne Hoffnung auf Besserung sehr herb, verstärkt durch immer tiefere Stimmungstäler der MS lagen die Nerven blank
.
Unrasiert, in Gedanken weit weg, fuhren wir ohne Ambitionen, einzig mit der Hoffnung die mentalen Reserven aufzuladen, zur Challenge Regensburg, meiner dritten 2017 nach Heilbronn und Roth.
Am Sonntagmorgen fängt es an zu regnen, es ist kühl. Doof für die meisten, aber meine MS mag das Frische, ich die zweiten Frühlingsgefühle. Locker kraule ich im Guggenberger See, habe ungewohnt gute Orientierung, schwächele etwas beim Landgang, bekomme danach ohne Beinschlag fast Wadenkrämpfe, mein Neo öffnet sich bereits vor dem Ende, egal, ich wechsle nach 1.22 Std. sehr gemütlich, das Radeln will ich genießen.
Und es läuft. Trotz weiterhin leichtem Regen gerate ich in einen Rausch, jeglicher Zwang ist weit weg. Der Spruch von Carolinchen gilt: „Alles kann, nichts muss“.
Oft sehe ich weit und breit keinen anderen Radler, es fehlt nur noch das Führungsmotorrad
.
Es klart auf. Am Horizont lässt der Blick auf die Walhalla frohlocken.
An einer unübersichtlichen Stelle rufen Helfer: Achtung, falscher Abzweig. Ein Radler kehrt um, ich rechts trotzdem weiter, wieder ganz allein. Ein oft geträumter Alptraum droht wahr zu werden. Ich zweifle plötzlich: bin ich falsch auf die Challenge for Two abgebogen? Muss ich zurück?
Etwas später halte ich kurz bei dem nächsten Streckenposten. Doch richtig, jetzt voll mit Adrenalin weiter. Der rechte Innenschenkel krampft leicht vor Kühle und Spritzwasser, aber heute wittere ich die Chance und in meinem Alter gibt es nicht mehr so viele. Ungebremst lasse ich mich in einen Flow gleiten, trete weitgehend mit dem größten Gang. Laufen war eh von vornerein ausgeblendet und illusorisch.
Richtig gigantisch wird die Fahrt auf der, in diesen Momenten ganz allein für mich vollgesperrten Bundesstraße durch Regensburg.
Nach einem gemütlichen Wechsel laufe ich mit Matschbeinen, aber überraschend weniger langsamer als vermutet los.
Ich freue mich auf jedes Treffen mit meiner Familie und meinen tollen Supporter Hanse, klatsche Anja ab, freue mich sehr über das herzliche Treffen mit Klappergestell, lasse mich von der Stimmung und des „dabei sein, auch mal leiden dürfen“ mitreißen.
Bei Km 20 blicke ich auf die Uhr, merke, dass ohne den jetzt geplanten Wandertag sogar noch eine SUB 12 drin sein könnte.
Dank meiner liebsten Schlammkünslerin
denke ich NLP positiv, richte mich auf, verinnerliche das Ziel, trabe weiter.
Die Nahrungsaufnahme wird schwieriger, jetzt schmeiße ich alles ein, es wird herb, aber: „Wer aufgibt, kann niemals gewinnen“.
Rechtzeitig kommt ein erfrischender Regenschauer, die Sorgen sind vergessen und weggespült. Ich klatsche zum letzten Mal Frank Horras ab, verscheuche das obligatorische Seitenstechen beim Nahen des Ziels und finishe hochzufrieden in 11.53 Std.
Meine elfte Langdistanz war 38min schneller als vor 5 Wochen in Roth, wobei ich beim Radeln mit 5.45 Std. selbst in der Zeit vor meiner Diagnose nur einmal schneller war.
Zeiten sind trotzdem zweitrangig, wie ich Sonja und Thomas Tajsich im Ziel mitteilen durfte: Für mich war es trotz zweimal Ironman Frankfurt(damals noch unter Kurt Denk Maßstäbe setzend) und 8 Mal meinem Jungbrunnen Roth meine schönste Langdistanz überhaupt.
Ein Erlebnis, dass mir keiner, auch die MS nicht, mehr nehmen kann.